1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Förderung vom Bund auf der Kippe: Förderung vom Bund auf der Kippe: Alleingang bei Bahn-Ausbau gefährdet ganzes Projekt

Förderung vom Bund auf der Kippe Förderung vom Bund auf der Kippe: Alleingang bei Bahn-Ausbau gefährdet ganzes Projekt

Von Alexander Schierholz 02.05.2019, 08:58
Illustration:  Bauarbeiter sind an einer neu angelegten Gleisanlage der Bahn beschäftigt.
Illustration:  Bauarbeiter sind an einer neu angelegten Gleisanlage der Bahn beschäftigt. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Wegen mangelnder Kommunikation zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsen steht die finanzielle Förderung des Bundes für ein wichtiges Projekt des Strukturwandels im mitteldeutschen Braunkohlerevier und damit auch das Projekt an sich auf der Kippe.

Offenbar haben sich beide Länder bei dem Vorhaben um einen verbesserten Bahnanschluss der Region um Zeitz (Burgenlandkreis) nach Leipzig nicht abgesprochen.

Sowohl Sachsen-Anhalt als auch Sachsen haben dem Bund den Ausbau der bestehenden Bahnlinie Leipzig-Zeitz-Gera als Wunschprojekt übermittelt - allerdings in unterschiedlicher Weise.

So spricht sich Sachsen-Anhalt für eine Elektrifizierung der Strecke aus, auf der derzeit dieselbetriebene Züge verkehren. Sachsen favorisiert dagegen den Einsatz von Zügen mit Wasserstoffantrieb.

Burgenlandkreis will Anschluss an mitteldeutsches S-Bahn-Netz

Vor allem aus dem Burgenlandkreis wird seit Jahren der Ruf nach einem Anschluss an das mitteldeutsche S-Bahn-Netz und dessen Herzstück, den Leipziger City-Tunnel, laut. Der Kreis will so näher an den Ballungsraum Halle/Leipzig rücken.

Dabei wird stets auch ein Ausbau der Linie Leipzig-Zeitz-Gera gefordert. Allerdings sind Dieselzüge im Tunnel aus Brandschutzgründen verboten. Wasserstoffzüge könnten die Röhren dagegen befahren. Das geht aus einer Studie hervor, die der Leipziger Nahverkehrszweckverband ZVNL 2018 in Auftrag gegeben hatte. Demnach ist die  Strecke  geeignet für die Technologie, bei der Wasserstoff in einer Brennstoffzelle an Bord der Züge in Strom umgewandelt wird. In der sächsischen Projektliste an den Bund wird die Verbindung als „prädestiniert“ für diese Antriebsform eingestuft.

Investitionen in Infrastruktur notwendig

ZVNL-Geschäftsführer Oliver Mietzsch geht davon aus, dass das Projekt mit Mitteln für den Kohleausstieg einen Schub bekommt und eine Förderung möglich wird. Diese sei notwendig, weil Wasserstoffzüge teurer seien als dieselbetriebene. Zudem müsse in die Infrastruktur investiert werden; so müssten spezielle Wasserstoff-Tankstellen gebaut werden. Der Wasserstoff könnte der Studie des Verbandes zufolge aus Leuna bezogen werden. Damit sei das Projekt auch von wirtschafts- und industriepolitischer Bedeutung für die Region, sagte Mietzsch.

Eine Elektrifizierung der Strecke in absehbarer Zeit hält Sachsen dagegen für „wenig wahrscheinlich“, wie es in der Wunschliste des Freistaates an den Bund heißt. Mietzsch sagte, von der Bahn als Eigentümer der Strecke gebe es  keine Signale für die Ausstattung mit einer Oberleitung.

Ausbau von S-Bahn-Netz ist „Leuchtturmprojekt“

Dennoch setzt Sachsen-Anhalt genau darauf. Der Ausbau des mitteldeutschen S-Bahn-Netzes einschließlich Elektrifizierung der Strecke Leipzig-Zeitz ist vom Land sogar als „Leuchtturmprojekt“ mit hoher Priorität nach Berlin gemeldet worden. Das Verkehrsministerium in Magdeburg sieht darin keinen Widerspruch zur sächsischen Position.

Ein Sprecher verwies auf den Güterverkehr, der mit Elektroloks wirtschaftlicher und umweltfreundlicher abgewickelt werden könne. Allerdings sei eine Elektrifizierung teuer und brauche Zeit. Daher seien im Personenverkehr Wasserstoffzüge eine Übergangslösung.

Die Staatskanzleien Sachsen-Anhalts und Sachsens betonten, es gebe ein gemeinsames Interesse am Ausbau der Bahnverbindung. „Es gibt Bedarf an der Strecke, darüber sind sich alle einig“, sagte Sachsen-Anhalts Regierungssprecher Matthias Schuppe. Die Absprachen über einen Ausbau müssten aber noch zwischen den Ländern und dem Bund getroffen werden. Der Strukturwandel im mitteldeutschen Revier sei ein 20 Jahre währender Prozess. „Wir sind jetzt bei Vorschlägen und Planungen“, so Schuppe.(mz)