Boomendes Frachtgeschäft Flughafen Leipzig/Halle: Fluglärm stoppt Wohnungsbau

Halle - Halle und Leipzig wachsen wieder. Die Messestadt will in den kommenden Jahren die Zahl von 700 000 Einwohner erreichen. Attraktiver Wohnraum wird knapp. Davon wollten die umliegenden Gemeinden profitieren, in denen es noch hinreichend Bauland gibt. Doch einigen Kommunen macht nun wohl der Flughafen Leipzig/Halle einen Strich durch die Rechnung.
Die Planungsverbände Halle und Westsachsen haben aufgrund neuer Lärmschutzberechnungen die sogenannten Siedlungsbeschränkungsgebiete ausgeweitet. „Die bisherigen Berechnungsmodelle bildeten den realen Flugbetrieb am Flughafen nicht ab“, teilte die Regionale Planungsgemeinschaft Halle mit.
Übersetzt: Es gibt mehr Fluglärm. Das heißt: In den Beschränkungsgebieten dürfen nur noch in Ausnahmefällen neue Wohnungen gebaut werden. Bauverbote gibt es auch für „schutzwürdige Einrichtungen“ wie Schulen und Kindergärten. Westlich des Flughafens sind davon etwa die Orte Queis und Schkopau betroffen.
In östlicher Richtung sind Taucha und Eilenburg berührt. Ab 5. März läuft ein Beteiligungsverfahren, in dem Betroffene noch Einwände erheben können.
Gutachten geht von mehr Fluglärm am Drehkreuz Leipzig/Halle aus
Für die bestehende Bebauung hat die Ausweitung keine direkten Auswirkungen. Die Änderungen dienen dem vorsorgenden Lärmschutz. Ob aktive Maßnahmen wie etwa Schallschutzfenster nötig sind, müssen die Immissionsschutzbehörden entscheiden.
Fakt ist, das Gutachten der Planer geht von mehr Fluglärm aus. Leipzig/Halle ist mit dem Drehkreuz des Logistikers DHL bereits der zweitgrößte deutsche Frachtairport. Jede Nacht starten und landen 60 DHL-Flieger. Künftig will die Bundesregierung auch ausländische Fracht-Airlines nach Leipzig/Halle lenken.
Die Bürgerinitiative (BI) „Gegen Flug- und Bodenlärm“ warnt vor einer „dramatischen Zunahme“ des Nachtfluglärms. „Der Airport wächst über die Kommunen hinaus“, sagt BI-Sprecher Matthias Zimmermann. „Die Gemeinden werden in Teilen ihrer städtebaulichen Entwicklung beraubt“. Der Planungschef in Westsachsen, Andreas Berkner, gibt aber auch zu bedenken: „Ohne den Wirtschaftsmotor Flughafen gebe es weniger Wachstum.“
(mz)