Feuerwehren nach Gewitter im Dauereinsatz Feuerwehren nach Gewitter im Dauereinsatz: Unwetter verwüstet Region

Halle (Saale) - Ein heftiges Gewitter ist am Dienstagabend über Sachsen-Anhalt gezogen und hat dabei an zahlreichen Orten erhebliche Schäden angerichtet. Obwohl es kaum zehn Minuten blitzte und donnerte, fiel eine erhebliche Menge Regen vom Himmel, berichtete MZ-Redakteur Matthias Bartl aus Köthen. Auch zahlreiche größere Äste seien durch die Sturmböen von Bäumen wie zum Beispiel in der Bernburger Straße gerissen worden.
Rettungsleitzentrale Anhalt-Bitterfeld überlastet
Die Rettungsleitzentrale des Landkreises Anhalt-Bitterfeld bekam gegen 21 Uhr so viele Anrufe, man lange warten musste, um durchzukommen. Man habe fünf, sechs Notrufleitungen gleichzeitig offen, hieß es in der Zentrale, weil vielerorts im Altkreis Köthen Feuerwehren im Einsatz seien, um beispielsweise entwurzelte Bäume zu beseitigen. Für genauere Auskünfte gegenüber den Medien war in dem Moment keine Zeit. Die Feuerwehr Köthen hatte bis 21 Uhr einige kleinere Einsätze bewältigt, unter anderem wurden Äste entfernt, die auf die Fahrbahnen gefallen waren, so Ortswehrleiter Wolfgang Czech. "Jetzt halten wir uns in Bereitschaft."
Besonders erheblich sind die Schäden offenbar im Norden von Halle (Kröllwitz, Dölau). "Hier war die Hölle los", berichtete Online-Redakteur Alexander Schultz per E-Mail, "überall entwurzelte Bäume auf den Straßen, Garagen und Grundstücken. Die Leute sprechen von einem Tornado." In einem Waldstück gegenüber dem Edeka-Markt in Heide-Nord habe der Sturm eine Schneise geschlagen und dabei rund 50 Birken umgeknickt. Vermutlich sei dort eine Windhose durchgefegt. Auch in Trotha wurde ein Tornado beobachtet.
Bäume umgestürzt, Dächer abgedeckt
Die Feuerwehr musste ab 20.30 Uhr im Stadtgebiet von Halle und auch im Saalekreis zahlreiche Einsätze fahren. In Teutschenthal stürzten Bäume am Bahnhof um, die Straße musste gesperrt werden. Auch in Zöberitz sowie in Lieskau waren Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume gerufen worden. Vor allem der Norden Halles ist von den Folgen des Unwetters betroffen: In Teilen von Kröllwitz, darunter in der Äußeren Lettiner Straße sowie in der Fuchsbergstraße, gab es offenbar ebenfalls einen Tornado-ähnlicher Sturm. Laut Stadtsprecher Drago Bock, lässt sich Oberbürgermeister Bernd Wiegand ständig über die Umstände benachrichtigen. Mittlerweile ist auch das Technische Hilfswerk in Halle im Einsatz.
In Lettin hatte es Dächer abgedeckt, ebenso in Trotha. Mehrere Keller sind vollgelaufen und mussten ausgepumpt werden. In Kröllwitz gab es vielerorts Windbruch, in Zappendorf ist ein Gastank Leck geschlagen. In vielen Orten haben sich Freiwillige in den Gerätehäusern gemeldet.
Erhebliche Sturmschäden gibt es auch im Raum Querfurt, berichtete MZ-Redakteur Dirk Skrzypczak. Alle verfügbaren Feuerwehren seien dort im Einsatz. Zwischen Alberstedt (Saalekreis) und Röblingen am See (Kreis Mansfelder Land) riss der Sturm vier Hochspannungsmasten um. Außerdem drohen dort Bäume auf einen Gastank zu stürzen. Feuerwehren sichern bei Erdeborn die umliegenden Straßen nahe der umgestürzten Masten der 110-KV-Starkstromleitung. Die Polizei hat die Straße von Erdeborn nach Hornburg gesperrt.
Viele Notrufe im Kreis Mansfeld-Südharz
Im Seegebiet Mansfelder Land fiel am Dienstagabend der Strom aus, die Feuerwehren sammelten sich in der Einsatzzentrale in Röblingen am See. Auch ein Feuerwehrmann hat einen Tornado beobachtet. In Teilen des Mansfelder Landes fielen Hagelkörner so groß wie Walnüsse. In Rothenschirmbach hagelte es so stark, dass die Körner stellenweise zehn Zentimeter hoch lagen.
Windhose auf Zeltplatz in Kelbra
Eine Windhose hat auf dem Zeltplatz Kelbra (Mansfeld-Südharz) und in der Stadt Kelbra eine Schneise geschlagen. Zahlreiche Bäume sind umgestürzt. Auf dem Zeltplatz war unter anderem ein Wohnwagen umgestürzt und hat ein Ehepaar unter sich begraben. Die Frau konnte sich selbst befreien. Der Mann wurde von drei Campern befreit, die sofort Erste Hilfe leisteten. Wie es dem Mann jetzt geht, ist nicht bekannt. Rettungshubschrauber und die Feuerwehr von Kelbra war auf dem Zeltplatz vor Ort. Die Feuerwehren aus Thürungen und Sittendorf waren mit der Beseitigung der Schäden in der Stadt beschäftigt.
Feuerwehren im Harz im Dauereinsatz
Die Gewitterfront hat auch den Feuerwehren im Landkreis Harz zahlreiche Einsätze beschert. Sturmböen ließen zahlreiche Bäume umstürzen, so unter anderem in Quedlinburg, Thale, Friedrichsbrunn, Bad Suderode, Güntersberge, Dankerode, Straßberg, Ballenstedt, Ditfurt, Weddersleben und Heteborn. Ersten Erkenntnissen zufolge wurde niemand verletzt. Die ersten Alarmierungen der Feuerwehren begannen gegen 19.20 Uhr, "und wir sind immer noch am Abarbeiten der Meldungen", sagte ein Sprecher der Einsatzleitstelle gegen 20.45 Uhr. Weitere Gewitter am Abend und in der Nacht werden nicht ausgeschlossen.
Nur wenige Schäden im Raum Aschersleben
Vergleichsweise harmlos waren die Gewitter-Schäden im Raum Aschersleben. Das sagte ein Polizeisprecher auf MZ-Anfrage. Allerdings kam es zu einigen Verkehrsbehinderungen wie in der Magdeburger Straße in Aschersleben. Dort blockierten mehrere größere Äste die Fahrbahn. Der vorübergehende Starkregen setzte teilweise einige Straßen unter Wasser. Die örtlichen Feuerwehren rückten zu verschiedenen Einsätzen aus.
Sturm riss Kräne in Elster um
Gegen 20.30 Uhr traf das Unwetter auch den Landkreis Wittenberg. Die Feuerwehren wurden zu mehreren Einsätzen gerufen, weil Bäume auf die
Straße gestürzt waren. Unter anderem blockierte ein Baum die Verbindungsstraße zwischen Oranienbaum und Dessau. Auch die Straße zwischen Dessau und Vockerode war durch mehrere umgestürzte Bäume blockiert. Einen erheblichen Schaden gibt es auf dem Gelände der Firma Christmann und Pfeifer in Elster/Elbe zu beklagen, wo drei Kräne eingestürzt sind, die nach Auskunft von Peter Müller (Freie Wähler), Bürgermeister der Stadt Zahna-Elster, seit 50 Jahren dort standen. Auch in Gräfenhainichen im Landkreis Wittenberg zog sich binnen weniger Minuten ein Unwetter zusammen. Sturm und Starkregen gingen auf die Heidestadt und Umgebung nieder.
Bernburg kam glimpflich davon
Nach dem Dauereinsatz der Feuerwehr Bernburg beim Unwetter am Sonntagabend ist die Saalestadt bei der Gewitterfront am Dienstagabend glimpflich davon gekommen. Es gab laut Einsatzleitstelle bisher lediglich drei Einsätze, am Sonntag waren es 17. In zwei Fällen mussten in der Johannisstraße und in Dröbel Richtung Latdorf Bäume von der Fahrbahn geräumt werden. In Aderstedt war die Drehleiter gefragt, um lockere Äste an einem Baum zu beseitigen. Im Einsatz waren auch 17 Löschkräfte der Feuerwehr Peißen. Viermal mussten sie laut Ortswehrleiter Maik Hammermann zu umgeknickten Bäumen ausrücken. Bis alle Gewitterfronten vorbeigezogen sind, bleiben die Löschkräfte einsatzbereit. In der Nacht werden über der Region weitere Gewitter erwartet. Auch die Feuerwehr Könnern war im gesamten Stadtgebiet im Einsatz, um Sturmschäden zu beseitigen. (mz)
21 Feuerwehr-Einsätze in Dessau
Gegen 20.30?Uhr hat das Unwetter das Stadtgebiet von Dessau-Roßlau erreicht - mit einem kurzen Gewitter, Blitzen, lautstarken Donnern und kräftigen Regenschauern. Alles zusammen genügte, um den Feuerwehren der Stadt einen arbeitsreichen Abend zu bescheren. Kurz vor 22 Uhr bilanzierte die Dessauer Rettungsleitstelle insgesamt 21 Einsätze.
Im Raum Zeitz hat die Gewitterfront offenbar nur wenige Schäden verursacht. Nach Angaben der Kreisleitstelle für Rettungswesen ist die Region glimpflich davongekommen. (mz)


