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So schlimm war das Unwetter vor vier Jahren So schlimm war das Unwetter vor vier Jahren: Eine Schneise der Verwüstung in Halle

Von Redaktion Saalekurier 07.07.2019, 10:00
Unwetterschäden in Dölau
Unwetterschäden in Dölau Holger John Lizenz

Halle (Saale) - Heute vor vier Jahren wütete ein schweres Unwetter in Halle und im Saalekreis. Unsere Reporter berichteten an diuesem Tag aus den verschiedenen Krisenregionen in der Stadt. Der folgende Text und die Fotogalerien liefen am 7. Juli 2015 auf MZ.de und geben Einblicke in die Ereignisse des Katastrophentages in Halle:

Tiefschwarze Wolken fegen gegen 20.30 Uhr über Halle hinweg. Blitze zucken - und sofort  gehen an diesem Dienstagabend auch schon die ersten Notrufe bei der Leitstelle der Feuerwehr ein, die für Stunden völlig überlastet war.  Die dringendsten Rufe kommen aus Dölau und Kröllwitz. Ein Tornado soll über den nördlichen Teil  von Halle gefegt sein, berichten Anwohner.

Unwetter am 7.7.2015: „Hier sieht es aus wie nach einem Bombenangriff“

„Hier sieht es aus wie nach einem Bombenangriff“, so eine Kröllwitzerin, in deren Garten  mehrere Bäume entwurzelt werden. In vielen Vorgärten liegen Äste oder ganze Bäume, an einem Autohaus sind große Äste auf einen  Kleintransporter gestürzt. „So heftig habe ich das noch nie erlebt. Der Regen war wie eine Wand“, so der Dölauer Uwe Bitterlich.

Dass es sich um einen Tornado gehandelt hat, will Sebastian Manns nicht ausschließen.  „Wir haben zwar keinen Tornado messen können, aber möglich ist es auf jeden Fall“, so der Wetter-Experte vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig, der auf Grund der Unwetterwarnung für Halle und Umgebung Sonderschichten einlegt. „An der Wetterstation Schkeuditz wurde Windstärke 9 gemessen“,  so Manns.

Unwetter am 7.7.2015: In Dölau und Kröllwitz sieht es verheerend aus

Indessen sieht es in Dölau und Kröllwitz verheerend aus: umgestürzte, entwurzelte Bäume auf den Straßen, abgedeckte Dächer in Lettin und Lieskau. In Dölau  schaffen es die Hilfskräfte der Feuerwehren nicht, sich sofort einen Weg in den Ortsteil zu bahnen. In der Elbestraße in Dölau sind Strommasten umgekippt. Ein Feuerwehrmann: „So etwas passiert einmal im Jahr. Das muss eine richtige Windhose gewesen sein.“

Rund um die Elbestraße liegen überall Dachziegel auf dem Boden, Wellblech und Plastikverkleidungen hat es aus den Gärten gerissen, im Imkerweg liegen haufenweise Ziegel. „Ich habe richtig Angst gehabt, habe alle Rolläden runtergelassen“, so Ingrid Rieht. Zwei Zentimeter dicke Hagelkörner kommen vom Himmel.  Einen  75-Jährige berichtet unterdessen, das Dachfenster ihres Hauses sei weggerissen worden. „Ein Viertel vom Dach ist weg“, beklagt die alte Frau: „Sogar der Schornstein ist runtergekommen, bei uns regnet es rein.“

Unwetter am 7.7.2015: In Knolls Hütte sind Lichtmasten umgestürzt

In Knolls Hütte sind Lichtmasten umgestürzt, haben Anwohner beobachtet. „So heftig habe ich das noch nicht erlebt. Aber die Hilfsbereitschaft ist enorm. Jeder hat beim Beseitigen der Bäume geholfen“, so ein Mann, der nahe der Dölauer Heide wohnt.

Am späten Abend meldet sich MZ-Redakteur Lutz Würbach aus Lieskau. „Durch unseren Ort verläuft eine Schneise der Verwüstung“, berichtet er. Von und nach Lieskau sei jegliche Verbindung zur Außenwelt unterbrochen. „Ich bin gerade noch nach Dölau zu meinen Eltern gekommen“, so der Lieskauer. Im Ort selbst  helfen sich unterdessen die Einwohner gegenseitig, die Sturmschäden zu beseitigen. „Es kommt ja keine Hilfe durch“.  Auch aus anderen Teilen der Stadt und aus dem Saalekreis werden immense Schäden gemeldet: Neben umgestürzten Bäumen auch viele überflutete Keller - so in  Teutschenthal,  ebenso im Landsberger Ortsteil  Zöberitz. In Schiepzig und Zappendorf sind Gastanks leckgeschlagen und Gas ist dabei ausgetreten.

Aus dem  Saalekreis müssen freiwillige Feuerwehren nach Halle zu Hilfe eilen. So ist in der Reilstraße ein Baum auf die Oberleitung der Straßenbahn gestürzt. (mz)

Unwetterschäden in Halle
Unwetterschäden in Halle
Peter Fehse Lizenz