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Explosion in der Stephanusstraße Explosion in der Stephanusstraße: Täter kam wegen Justizpanne auf freien Fuß

17.05.2014, 07:22
Die Stephanusstraße nach der Explosion im Dezember 2002
Die Stephanusstraße nach der Explosion im Dezember 2002 dpa Lizenz

Halle (Saale) - Die Explosion, die 2002 nur wenige Tage vor Weihnachten die Stephanusstraße in Halle erschütterte, hinterließ eine Spur der Verwüstung. 100 Gebäude wurden teils erheblich beschädigt. Ein 52-jähriger Mann, den die Druckwelle aus seiner Wohnung auf die Straße hinaus geschleudert hatte, überlebte schwer verletzt.

Explosion in der Stephanusstraße: Schwierige Spurensuche

Die Spurensuche gestaltete sich schwierig. Erst im März 2004 klickten die Handschellen. Hausbesitzer Norbert W. soll die Explosion selbst durch Manipulation der Gasleitung ausgelöst haben, um 1,3 Millionen Euro Versicherungssumme zu kassieren. Nachdem das Landgericht Halle an 48 Verhandlungstagen 152 Zeugen und sechs Gutachter gehört hatte, wurde Norbert W. im Dezember 2005 verurteilt: 15 Jahre Haft wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Versicherungsbetrug. Der Vorsitzende Richter bezeichnete den Mann damals als Menschen, „der eine große Selbstgerechtigkeit besitzt und die Wirklichkeit nicht wahrhaben will“.

Explosion in der Stephanusstraße: Haftbefehl gegen Täter aufgehoben

Norbert W. legte gegen das Urteil Revision ein und kam im November 2006 nach einer Haftbeschwerde auf freien Fuß - vor einer Entscheidung über seine Revision. Das Oberlandesgericht Naumburg hatte die Aufhebung des Haftbefehls mit dem sehr langen Verfahren und der zweieinhalbjährigen Untersuchungshaft begründet. In der Zeit sei nur ein- statt zweimal pro Woche verhandelt worden. Zudem habe das schriftliche Urteil wegen Personalproblemen erst ein halbes Jahr später vorgelegen.

Nach dieser Justizpanne nutzte Norbert W. seine vorübergehende Freilassung für die Flucht und trat später dann seine Haftstrafe nicht an. Nach drei Monaten spürten Zielfahnder des Landeskriminalamtes ihn dann in der albanischen Hauptstadt Tirana auf. Anfang 2014 kam er nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haft frei. (mz)