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Eltern und Schüler Eltern und Schüler: Breite Front gegen Hausaufgaben

Von Johannes Dörries und Gert Glowinski 23.08.2013, 19:15
Hausaufgaben sollen abgeschafft werden.
Hausaufgaben sollen abgeschafft werden. DPA Lizenz

Halle/MZ - Eine breite, länderübergreifende Initiative zur Abschaffung der Hausaufgaben an den Schulen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zeichnet sich ab. Nachdem sich in Sachsen Landeselternrat und Landesschülervertretung für „modernes Lernen“ in Ganztagsschulen und den Verzicht auf Hausaufgaben stark gemacht haben, schloss sich am Freitag auch Thomas Jäger, Vorsitzender des Landeselternrates Sachsen-Anhalt, der Forderung an. Er betonte zudem, dass im September der erste mitteldeutsche Elternrat mit Vertretern der drei Länder tage. Ziel seien gemeinsame Initiativen, die Elternvertreter zögen bei vielen Themen an einem Strang.

Damit könnte ein Traum vieler Schüler näher rücken: Nie mehr Hausaufgaben. Wie Elternrats-Chef Jäger plädiert auch die Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen-Anhalt für eine Organisation von Schule und Lernen, die Hausaufgaben weitgehend überflüssig macht. In Ganztagsschulen könne in der Schulzeit und mit pädagogischer Begleitung das erledigt werden, was Schüler sonst zu Hause erarbeiten müssen.

Jäger nennt die Belastung der Eltern durch die Hausaufgaben, die Begleitung der Kinder bei der Erledigung und die allabendliche Kontrolle, als wichtigen Grund, sich für die Abschaffung einzusetzen. Denn: „Schulische Aufgaben gehören in die Schule.“ Am liebsten in eine Ganztagsschule, die eine pädagogische Betreuung auch der Teile des Lernens ermögliche, der jetzt als Hausaufgabe vergeben wird.

Vielen Kindern - etwa in bildungsfernen Familien - fehle zudem eine adäquate Betreuung zu Hause, sagt Thomas Senger, Vorsitzender des Stadtelternrates Halle. Vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien seien häufig auf sich allein gestellt und damit benachteiligt. Er bezeichnete die Hausaufgaben als „ein Relikt aus vergangenen Zeiten“.

Auch GEW-Sprecher Hans-Dieter Klein wünscht sich mehr Ganztagsangebote. Hausaufgaben lehnt er indes nicht grundsätzlich ab. Es sei Sache der Lehrer, zu entscheiden, was wichtig ist.

Ein klares Votum für Hausaufgaben kommt von Jürgen Mannke, Landeschef des Philologenverbandes. „Sie sollten weiter vergeben werden, um Erlerntes zu verfestigen und zu wiederholen.“ Allerdings zieht der Leiter eines Gymnasiums in Weißenfels Grenzen: Die Aufgaben sollten nicht zu umfangreich sein, die Schüler seien mit sechs Stunden Schule „schon ganz schön ausgelastet. Masse allein bringt nichts.“ Sinnvoll seien Aufgaben für mehrere Schüler. Davon könnten schwächere Schüler profitieren. „Kinder hören am besten auf Gleichaltrige“, so Mannke. Und es müsse Freizeit bleiben.

Das Magdeburger Kultusministerium hat eine MZ-Anfrage zum Thema Hausaufgaben am Freitag nicht beantwortet. Dazu könne erst am Montag Stellung genommen werden, sagte ein Ministeriumssprecher.