Doppelmörder von Mansfeld Doppelmörder von Mansfeld: Gabor S. redet nun doch

Halle (Saale)/MZ - Überraschend hat er sein Schweigen doch noch gebrochen: Im Prozess um den Tod einer Schweizerin hat der verurteilte Doppelmörder von Mansfeld eine neue Version des Geschehens geliefert. Sie weicht von früheren Angaben gegenüber der Polizei ab. Vor Gericht hatte der 42-Jährige bis dato die Aussage verweigert. Schon am Montag - statt erst am 17. Oktober - könnte nun das Urteil fallen.
In dem Verfahren geht es um Maria K., eine 47-jährige Bekannte des Angeklagten, die im Juni 2007 im Kanton Zug spurlos verschwand. Anfang 2011 war ihre skelettierte Leiche in einem Wald bei Mansfeld gefunden worden. Der nun angeklagte Gabor S. stand zwar schon 2007 unter Verdacht, weil er mit K.s Geldkarte kurz nach deren Verschwinden eingekauft hatte. Ohne Leiche konnte ihm damals aber nichts nachgewiesen werden. Das änderte sich mit dem Skelettfund in der Nähe seines letzten Wohnortes, in dem er 2008 einen Arzt und eine Rentnerin ermordet hatte.
Unglücklich gefallen?
In seiner jüngsten Aussage stellte S. den Tod der Frau nun als Unglücksfall dar, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte. Er habe mit ihr gestritten, sie von sich gestoßen. Maria K. sei „unglücklich über eine Anhängerkupplung gefallen“ und gestorben. Die Leiche habe er dann nach Deutschland gebracht und in dem Waldstück abgelegt.
Es war beileibe nicht die erste Version des 42-Jährigen. Nachdem er zunächst jeden Zusammenhang mit dem Verschwinden der Verkäuferin abgestritten hatte, präsentierte er den Ermittlern schon einmal eine Unfallvariante: Nach ihr war Maria K. im Streit auf der Autobahn aus dem fahrenden Auto gefallen und dann gestorben. Die Leiche wollte S. angeblich im Rhein entsorgt haben. Tagelange Suchaktionen der Schweizer Polizei blieben damals erfolglos - mussten es bleiben, wie spätestens mit dem Skelettfund im Wald klar wurde.
Auch die Erklärungen dazu, warum in seinem Auto nach der Rückkehr aus der Schweiz Papiere, Schlüssel und Geldkarten der Vermissten gefunden wurden, veränderten sich mehrfach, wie Polizisten im Prozess berichteten. Erst hatte die Frau nur ihre Tasche in seinem Auto vergessen, dann wollte er sie aus der Wohnung gestohlen haben, während K. auf Arbeit war. Als klar war, dass sie den im Auto gefundenen Schlüssel bis zum Feierabend bei sich hatte, räumte S. ein, dass er die Tasche im Streit mit ihr gestohlen habe.
Stromlinienförmig gebaut
Auch im Prozess um den Doppelmord von Mansfeld hatte S. nach langem Schweigen ein Geständnis abgelegt - und ebenfalls jede Tötungsabsicht bestritten. Er habe die Aussage „stromlinienförmig an den Beweisen entlanggebaut, um von den Mordmerkmalen wegzukommen“, warf ihm der Staatsanwalt damals vor. S. wurde 2010 zu lebenslanger Haft, besonderer Schwere der Schuld und Sicherungsverwahrung verurteilt. Er hatte die Rentnerin und den Arzt laut Urteil ermordet, um sich mit deren Geld und Auto in die Schweiz abzusetzen und einer anstehenden Haftstrafe zu entgehen.
Im neuen Prozess um die Schweizerin soll am Montag voraussichtlich noch ein Gerichtsmediziner zur neuen Version der Tat befragt werden. Laut Anklage indes soll S. die Frau an einen Baum gefesselt und dann getötet haben. Eine genaue Todesursache konnte nicht festgestellt werden. Warum S. plötzlich aussagte, ist unklar. Gerüchten zufolge will er möglichst bald ins Burger Gefängnis zurück. Für die Dauer des Prozesses war er nach Halle verlegt worden.