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Dienstwagen in Sachsen-Anhalt Dienstwagen in Sachsen-Anhalt: Große Diesel-Limousinen statt Erdgasautos

Von Kai Gauselmann 18.05.2015, 19:30
Reiner Haseloff und sein früherer Dienstwagen: Der BMW ist mittlerweile durch einen sparsameren Audi A 8 ersetzt worden.
Reiner Haseloff und sein früherer Dienstwagen: Der BMW ist mittlerweile durch einen sparsameren Audi A 8 ersetzt worden. DPA Lizenz

Magdeburg - Obwohl Sachsen-Anhalt seit Jahren den Ausbau der Elektro-Mobilität propagiert, nutzt die Landesregierung in ihrer riesigen Fahrzeugflotte kaum Elektromobile und ebenso wenig Fahrzeuge mit Erdgas- oder Hybridantrieb. In den Ministerien und nachgeordneten Behörden gibt es schätzungsweise mehr als zweitausend Dienstwagen - aber nur zwei Dutzend mit alternativen Antrieben. Von den Ministern werden ausschließlich relativ große Diesel-Limousinen mit teilweise recht hohem Ausstoß von CO2 gefahren.

Bei der Opposition löst das Kritik aus. „Ein Landtags-Vizepräsident fährt einen Wagen mit einem CO2-Ausstoß von 114 Gramm - warum müssen die Minister Autos mit 150 bis 160 Gramm fahren? Da muss sich etwas tun“, moniert der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Dietmar Weihrich. Auch in Bezug auf alternative Antriebe sehe es „traurig“ aus. „Da tut sich ja nicht einmal etwas in Ressorts, die eine Vorbildwirkung haben: Wie Verkehrs- und Umweltministerium“, sagte Weihrich.

Krasser Gegensatz

In den Ministerien für Finanzen sowie Arbeit und Soziales gibt es je einen Dienstwagen mit alternativem Antrieb. Bei den übrigen Ministerien nur konventionelle Wagen. Das Innenministerium hat allerdings zwei Pilotprojekte gestartet und testet bei der Landespolizei zwei Hybrid-Autos und 20 Erdgas-Wagen. Die E-Bilanz der Regierung steht im krassen Gegensatz zu ihren eigenen Zielen. Elektromobilität könne „ein wichtiger Baustein unserer Mobilitätskultur werden“, heißt es in dem vergangenes Jahr verabschiedeten „Energiekonzept 2030“ der Landesregierung. „Bereits heute können wir jedoch ohne große Umstände erdgasbetriebene Fahrzeuge als Alternative zum klassischen Antrieb nutzen und damit sowohl etwas für den Klimaschutz tun als auch bares Geld sparen“, preist das Konzept unter anderem weiter.

Soweit die Theorie, in der Praxis verfügt das für das Konzept verantwortliche Landes-Wirtschaftsministerium über keine Fahrzeuge mit alternativem Antrieb. Weil es die günstigste Variante sei, würden alle Fahrzeuge geleast, heißt es aus dem Ministerium. „Die Leasingraten für Elektrofahrzeuge sind gegenüber konventionell betriebenen mehr als doppelt so hoch“, so das Ministerium weiter.

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Auch Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) lässt den Strom in der Steckdose. Er fährt einen Mercedes-Diesel mit 258 PS und einem CO2 -Ausstoß von 156?Gramm pro Kilometer. Zum Vergleich: Seine Thüringer Kollegin fährt einen kleineren Audi A?6 mit 190 PS und 109 Gramm CO2 pro Kilometer. Im Magdeburger Ministerium ist man sich der Vorbildwirkung aber dennoch bewusst und hat auch über ein Elektroauto für den Minister nachgedacht - versichert zumindest sein Sprecher Detlef Thiel. „Der Minister hat das abgewogen und hält es nicht für sinnvoll“, so Thiel. Ein E-Mobil funktioniere vielleicht in Stadtstaaten, „aber nicht in so einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt.“

Haseloff auf Platz sechs

Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) fährt im Vergleich mit seinen Ministerpräsidenten-Kollegen den sechst-saubersten Dienstwagen, einen Audi A?8 mit 155?Gramm CO2. Laut Regierungssprecher Matthias Schuppe ist der Ministerpräsident extra auf einen saubereren Wagen umgestiegen, vorher fuhr er eine Limousine mit einem Ausstoß von 169 Gramm. Dabei sei auch geprüft worden, einen Hybrid-Wagen zu leasen. „Der wäre aber im Vergleich fünf Mal teurer.“ Der aktuelle Wagen sei ökonomisch und ökologisch die Kompromiss-Variante. „Der Ministerpräsident fährt einen Wagen, der umweltgerecht ist und im Leasing vergleichsweise wenig kostet.“ Haseloff fährt pro Jahr 70?000 bis 80?000 Kilometer. Wegen der hohen Laufleistung und weil Landesregierungen günstige Konditionen bekommen, sind die Wagen der Regierungsmitglieder meist geleast. Für Haseloffs Wagen fielen 2014 für Leasing 3?300 Euro und für Unterhalt 7?400 Euro an.

Ein Elektromobil für Haseloff wird es aber nicht geben. „Der Ministerpräsident fährt extrem viel, ein Elektromobil ist aber vor allem innerstädtisch sinnvoll und nicht auf langen Strecken“, so Schuppe. Dennoch schafft die Staatskanzlei jetzt ein Elektromobil für die übrigen Mitarbeiter an, wenn Fahrten innerhalb Magdeburgs anstehen. (mz)