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DHL-Luftfrachtzentrum DHL-Luftfrachtzentrum: Maschinen sind nur 90 Minuten am Boden

Von Steffen Höhne 18.12.2007, 20:08

Schkeuditz/MZ. - Die Boeing 757 rollt gegen 23 Uhr in ihre Parkposition. Grüne Lichter in der Fahrbahn weisen ihr den Weg. Die Maschine mit den großen Lettern DHL am Rumpf birgt in ihrem Bauch bis zu 80 Tonnen Fracht aus Prag. Sobald der Flieger steht, rückt ein sogenannter Highloader zum Entladen der Container an. Schlepper umkreisen das Flugzeug und nehmen die Fracht auf.

Die Mitarbeiter sind bei Minus drei Grad dick in Overalls verhüllt. Jeder Handgriff wurde über Monate geübt. In 90 Minuten muss der Frachtflieger wieder am Himmel in Richtung Brüssel sein. "Wir betreiben hier das modernste Luftfrachtdrehkreuz der Welt", sagt Robert Viegers. Der Niederländer ist seit einigen Monaten Geschäftsführer der DHL Leipzig Hub GmbH.

Leipzig / Halle wird neben Wilmington in den USA und Hongkong in Fernost der dritte große Logistikknoten der Post-Tochter DHL. Seit Oktober starten und landen für DHL 35 bis 38 Maschinen pro Nacht, ab April kommenden Jahres sollen es durch den Wegfall des bisherigen Drehkreuzes in Brüssel 60 Flugzeuge werden.

Für viele Menschen bedeutet dies eine verlässliche berufliche Perspektive. Lars Fischer aus Röglitz (Saalekreis) zum Beispiel sortiert seit Anfang Juli Päckchen und Großbriefe. Bevor der 33-Jährige seine Arbeit antritt, muss er einen Sicherheitscheck durchlaufen. Wie normale Fluggäste auf einem Flughafen werden auch die DHL-Mitarbeiter penibel kontrolliert - und das täglich. Mit Schwung wirft Fischer ein Bündel Großbriefe auf das 6,5 Kilometer lange Sortierfließband. "Durch die hohe Automatisierung geht die Arbeit leicht von der Hand", versichert Fischer, der früher Lagerarbeiter war. Von 20 Uhr bis drei Uhr dauert seine Schicht - fünf Tage in der Woche.

Neben ihm steht Peter Zingler aus Oschatz (Sachsen). "Ich habe 202 Bewerbungen geschrieben, bis ich hier eingestellt wurde." Bedingt durch die Nachtarbeit sieht der 58-Jährige seine Frau in der Woche nur am Frühstückstisch. "Das nehme ich in Kauf, ich will statt Hartz IV lieber eigenes Geld verdienen."

1 700 Mitarbeiter arbeiten bereits am Frachtdrehkreuz - 38 Prozent davon kommen aus Sachsen-Anhalt, 50 Prozent aus Sachsen. Für viele ist der Job am Flughafen der Ausweg aus der Arbeitslosigkeit. "Die Hälfte unserer Mitarbeiter war zuvor arbeitslos", so Projektleiter Michael Reinboth. DHL hat in drei Jahren rund 300 Millionen Euro verbaut. Alles ist auf Masse und Zeitgewinn ausgerichtet: Das riesige Vorfeld bietet Platz für 55 Flugzeuge gleichzeitig. Die Verteilerhalle ist ein 413 Meter langer Beton-Koloss. Daneben gibt es noch genügend Platz, um drei weitere Hallen dieser Größe bauen zu können - bei entsprechendem Bedarf. Etwa 100 000 Päckchen und Großbriefe können derzeit pro Stunde sortiert werden.

Die Zahl der Mitarbeiter soll bis 2012 auf 3 500 steigen. Obwohl sich bereits 48 000 Menschen bei DHL beworben haben, sagt DHL-Projektleiter Michael Reinboth: "1 800 freie Jobs sind noch zu vergeben." Gesucht würden Sortierer, Arbeiter auf dem Vorfeld, Mechaniker und Sicherheitspersonal. Ihnen würden Teilzeit- und Vollzeitarbeitsplätze zwischen 30,5 und 40 Stunden angeboten. Zudem verweist Reinboth darauf, dass sich weitere Firmen neben DHL ansiedeln. Unter anderem wird DHL mit Lufthansa Cargo eine neue Frachtfluggesellschaft gründen.

Mit dem Ausbau des Frachtgeschäftes formieren sich auch die Gegner von Nachtflügen neu. Am vergangenen Wochenende demonstrierten mehr als 500 Menschen in Leipzig gegen den Fluglärm. Die Veranstalter sprechen von wachsendem Zulauf. Die DHL-Manager Reinboth und Viegers nehmen die Proteste ernst - geben sich aber dennoch gelassen. DHL habe nie bestritten, dass der nächtliche Fluglärm im Rahmen des Erlaubten zunehmen werde. Dagegen stehe die wirtschaftliche Bedeutung, die das Frachtdrehkreuz jetzt schon für die Region habe.

Infos zur Bewerbung:

www.jobimpuuls.de