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Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Warnstreiks sorgen Ausfall von rund 30 Zügen

Von Johannes Dörries und Ralf Böhme 16.03.2013, 13:18
Auf dem halleschen Hauptbahnhof lief der Zugverkehr trotz des angekündigten Eisenbahnerstreiks weitestgehend normal.
Auf dem halleschen Hauptbahnhof lief der Zugverkehr trotz des angekündigten Eisenbahnerstreiks weitestgehend normal. Silvio Kison Lizenz

Halle/MZ - Gezielte Nadelstiche: Mit ihrem zweistündigen bundesweiten Warnstreik bei der Deutschen Bahn hat die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG am Montag in Sachsen-Anhalt dafür gesorgt, dass mehr als 30 Züge ausgefallen sind. Noch Stunden nach Ende des Streiks kam es zu Verspätungen. Besonders betroffen waren Magdeburg und der Harz, teilte EVG-Geschäftsstellenleiter Jürgen Geidies mit. Vereinzelte Zugausfälle gab es unter anderem auch in Zeitz und Halle. Bundesweit fielen nach Angaben der Bahn mehr als 150 Züge aus. Hunderttausende Pendler seien zu spät oder gar nicht zur Arbeit gekommen.

Wegen der Streikwarnung warteten in Halle nur wenige Reisende auf Züge. Bis auf einzelne Verbindungen rollte der Verkehr pünktlich. Lediglich drei Verbindungen, so die Auskunft der Bahn, entfielen zwischen 6 und 8 Uhr. Die S-Bahn zwischen Halle und Leipzig war nicht betroffen. Einige Eisenbahner, die zur Arbeitsniederlegung bereit waren, zeigten sich auf MZ-Nachfrage irritiert. Kein Streikposten, kein Gewerkschaftsvertreter weit und breit. Ein Zugbegleiter: „Eigentlich sollten wir telefonisch informiert werden.“

Hex fällt komplett aus

Wegen heftigen Schneefalls hatte die Gewerkschaft laut Geidies darauf verzichtet, Service-Mitarbeiter zum Streik aufzurufen, die Bahnsteige zu räumen hatten. Bestreikt worden sind vor allem Stellwerke und Werkstätten. Wegen Arbeitsniederlegungen in Halberstadt und Thale (Harz) kam der Verkehr des privaten Bahn-Anbieters Harz-Express Hex am Montagmorgen komplett zum Erliegen.

Mit den Warnstreiks will die EVG in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Bahn erhöhen. Die Gespräche sollten gestern fortgesetzt werden. Die Gewerkschaft hoffe, das „Signal“ sei bei der Bahn angekommen, sagte ein Sprecher. Mit ersten Ergebnissen wird heute gerechnet. Gebe es keinen Abschluss, sagte Geidies, „kann es sein, dass wir weiter streiken müssen, obwohl Ostern vor der Tür steht“. Entsprechende Pläne lägen bereit.

Grund für die Warnstreiks sind die bisher ergebnislosen Tarifverhandlungen für 130 000 Eisenbahner. Die EVG fordert ein Lohnplus von 6,5 Prozent bei einjähriger Laufzeit. Die Arbeitgeber haben bislang 2,4 Prozent in einem ersten Schritt und zwei Prozent im kommenden Jahr angeboten. Die EVG hat in Sachsen-Anhalt nach eigenen Angaben 13 000 Mitglieder, bundesweit sind es rund 230 00 Mitglieder.

Gespräche auch für Privatbahnen

Die Gewerkschaft und die Deutsche Bahn verhandeln über die Fortschreibung des Branchentarifvertrages für den Schienenpersonen-Nahverkehr, der nach zwei Jahren Ende Januar ausgelaufen ist. Parallel wird auch für 7 000 Beschäftigte von sechs Bahn-Konkurrenten verhandelt, darunter der Hex-Betreiber Veolia und Abellio, die ab 2015 Teile des Regionalverkehrs in Mitteldeutschland übernehmen soll (die MZ berichtete).

Zugespitzt hat sich die Situation in den seit Januar laufenden Tarifgesprächen nach den Worten von Geidies in der vorigen Woche: Die Arbeitgeber hätten ihr Angebot eingeschränkt. Mitarbeiter im Service und Sicherheitsleute sollten von einem möglichen Abschluss nur die Hälfte erhalten. Das würde diese Beschäftigten besonders hart treffen, da sie zumeist niedrige Löhne erhielten, sagte Geidies. Mit Hilfe des Warnstreiks solle das nun abgewendet werden.
Die Bahn hingegen hält die Warnstreiks für unverhältnismäßig. Es liege ein „vernünftiges Angebot“ auf dem Tisch, hieß es in einer Erklärung. Für Reisende, die von Zugausfällen und Verspätungen betroffen waren, gab es eine Kulanzregelung: Sie konnten zuggebundene Tickets für die nächstmögliche Verbindung nutzen.