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DDR-Häftlinge im Tagebau DDR-Häftlinge im Tagebau: "Inhaftierte waren in Bitterfeld eingesetzt"

31.05.2014, 06:57
So sieht es heute in einem Lausitzer Tagebau aus. Zu DDR-Zeiten musten in den Braunkohle-Abbaugebieten bei Bitterfeld und in der Lausitz politische Häftlinge körperlich schwere Arbeiten verrichten.
So sieht es heute in einem Lausitzer Tagebau aus. Zu DDR-Zeiten musten in den Braunkohle-Abbaugebieten bei Bitterfeld und in der Lausitz politische Häftlinge körperlich schwere Arbeiten verrichten. DPA Lizenz

Berlin/dpa. - Politische Gefangene in der DDR mussten nicht nur bei der Deutschen Reichsbahn, sondern auch im Braunkohle-Tagebau Zwangsarbeit verrichten. Das ist einem Bericht der „Bild“-Zeitung (Samstag) zufolge ein weiteres Ergebnis der Studie, die von der Union der Opferverbände der Kommunistischen Gewaltherrschaft (UOKG) in Auftrag gegeben wurde. Es gibt erste Entschädigungsforderungen. Die Expertise soll am 16. Juni in Berlin präsentiert werden - dann kommen auch ehemalige politische Häftlinge zu Wort.

Ziel: ein Maximum an Profit

„Geringfügige „Arbeitsbelohnungen“, schwerste Bestrafungen bei Verweigerung der Arbeit, eine hohe Unfallquote und schlechte Ernährung dienten nur einem Ziel: ein Maximum an Profit aus den Strafgefangenen herauszuholen“, heißt es in einer Mitteilung der UOKG.

„Inhaftierte waren im Braunkohletagebau in der Lausitz und in Bitterfeld eingesetzt. Politische Häftlinge und Strafgefangene mussten dort zwangsweise unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten“, sagte der Politikwissenschaftler Christian Sachse, der die Studie erstellte, der „Bild“-Zeitung.

UOKG-Vorsitzender Rainer Wagner forderte laut „Berliner Zeitung“ (Samstag) Entschädigungen von der Bahn als Rechtsnachfolgerin. „Die Deutsche Bahn AG darf sich nicht wegducken“, sagte er. Sie sei „hundertprozentig in der Verantwortung für die Reichsbahn“. Der Verfasser der Studie sieht im Fall der Tagebau-Zwangsarbeit den Energiekonzern Vattenfall „in der moralischen Verantwortung, eine finanzielle Entschädigung für die Häftlinge zu leisten.“

Nach einem Vorabbericht des Fernsehmagazins „Report Mainz“ kam Sachse zu dem Ergebnis, dass die Reichsbahn in der DDR regelmäßig Kontingente von Zwangsarbeitern erhalten hatte. Jährlich seien rund 1200 bis 1500 Strafgefangene eingesetzt und zu schweren Arbeiten gezwungen worden - im Gleisbau oder bei der Verschrottung von Waggons.

„Das ist kein zusätzliches und besonderes Unrecht“

Der Vorsitzende des Rates der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Markus Meckel, widersprach gegenüber der „Berliner Zeitung“ den Forderungen an die Bahn: „Das ist kein zusätzliches und besonderes Unrecht“. Er sehe keine unmittelbare Regresspflicht seitens der Deutschen Bahn AG. „Das Unrecht war auch nicht spezifisch. Es betraf nicht nur politische Häftlinge, sondern Häftlinge insgesamt.“ Eigene Forschungen hätten bisher keine Hinweise auf diese Themen ergeben, hatte ein Sprecher der Bahn AG zuvor erklärt.

Blick in das 1886 erbaute Zellenhaus der Haftanstalt Waldheim (Sachsen) aufgenommen am 10.11.1992.
Blick in das 1886 erbaute Zellenhaus der Haftanstalt Waldheim (Sachsen) aufgenommen am 10.11.1992.
dpa Lizenz