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Wirtschaft  Wirtschaft : 60-Jährige erhält sich jung

Von Albrecht Günther 12.07.2016, 09:32
500 000 Euro investiert die Wohnungsbaugenossenschaft Naumburg zur energetischen Sanierung des Hauses in der Saalestraße sowie zum Anbau von Balkonen und zur Neugestaltung der Außenanlagen.
500 000 Euro investiert die Wohnungsbaugenossenschaft Naumburg zur energetischen Sanierung des Hauses in der Saalestraße sowie zum Anbau von Balkonen und zur Neugestaltung der Außenanlagen. Biel

Naumburg - Vor dem Haus in der Naumburger Saalestraße hebt ein Kran Bauteile in luftige Höhe. Passgenau schweben sie heran, werden eingesetzt. Das mehrstöckige Gebäude, das der Wohnungsbaugenossenschaft Naumburg e.G. gehört, erhält neue Balkone. „Die Wohnungen werden damit weiter aufgewertet und bieten den Mietern mehr Möglichkeiten“, berichtet Rene Kirchner. Der Diplom-Betriebswirt ist seit fünf Jahren Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, die kürzlich ihr 60-jähriges Bestehen feiern konnte.

Rund zwei Millionen Euro investiert die Genossenschaft in diesem Jahr in den Erhalt ihrer insgesamt 843 Wohnungen und in die Sanierung der Gebäude. Allein 500000 Euro davon fließen in das Haus in der Saalestraße, so auch zu dessen energetischer Sanierung sowie zur Neugestaltung der Außenanlagen.

Ähnlich wie das Gebäude in der Saalestraße wurden bereits die Häuser in der Jägerstraße und in der Humboldtstraße mit Balkonen ausgestattet, dort in der verglasten Version. Außerdem haben Sanierungsarbeiten in der Albert-Einstein-Straße begonnen. Das dortige Gebäude erhält vorerst als vorletztes im Bestand der Genossenschaft verglaste Balkone; hinzukommt die Erneuerung der Außenanlagen. 2017 sollen dann die Arbeiten im gesamten Naumburger Siedlungsviertel abgeschlossen sein.

„Außerdem beginnen wir mit der Verwirklichung eines einheitlichen Farbkonzeptes für unsere Gebäude und wollen so zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen“, hebt der Vorstandsvorsitzende hervor. Für Aufmerksamkeit gesorgt hat die Genossenschaft bereits mit einem großen Wandbild, das den Giebel eines Hauses in der Jägerstraße ziert und das mit einem großen Kirschbaum Bezug auf die Naumburger Hussiten-Kirschfest-Tradition nimmt. In der Mitgliederversammlung, die zusammen mit einer Festveranstaltung aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Genossenschaft im Naumburger Sport- und Freizeitzentrum „Euroville“ stattfand, lobten die Genossenschafter das Bild ebenso wie die überaus erfreuliche Bilanz des in Naumburg zweitgrößten Wohnungsvermieters. Er verfügt über Wohnungen in der Schreberstraße, Am Holländer und im Siedlungsviertel. Hinzu kommen 60 Wohnungen in Bad Kösen. Angeboten werden meist Drei-Raum-Wohnungen mit einer Größe von 50 bis 80 Quadratmetern. Der Preis liegt bei durchschnittlich 4,50 Euro pro Quadratmeter.

Mit einer Leerstandsquote unter zwei Prozent und stabilen Mietverhältnissen sowie einem seit 22 Jahren positiven Ergebnis und inzwischen erreichter Schuldenfreiheit konnte Rene Kirchner dabei auf besondere Eckpunkte verweisen. Über 80 Prozent der Wohnungen sind voll saniert, garantiert werden den Genossenschaftern und Mietern zudem ein lebenslanges Wohnrecht sowie stabile Mieten.

„Sicher wohnen in der Gemeinschaft - diesem Motto werden wir mit unserem Angebot voll gerecht“, schätzt Vorstandsmitglied Thomas Seifert ein. Diesem Anspruch wird die Gemeinschaft außerdem mit ihrer eigenen Geschäftsstelle in der Jägerstraße 93 gerecht. Dort finden Mieter einen Ansprechpartner für Wünsche und Probleme. „Uns ist der direkte Kontakt wichtig, deshalb gratulieren wir beispielsweise Mietern ab dem 75. Lebensjahr persönlich zum Geburtstag“, so Vorsitzender Kirchner weiter. Ins Gespräch kamen die Genossenschafter dann auch während der Feier zum 60-jährigen Bestehen ihrer Gemeinschaft, in der der bisherige Vorsitzende des WBG-Aufsichtsrates, Werner Hütter, an die Geschichte der Genossenschaft erinnerte. Deren Gründung war vor allem der Wohnungsnot in den Nachkriegsjahren geschuldet. Hütter: „Aktivisten aus den Reihen der damaligen Deutschen Reichsbahn gaben der Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft ’Reichsbahn’, unserer Rechtsvorgängerin, ihren Namen. Schließlich fanden sich zum Gründungsakt im Jahre 1956 Beschäftigte aus 14 Betrieben zusammen. Anfangs hatte die Genossenschaft ganze 40 Mitglieder.“ Weitere Naumburger Betriebe kamen hinzu, so auch der Kreisbaubetrieb, der spätere Generalauftragnehmer. Vor allem aber packten die Gründungsmitglieder selbst kräftig an, stellten Betriebe Technik und Baumaterial zur Verfügung. Dann blickte Hütter auf die Entstehung der einzelnen Wohngebiete zurück und spannte den Bogen von der Wendezeit bis zur Gegenwart. „Vor 60 Jahren stand das Problem, zu wenig Wohnraum auf zu viele Wohnungssuchende verteilen zu müssen. Heute ist es eher umgekehrt. Wir wünschen uns diese Zeit nicht zurück, sondern sehen uns für die jetzigen Anforderungen gut gerüstet“, so der Redner abschließend.

Danach erhielt Werner Hütter ein großes Dankeschön für seine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender, die mit der Mitgliederversammlung endete. Denn mit der Übernahme des Amtes durch Kerstin Kötz wurde ein Generationswechsel vollzogen. Neben ihr und Werner Hütter gehört dem Gremium noch Bernd Drobeck an. Im Vorstand der Genossenschaft sind gemeinsam mit Rene Kirchner noch Thomas Seifert und Hans Nötzold tätig.