Winzer Winzer: Lange Verkostungsstrecke

Gleina - Ein Jahr dauert es ungefähr, bis aus den kleinen Knospen am Rebstock, die im April langsam zu schwellen beginnen, im Folgejahr ein fertiger Wein auf dem Tisch steht. Im Weingut Böhme und Töchter in Gleina war es am Wochenende soweit. Die Winzerfamilie lud zur inzwischen zwölften Jungweinprobe auf ihren Hof ein.
Großteil der Sorten auf der Flasche
Reichhaltig gedeckt war in der Weingalerie die lange Tafel der Probierstrecke. Die edlen Tropfen schimmerten und dufteten in den Gläsern, in denen sich die Frühlingssonne spiegelte. Ein Großteil der Weine des Jahrgangs 2015 befindet sich bei Böhmes bereits auf der Flasche. Während der ersten Vergleichsprobe konnten sich die Besucher vom Müller-Thurgau über Gutedel, Bacchus, zwei Weißburgunder, Silvaner, Chardonnay und Riesling bis zu den Rosé-Weinen Blanc de Noir vom Spätburgunder und einem Cuvée sowie den Rotweinen Dornfelder trocken und feinherb durchkosten. Und das war bei dieser Vielfalt nicht einfach. Es gab ein reges Kommen und Gehen im Verkostungsraum. Böhmes Winzerlehrling Lukas Bornschein stand dort den Weinfreunden geduldig Rede und Antwort - und er bekam viel Lob zu hören für die frischen jungen Weine.
Zufrieden mit dem neuen Jahrgang
„Dass ich hier die Weine kreuz und quer probieren kann, das ist Spitze“, lobte der Winzer Werner Längricht die Jungweinverkostung. Die meisten der Weine mundeten dem Gleinaer gut. Es sei aber nicht einfach, sich auf einen Lieblingswein festzulegen. Am Ende standen auf Längrichts Verkostungsliste seine Favoriten: Silvaner, Riesling und Weißburgunder, alle drei Sorten trocken ausgebaut.
Weingutchef und Kellermeister Frank Böhme zeigte sich zufrieden mit dem neuen Jahrgang. „Ich bin beruhigt: Es sind gute und bestens gelungene Weine. Die Arbeit im Keller war diesmal aber auch nicht so schwierig wie im Vorjahr“, schätzte Böhme ein. Die Frucht dominiere die Weine. Sie würden von einem außergewöhnlichen Bukett getragen. Überrascht zeigten sich einige Stammkunden, dass es schon die zwei Rotweine, den trockenen und feinherben Dornfelder, zum Verkosten gab. Der Dornfelder, so erzählte Böhme, habe aufgrund seiner Reife zeitig gelesen werden müssen: „Er kam mit einer moderaten Säure in den Keller, ließ sich leicht ausbauen und war schnell trinkfertig.“ Schmunzeln musste der Gastgeber, als er gefragt wurde, was er denn so in den Wintermonaten mache. Da habe er doch nichts zu tun. „Da kümmere ich mich um meine Frau, aber vor allem um meine Kinder, die in den Fässern im Keller reifen“, antwortete er lachend als Kellermeister. Als Weinbauer schätzte er ein, dass es für die kommende Ernte derzeit im Weinberg nicht schlecht aussehe. Winterausfälle habe es bei Böhmes nicht gegeben. Das Holz sei gesund und ausgereift. Bedingt durch die kalten Märztage würden sich die Weinstöcke allerdings noch im Winterschlaf befinden. Der Austrieb werde aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Riesling-Sekt findet viele Liebhaber
Jedenfalls herrschte zur Jungweinverkostung schon schönstes Frühlingswetter. So konnten sich die Gäste an den im Hof aufgestellten Tischreihen gemütlich ihre Auswahl der fruchtigen Tropfen schmecken lassen. Dabei fand ebenfalls der Riesling-Sekt, den Winzer-Tochter Marika hergestellt hat, viele Liebhaber. Nach dem Abschluss ihres Studiums in Geisenheim ist sie jetzt voll in den Familienbetrieb im Weingut integriert.