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Wetterplauderei  Wetterplauderei : Ein bisschen wie früher

Von Dietmar Lange 08.02.2017, 13:43
Gezuckerte Landschaft bei Saaleck, die gleichnamige Burg grüßt im Saaletal.
Gezuckerte Landschaft bei Saaleck, die gleichnamige Burg grüßt im Saaletal. Behrens

Man kann es sehen wie man will, der Januar war ein Wintermonat. Seit langem wieder mal ein richtiger Wintermonat. Mit einer mittleren Temperatur von -2,8°C ist er der kälteste Monat seit Februar 2012 gewesen. Im Vergleich zum langjährigen Mittelwert gab es also eine Abweichung von zwei Grad nach unten. Das scheint ja gerade in den Zeiten, in denen sich das Klima erwärmt, nicht ganz selbstverständlich. Da aber die Streuung der Mittelwerte vor allem im Winter sehr groß ist, kommt auch immer mal wieder ein kalter Monat vor. Die Abstände zwischen zwei wirklich kalten Monaten werden zwar immer größer und die Kältephasen kürzer, aber ganz ohne Kälte wird es auch in Zukunft nicht gehen. Deshalb müssen wir das Pflanzen von Palmen doch den geschützten Regionen in Deutschland überlassen.

Insgesamt gab es an 30 Tagen ein negatives Temperaturminimum. Nur der 12. Januar blieb gänzlich frostfrei. An 14 Tagen gab es auch ein negatives Maximum der Temperatur. Mit -13,3°C am Dreikönigstag war das absolute Minimum jedoch weniger niedrig, als wir es hier früher schon erlebt haben. Dennoch bezeichnet der Meteorologe diese Temperaturen als strengen Frost. Den höchsten Wert erlebten wir am 29. Januar mit 6,6°C.

Insgesamt gab es in Braunsroda 36 Millimeter Niederschlag, wovon der größte Teil fest war. Deshalb konnte ich auch vom zweiten Tag an eine Schneedecke registrieren. Damit die Werte in ganz Deutschland vergleichbar sind, wird die Höhe der Schneedecke täglich um 6.50 Uhr registriert. So ergab sich am 16. Januar die größte Schneehöhe mit 15 Zentimetern. Da es an den folgenden Tagen fast durchgängig frostig war, schrumpfte die Schneedecke nur unbedeutend. Erst zum Monatsende schmolz der Schnee stärker. Die Sonne hat das Monatssoll deutlich übertroffen. So dürfte vielen einige besonders sonnige Tage an den Wochenenden zum Monatsende hin in Erinnerung bleiben. Dabei gab die Sonne alles und glänzte vom blank geputzten Himmel und lud zum Spaziergang ein.

Und trotzdem ist heutzutage etwas anders als früher. Ich erinnere mich gern daran, wie wir nach Schulschluss sofort die Schultaschen ablegten, uns umzogen und dann raus in den Schnee zum Schlitten- und Skifahren gingen. Bis zum Anbruch der Dunkelheit tobten wir uns aus, um dann ziemlich durchnässt vom Schnee nach Hause zu kommen. Heute lockt der Schnee wohl keinen mehr hinaus, lieber sitzen unsere Jüngsten vor dem Smartphone oder am Computer. Da freut man sich doch, wenn jemand an seinen Traktor mehrere Schlitten anhängt und durch die Siedlung zieht.

Eine der bekanntesten Bauernregeln heißt: „Wenn es zu Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit. Ist es aber klar und hell, so kommt der Frühling nicht so schnell.“ Die Tradition der Lichtmess kommt aus dem Ablauf des Kirchenjahres. Genau 40 Tage nach dem ersten Weihnachtsfeiertag ist die Weihnachtszeit beendet, und am 2. Februar werden traditionell Tannenbäume aus den Kirchen geräumt und die Krippenfiguren verpackt. Es ist das letzte Fest in der Weihnachtszeit. Dabei sind 40 Tage in der jüdisch-christlichen Tradition ein Zeitmaß, das man auch in den 40 Tagen der Fastenzeit wiederfindet.

Der biblische Bezug von Lichtmess ist die alttestamentliche Vorschrift, dass Frauen sich 40 Tage nach der Geburt eines männlichen Kindes einer kultischen Reinigung unterziehen mussten. Der Name Lichtmess (-messe) erklärt sich daraus, dass die Kerzen für das kommende Jahr geweiht wurden. Das Licht symbolisiert Christus. Die mit nach Hause genommene Kerze wurde beim Gebet wie auch bei Unwettern angezündet. Für Knechte und Mägde gab es einige Tage frei, da die Weihnachtszeit offiziell mit Lichtmess endete und die Feldarbeit bald begann.

Daraus erwuchsen allerlei Gebräuche in den verschiedensten Regionen. So gibt es seit dem 17. Jahrhundert in Spergau bei Leuna die Tradition des Lichtmessläufers, der mit seinem bunten Kostüm das Erwachen des Frühlings präsentiert. Im schwäbisch-alemannischen Raum gilt dieser Termin als Beginn der Fastnacht. Und eine weit bekannte Tradition wird im Film „Täglich grüßt das Murmeltier“ in die Welt getragen. In Punxsutawney (Pennsylvania) wird immer am 2. Februar der sogenannte Groundhog Day gefeiert, wobei man den Schatten eines aus dem Bau gezogenen verschlafenen Murmeltieres beobachtet und dann auf den weiteren Verlauf des Frühjahrs geschlossen werden soll.

Meteorologisch lese ich daraus folgende Erfahrung: Wenn sich um die Zeit des Monatswechsels zwischen Januar und Februar ein relativ starkes Hoch in Mitteleuropa befindet, so ist es meist nur sehr schwer durch atlantische Tiefausläufer zu verdrängen. Selbst wenn die Tageslänge seit der Wintersonnenwende schon deutlich zugenommen hat, die Nächte sind immer noch länger als die Tage. Das führt bei klarem Himmel zu einer negativen Strahlungsbilanz, und so können die Temperaturen noch weiter sinken. So kann auch zum Ende des Monats Februar schon mal die Temperatur von minus 20 Grad Celsius unterschritten werden. Herrscht allerdings schon rege Tiefdrucktätigkeit durch das Andrängen wärmerer Luft aus südlichen Gefilden, dann ist der Kampf zwischen Winter und Frühling eröffnet, in dem es natürlich, wenn auch mit Rückschlägen, nur einen Gewinner geben kann.

Nachdem im Januar dieses Jahres überwiegend Hochdruck herrschte, erfolgte ein leichtes Erstarken des Tiefdruckeinflusses. Leider kommt es wohl nicht zu einer kompletten Umstellung, denn in den hohen Atmosphärenschichten gibt es noch kein deutliches Frühlingssignal. Also wird sich wohl nach diesem etwas milderen Wochenende wieder eine eher östliche Anströmung einstellen. Je nach Stärke folgen dann wieder Frosttage, die Richtung Osten auch schon mal strenger ausfallen können. Eine deutliche Umstellung zum Frühling zeigt sich dann auch erst sehr kurzfristig und kann aus heutiger Sicht noch nicht vorhergesagt werden.

Doch sehen wir es einmal so: Die Tage werden länger, die längste Zeit des Winters liegt hinter uns. Und nun soll die erste Wetterplauderei des Jahres 2017 abgeschlossen werden mit einem Gedicht von Robert Reinick, einem deutschen Dichter und Maler, der von 1805 bis 1852 lebte. In seinem Januar-Gedicht zeigt er uns, dass Winter auch Spaß machen kann.

Januar

Wohin man schaut,nur Schnee und Eis,Der Himmel grau, die Erde weiß;Hei, wie der Wind so lustig pfeift,Hei, wie er in die Backen kneift!

Doch meint er’s mit den Leuten gut,Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.Ihr Stubenhocker schämet euch,kommt nur heraus, tut es uns gleich.

Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,Da hebt erst recht der Jubel an.