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Warten auf Anschluss Warten auf Anschluss: Unternehmer in Zorbau vom Internet abgekoppelt

Von Alexander Kempf 03.09.2018, 09:30
Ohne Internet auch keine Erreichbarkeit, beklagt Unternehmer Jörg Schneider. Seit einer Woche ist seine Firma in Zorbau ungewollt offline.
Ohne Internet auch keine Erreichbarkeit, beklagt Unternehmer Jörg Schneider. Seit einer Woche ist seine Firma in Zorbau ungewollt offline. Peter LiskeR

Zorbau - Jörg Schneider muss sich Luft machen. Seit einer Woche wartet der Unternehmer im Zorbauer Gewerbegebiet schon auf einen von der Telekom zugesagten Internetanschluss. Doch auch am Freitagvormittag war sein Unternehmen noch offline. Nicht einmal die moderne Telefonanlage funktioniert ohne Internetanschluss. „Ich weiß nicht, wo wir hier leben. Das ist ja schlimmer als in einem Entwicklungsland“, platzt es aus dem verärgerten Geschäftsführer heraus.

Seinen Unmut werden viele verstehen. Die wenigsten Dienstleistungsunternehmen können heute noch auf eine Internetanbindung verzichten. Viele Programme sind heute gar nicht mehr auf Computern installiert, sondern liegen auf zentralen Servern. Um darauf zugreifen zu können, braucht man eine stabile Datenleitung.

Werkstatt in Zorbau kann nicht arbeiten - weil Internetverbindung fehlt

Jörg Schneiders Werkstatt in Zorbau ist Servicepartner namhafter Lastwagenhersteller. Regelmäßig müssen die Zorbauer auf den Server eines Partners zugreifen. Ohne Internet ist das nicht möglich, die Mitarbeiter können nicht arbeiten.

Er sei weder für seine Kunden erreichbar, noch könne er Aufträge und Rechnungen verschicken, erklärt der Geschäftsführer das Dilemma. „Das ist doch kein Zustand“, beklagt Jörg Schneider. Die Werkstatt in Zorbau ist erst neu eröffnet worden. Wohl wissend wie wichtig ein Internetanschluss ist, hat sich das Unternehmen darum schon vorab gekümmert. Die Telekom habe denn auch zugesichert, dass die Leitung am 27. August stehen soll, erzählt Jörg Schneider. Die Realität ist eine andere.

Unternehmer ohne Internet: Lützener Verwaltung kann hier wenig tun

In der Lützener Verwaltung kann Hauptamtsleiter Ronny Mank den Unmut des Unternehmers nachvollziehen. „Es ist ärgerlich, wenn ein Unternehmen eine Zusage macht und dann nicht einhält“, sagt er. Auch das Rathaus sei täglich auf eine Onlineverbindung angewiesen. Trotzdem müsse der Unternehmer das Problem mit dem entsprechenden Internetanbieter klären.

„Im wesentlichen können wir das auch nicht beeinflussen“, bedauert Ronny Mank. In jedem Fall verfüge das Zorbauer Gewerbegebiet über eine digitale Infrastruktur. Andere Unternehmen dort seien schließlich auch am Netz.

Telekom sichert Lösung für Montag zu

Warum also tut sich die Telekom im Fall von Jörg Schneider so schwer? „Nach dem Umzug der Firma ist am neuen Standort der ursprünglich gewünschte Anschluss aus technischen Gründen nicht umsetzbar“, teilt der Konzern auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung mit. Der Kundenservice der Telekom habe sich aber bereits mit dem Unternehmer verständigt, dass der Firma am Montag ein alternativer Anschluss geschaltet wird.

Darüber hinaus habe die Telekom dem Unternehmen für die kommenden Tage eine Notlösung angeboten, um wenigstens dessen Erreichbarkeit für Kunden sicherzustellen.

Breitbandanschlüsse lassen im Burgenlandkreis auf sich warten

Ursprünglich hatte Jörg Schneider einen Breitbandanschluss bestellt. Der ist vielerorts im Kreis noch keine Selbstverständlichkeit, obwohl der zu den ersten Kommunen in Sachsen-Anhalt gehört hat, die eine Förderzusage des damaligen Verkehrsministers Dobrindt (CSU) in den Händen hielten. Doch trotz der Aussicht auf neun Millionen Euro, durfte Landrat Götz Ulrich (CDU) lange keine Aufträge auslösen. Die endgültige Bewilligung des Bundes kam erst im Frühjahr. „Seit zwei Jahren muss ich in jeder Kreistagssitzung erklären, warum es nicht vorangeht“, hat der Landrat bereits im April erklärt. „Irgendwann waren wir wirklich verzweifelt.“

Immerhin soll zumindest in den Städten Teuchern und Zeitz sowie im Gewerbegebiete Tröglitz nun noch in diesem Jahr mit dem Breitbandausbau für schnelles Internet beginnen. Andere müssen sich weiter gedulden. Etwa Hohenmölsen. Die Einheitsgemeinde könnte ab 2020 vom schnellen Internet profitieren. Alle in der Kommune ziehen für dieses Ziel an einem Strang, hat Bürgermeister Andy Haugk schon im Frühjahr versprochen. (mz)