Verletzungsgefahr zu groß Verletzungsgefahr zu groß: Warum am Mondsee jetzt Rutschverbot herrscht

Hohenmölsen - Rettungsschwimmerin Claudia Rödel lässt ihren Blick über den See schweifen. Leichter Wind streift über das flache Wasser. Es ist später Samstagvormittag und langsam trudeln sie am Mondsee ein, die Wasserratten und Sonnenhungrigen. Ein Sommerwochenende beginnt im Freizeitpark bei Hohenmölsen. Ein Wochenende wie viele in diesem Sommer - und doch ein bisschen anders.
Ebbe am Mondsee: 84-Meter-Rutsche bleibt gesperrt
Denn seit mehr als einer Woche ist die 84 Meter lange Rutsche - das Symbolbild des Mondsees schlechthin - gesperrt. „Der Wasserstand ist viel zu niedrig, die Verletzungsgefahr zu groß“, erklärt Carina Radon, Geschäftsführerin des Zweckverbandes Freizeitpark Pirkau.
Auch in der Umgebung von Hohenmölsen hat es in den vergangenen Wochen kaum geregnet. Das Ergebnis: Der Wasserstand rund um die Rutsche ist mindestens 50 Zentimeter zu niedrig, ein gefahrloses Eintauchen praktisch unmöglich.
Als touristische Attraktion im Zeitz-Weißenfelser Braunkohlenrevier hat sich der Freizeitpark Pirkau mit dem Mondsee einen Namen gemacht. Entstanden ist das 150 Hektar große Freizeit- und Erholungsgebiet auf rekultivierten Abraumkippen des Tagebaus Profen.
Im Mittelpunkt der Anlage ist der 36 Hektar große Mondsee - im Durchschnitt sieben Meter, im bewachten Badebereich maximal 3,50 Meter tief. Zum Komplex mit seinem See in bester Wasserqualität gehören eine große Liegewiese, ein Spielplatz sowie ein Hundestrand und ein Bereich für Freunde der Freikörperkultur. Darüber hinaus gibt es einen Campingplatz.
››Der Freizeitpark im Netz unter www.mondsee-hhm.de
Für Claudia Rödel ist es die fünfte Saison am Mondsee. „In meinen ersten beiden Jahren mussten wir Wasser vom See abpumpen lassen, weil es so viel geregnet hatte“, erzählt sie. Und nun das ganze Gegenteil.
Dürre am Mondsee bei Hohenmölsen: So wirkt sich das trockene Wetter aus
Große Teile des Rasens sind weitgehend vertrocknet. Das Wasser hat sich mittlerweile schon einige Meter weit vom Ufer zurückgezogen. „Man konnte in den letzten Tagen fast zugucken, wie das Wasser zurückgeht“, erzählt die Rettungsschwimmerin und zeigt auf eine Art Lagune, die sich bereits gebildet hat.
„Durch den Wind verdunstet noch mehr Wasser. Für kleine Kinder ist der flache See allerdings top“, findet die verantwortliche Schwimmmeisterin.
Sie koordiniert während der Saison am Mondsee den Einsatz von rund zwanzig ehrenamtlichen Rettungsschwimmern. Eine davon ist Stefanie Schmidt aus Hohenmölsen. Sie lässt an diesem Vormittag den See nicht aus den Augen. „Einen solch niedrigen Wasserstand hab’ ich auch noch nicht erlebt“, erzählt die 30-Jährige. Sie ist wie Claudia Rödel Mitglied bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und immerhin schon die zwölfte Saison am Mondsee.
Nach Besucherflaute im Vorjahr: Wie läuft die Saison bisher?
Ein gefühlt endloser Sommer mit wenig Regen - Carina Radon ist zur Saisonhalbzeit eigentlich zufrieden. „Im letzten Jahr hatten wir trotz zurückhaltender Planung fast ein Viertel weniger Besucher als geplant“, erinnert sie. 2018 liege man im Plan. Die Rutsche allerdings dürfte in den nächsten Wochen weiter gesperrt bleiben. „Es müsste wohl eine Woche lang regnen, damit sich der See wieder auffüllt“, schätzt Claudia Rödel.
Dass sich die gesperrte Rutsche negativ auf die Besucherzahlen auswirkt, glauben die Verantwortlichen am Mondsee nicht. Die Leute kämen doch nicht vorrangig wegen der Rutsche, zumal sie für kleinere Kinder gar nicht geeignet ist, glaubt die Rettungsschwimmerin. Die meisten Gäste, mehr als die Hälfte im übrigen aus dem Raum Gera, suchten vielmehr ihre Ruhe in dem weitläufigen naturbelassenen Areal.
Jana Hahnemann aus Teuchern ist an diesem Vormittag mit ihren Kindern Victoria und Iven zum Mondsee gekommen. Dass er die Rutsche nicht nutzen kann, findet der elfjährige Iven nur ein kleines bisschen schade. Dann freut er sich auf das 22 Grad kühle Nass, macht sich von der Liegewiese auf den ziemlich weiten Weg in den flachen See. (mz)