Unstrutradweg Unstrutradweg : Auf Rollen über Fluss jongliert

Freyburg - Radfahrer werden künftig an der Auffahrt zur Brücke an der Mühle Zeddenbach kräftiger in die Pedalen treten müssen. Gestern hat die Bundeswehr die betagte Stahlkonstruktion zurück auf die erneuerten Widerlager geschoben. Nun zeigt sich: Die Brücke wurde höher gelegt, genau um 42 Zentimeter, wie André Mirau vom Bauamt der Verbandsgemeinde Unstruttal Auskunft gibt. Das trage einer Vorgabe des Binnenschifffahrtsamtes Rechnung. Die Unstrut nämlich gelte als schiffbar bis Memleben, weiß Mirau. „Bei Neubauten müssen deshalb bestimmte Durchfahrtshöhen gewährleistet werden“, sagt er. Dabei musste auch berücksichtigt werden, dass die einstige Militärbrücke konstruktionsbedingt durchhängt, erläuterte der Bauamtsmitarbeiter.
Die Zufahrt wird steiler
So muss nun, um die Brücke wieder befahrbar zu machen, die Zufahrt erhöht beziehungsweise eine Rampe gebaut werden. Weil dafür auf der Mühlenseite wenig Platz zur Verfügung steht, wird es dort eine Steigung von etwa 18 Prozent geben. Die Steile Wand von Meerane - Friedensfahrt-Fans erinnern sich - hat zwölf Prozent, ist aber dafür halt länger.
Am 30. Juni sollen die Arbeiten laut Bauablaufplanung abgeschlossen sein, womit, wenn alles gut geht, der Unstrutradwanderweg bei Freyburg am Ende der ersten Sommerferienwoche wieder auf der Normalroute befahrbar wäre.
Überbau behält sein „Feldgrau“
Die Widerlager, aus Beton gegossen, mit Stahl armiert und mit Sandstein verkleidet, ruhen auf 36 Micro-Bohrpfählen von jeweils 20 Zentimeter Durchmesser, informierte Mirau. Im Normalfall sind solche Gründungspfähle 50 Zentimeter stark und stärker, doch hier habe man zur filigraneren Variante greifen müssen, da schweres Bohrgerät nicht einsetzbar gewesen sei.
Die Erneuerung der Auflagen wurde vom Land aus Mitteln zur Beseitigung von Hochwasserschäden finanziert. Der Überbau ist, als Teil des Radweges, Sache der Verbandsgemeinde. Ursprünglich war vorgesehen, ihn zumindest neu zu streichen. Nun habe sich aber herausgestellt, dass die Verzinkung des Stahls, die dazu per Sandstrahltechnik hätte aufgeraut werden müssen, das nicht verkraftet hätte. Da die Verzinkung aber ansonsten in Ordnung sei und besten Oberflächenschutz biete, habe man es beim vorhandenen Oberflächenschutz belassen, so Mirau. So bleibt dem Pionierbauwerk aus englischer Produktion sein fleckiges Feldgrau noch eine Weile erhalten. Ohnehin schlummern ja Pläne in der Schublade, irgendwann auch den Brücken-Überbau zu erneuern.
So wie bei der Demontage wurde die Brücke auch diesmal nicht per Kran bewegt, sondern auf Rollen über die Unstrut geschoben. Damit der Gitter-Kasten nicht in den Fluss kippt, sobald der größere Teil frei über dem Wasser hängt, war ein Schnabel angesetzt worden, der zentimetergenau auf die Auflagen der gegenüberliegenden Flussseite jongliert wurde.
Ausgeführt wurde die Montage vom Ausbildungszentrum der Bundeswehr-Pioniere im bayerischen Münchsmünster, das auch die Demontage vorgenommen hatte. Die Militärbrücke, die 1996 in Zeddenbach als Ersatzbau errichtet wurde, ist eine Bailey-Brücke - eine englische Konstruktion, die auch die Bundeswehr für Pionier-Bauwerke verwendet hat. Die Brücke in Freyburg ist rund 40 Tonnen schwer und - bei der Demontage exakt vermessen - bei vier Grad über Null 36,63 Meter lang, womit sie in der gestrigen schwülen Hitze etwas länger gewesen sein dürfte als bei der Demontage.
