Unesco Unesco : Geschafft: Naumburger Dom wird Welterbe

Naumburg - „Wir haben es geschafft, wir sind Welterbe“, konnte Curt Becker am Sonntag kurz vor 17 Uhr lautstark und voller Euphorie auf dem Naumburger Markt verkünden. Dort feierten mehrere Hundert Menschen zum Welterbe-„Zieleinlauf“ ein fröhliches Fest. Mit Spannung warteten sie auf die Entscheidung des im polnischen Krakau tagenden Unesco-Komitees.
Zunächst für den Vormittag angekündigt, schob diese sich zeitlich immer weiter nach hinten. Deshalb wurde der für 15 Uhr geplante Aufstieg der rund 800-Welterbe-Ballons verschoben. Nach der Nachricht, die der Vorsitzende des Welterbe-Fördervereins verkündete, gab es jedoch kein Halten mehr: Begleitet von Jubel stiegen die Ballons auf.
In Krakau hatte kurz zuvor der Vorsitzende des aus 21 Mitgliedern bestehenden Unesco-Komitees die Entscheidung verkündet: Der außergewöhnliche universelle Wert des Naumburger Doms wird anerkannt. Damit kann dessen Eintragung in die Welterbe-Liste erfolgen.
Der umliegenden hochmittelalterlichen Kulturlandschaft an Saale und Unstrut, zu der unter anderem die Freyburger Neuenburg und das ehemalige Zisterzienserkloster Schulpforte gehören, bleibt diese Anerkennung jedoch verwehrt. Das Gebiet, das zweiter Bestandteil des Antrages war, findet keine Eintragung in die Welterbe-Liste.
Allerdings wurde die positive Entscheidung für den Naumburger Dom mit dem Vermerk „Referral of Nomination“ versehen. Damit erkennt das Komitee den außergewöhnlichen Wert des Domes an, schiebt jedoch dessen offizielle Eintragung in die Welterbe-Liste mit der Bitte um zusätzliche Informationen auf. Dafür wird eine Frist von bis zu drei Jahren gewährt.
Die offizielle Eintragung des Doms in die Unesco-Welterbeliste erfolgt, nachdem dem Unesco-Komitee diese Informationen vorgelegt wurden. Eine erneute Prüfung vor Ort durch den Internationalen Denkmalrat Icomos ist damit nicht mehr notwendig.
„Ich bewerte diese Entscheidung wie eine sehr gute Schulnote, die der Lehrer jedoch mit der Bemerkung versehen hat, hier und da nachzuarbeiten“, kommentierte Curt Becker, zugleich Dechant der Vereinigten Domstifter, das Votum. Landrat Götz Ulrich (CDU), der in Krakau die Delegation aus der Saale-Unstrut-Region leitete, sagte: „Nicht alle Wünsche sind in Erfüllung gegangen, aber viele. Das Komitee hat die weltweite Bedeutung des Naumburger Doms bereits festgestellt. Damit liegt die Pflicht hinter uns, jetzt kommt nur noch die Kür. Diese formalen Dinge lassen sich bewältigen.“
Für ihn als Landrat sei es jedoch schmerzlich, dass sich die Feststellung der weltweiten Bedeutung auf den Dom beschränke. Dies werde „nicht überall Begeisterung auslösen“. Wichtig sei daher, alle historisch bedeutsamen Monumente in die touristische Werbung einzubeziehen.
Ähnlich sah es auch Freyburgs Stadtoberhaupt Udo Mänicke, der wie viele andere Bürgermeister und Kommunalpolitiker zum „Zieleinlauf“ gekommen war. „Obwohl es für die Neuenburg schmerzlich ist, werden wir dennoch als gesamte Region von dieser Anerkennung für den Naumburger Dom profitieren, deshalb gilt es jetzt, die touristischen Hausaufgaben zu lösen.“
Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) hob hervor, dass es gelungen sei, die negative Empfehlung des Internationalen Denkmalrates Icomos zu kippen: „Diese Ablehnung war ein hartes Brot, deshalb ist das Votum ein fantastischer Erfolg.“
Zu jenen, die auf dem Markt die Entscheidung mit Spannung erwarteten, gehörte auch Susanne Heinisch vom Naumburger Bürgerverein. Dessen Mitglieder hatten sowohl das 2015er-Antragsverfahren als auch das diesjährige ebenso wie viele Bürger der Region aktiv begleitet. So hatte es eine Rückzähl-Aktion an der Wenzelskirche gegeben.