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Trauriger Spitzenreiter Trauriger Spitzenreiter: Taxifahren im Burgendlankreis soll günstiger werden

Von Harald Boltze und Alexander Kempf 20.11.2018, 10:45
Die Taxibetriebe im Landkreis fürchten, dass ein Absenken der Preise zu Entlassungen führen wird.
Die Taxibetriebe im Landkreis fürchten, dass ein Absenken der Preise zu Entlassungen führen wird. Hartmut Krimmer

Naumburg - Taxifahren im Burgenlandkreis ist teuer. Sehr teuer. Wer in Naumburg nur mal schnell vom Hauptbahnhof zum Markt will, ist zehn Euro los; bis Bad Kösen sind es fast 30, und wer nach Weißenfels muss, darf dafür knapp 60 Euro berappen. Eine Preisgestaltung, die das Taxi-Magazin „Der Innenspiegel“ im vergangenen Jahr als teuerste in ganz Deutschlands bezeichnet hat.
„Und viel hat sich daran nicht geändert“, wie der Oldenburger „Innenspiegel“-Experte Jürgen Rückin auf Anfrage bestätigt. Knackpunkt ist vor allem das hohe Kilometerentgelt von 3,10 Euro, das durchweg und nicht etwa wie anderswo nur für die ersten Kilometer gilt.

Festgelegt worden waren die Preise Ende 2014 von Landrat Götz Ulrich (CDU) auf Druck diverser hiesiger Taxi-Unternehmen. Sie fürchteten damals die Auswirkungen des gerade beschlossenen Mindestlohns. Der große Preissprung führte jedoch zum Aufschrei  der Bevölkerung.

Auch Landrat empfindet die Taxipreise im Burgenlandkreis als „exorbitant hoch“

Eine Verärgerung, die Jahre später auch Götz  Ulrich zum Umdenken gebracht hat. „Die Taxitarife im Burgenlandkreis sind exorbitant hoch. Das kann sich der Normalbürger nicht leisten“, erklärt er Nachfrage.

Eine regelmäßige Frist, wann die Tarife auf den Prüfstand kommen, gibt es nicht. Vielmehr heißt es aus der Kreisverwaltung: „Der häufigste Fall für eine Änderung ist der, dass die Taxiunternehmen höhere Entgelte wollen. Aufgrund diverser Beschwerden hat sich der Landrat die Sachlage vortragen lassen. Dabei ergab sich, dass wir   bundesweit gesehen überdurchschnittlich hohe Fahrpreise haben und die Tarife der benachbarten Landkreise  ebenfalls niedriger sind.“

Ziel einer Überarbeitung soll ein „Absenken der Tarife im Sinne einer Vereinheitlichung in der Metropolregion Mitteldeutschland sein. Die neue Fassung wird der Landrat zum 1. April 2019 in Kraft setzen“, heißt es. Konkrete Fahrpreise werden nicht genannt.

„Wir werden erpresst“: Taxi-Unternehmen im Landkreis sind empört

Empört reagieren darauf die Taxi-Unternehmen im Landkreis. „Das ist eine Frechheit. Wir werden erpresst“, sagt etwa Andrea Hädicke vom Weißenfelser Taxibetrieb Ochs. Sie wirft dem Landrat vor, über die Köpfe der Unternehmen hinweg zu entscheiden. Bis heute habe es in der Sache keine gemeinsame Aussprache gegeben. Die Unternehmen seien indes aufgefordert worden, ihre Einkünfte offen zu legen. Offenbar wird hinter den Kulissen schon seit gut einem Jahr über die Höhe der Fahrpreise gestritten.

Dass die Taxipreise so hoch sind, liege an deifizitären Nachtfahrten

Dabei bestreitet Andrea Hädicke nicht, dass die Preise im Burgenlandkreis im Verhältnis zu anderen Regionen hoch sind. Dies habe aber auch Ursachen. So müssen die Betriebe zum Beispiel auch nachts einen Fahrdienst vorhalten. Aufgrund der geringen Nachfrage sei dieses Angebot aber in der Regel defizitär. Darum müsse das Geld mit den Tagesfahrten verdient werden.

Der Landkreis wiederum verweist auf den Saalekreis oder die Stadt Halle, wo Taxifahren deutlich günstiger ist als Burgenlandkreis. Dort würden aber viele Einzelunternehmer und Kleinbetriebe arbeiten, die für eine Taxizentrale arbeiten, erzählt Andrea Hädicke. Die Situation im Burgenlandkreis sei eine gänzlich andere. Auch darum sei der Vorstoß des Landrats ein großer Fehler. „Wenn die Einnahmen sinken, dann muss ein Teil der Mitarbeiter entlassen werden“, sagt sie.

Taxi-Unternehmen befürchten, laufende Kosten nicht mehr tragen zu können

„Ein Absenken der Preise wäre völliger Irrsinn“, sagt auch Marno Scherling, Inhaber das Bad Kösener Unternehmens „Taxi Marno“. Laut einer Befragung würden diese alle Betriebe im Landkreis ablehnen. Besonders ärgert die Unternehmer, dass die Preise auf das Niveau von 2014 zurückgesetzt werden sollen. „Diesel, Versicherung, Reparaturen, Mindestlohn - alles wird teurer und höher. Wie soll man das mit geringeren Einnahmen bezahlen?“, fragt etwa Christoph Hinze, Chef  der Naumburger „Domtaxi-Zentrale“.

In Naumburg wie in Weißenfels wird von den Betrieben stark bezweifelt, dass die 2014 durch die deutliche Preiserhöhung verprellten Kunden nun wieder zurückkommen. (mz)