Tradition Tradition : Tausende auf der Weinmeile

Bad Kösen/Rossbach - Zwei Tage lang von Mittag bis in die Abendstunden zog der Tross der Weinfreunde über die sechs Kilometer lange Route unterhalb der Weinberge zwischen Bad Kösen und Roßbach. Zehntausende werden es gewesen sein, die auf der Saale-Weinmeile unterwegs waren. „Tolles Wetter, zufriedene Gäste und nach einem ersten Bescheid der Ordnungshüter kaum Ärger“, resümierte Ines Müller, die Vorsitzende des Vereins Saale-Weinmeile gestern. „Alles ist gut gelaufen, jetzt können auch wir entspannt aufatmen.“
Wer die Weinmeile kennt, weiß, das ist nicht unbedingt ein Termin für stillen Genuss, eher einer, an dem man mit Freunden ausgelassen von Ausschank zu Ausschank zieht oder sich eben beizeiten ein Plätzchen sichert, um Wein zu genießen, wo er wächst, vielerorts bei Live-Musik.
Ein Ziel, das viele Naumburger ansteuerten, war der einstige „Krug zum grünen Kranze“. Nicole Klingner und Stephan Smorek, zwei junge Naumburger, haben Haus und Grundstück vor zwei Jahren erworben, um sich ein Zuhause für ihre Familie zu schaffen, zu der inzwischen auch die siebenmonatige Mia gehört.
Die Friseurin und der Anlagenmechaniker hatten lange nach einem geeigneten Objekt gesucht, waren dann auf das reizvoll gelegene Grundstück aufmerksam geworden. Die Wirtschaft wieder zu beleben, haben sie indes nicht geplant, auch die Öffnung des Gartens zur Weinmeile war für sie ursprünglich kein Thema. „Doch es sind immer wieder Leute gekommen, haben uns von der alten Gastwirtschaft erzählt, viele haben uns dann ermuntert, zur Weinmeile auszuschenken.“ Das taten sie nun mit Unterstützung des Weingutes Frölich-Hake. Unter den alten Kastanienbäumen ließ es sich gut sitzen. Eine erneuerte Brücke über den Graben vorm Grundstück gewährte einen zweiten Zugang, so dass die Weinmeile direkt durch den Garten des einstigen Ausflugslokals führte.
Das hatte zu DDR-Zeiten als Betriebsferienheim gedient und war nach 1990 mehr und mehr von Brombeeren überwuchert worden. Im Haus, das äußerlich noch etwas grau daher kommt, haben sich die neuen Eigentümer mit Hilfe von Freunden inzwischen eine geräumige Wohnung ausgebaut. Die Weinlaube im Garten haben sie mit Respekt für altes Handwerk erneuert. Sie bot Raum für eine kleine Ausstellung von Fotos aus dem „Krug zum grünen Kranze“. Wer Lust hatte, sich am gleichnamigen Trinklied zu versuchen, konnte seine Textkenntnis mit den Zeilen der ersten Strophe auffrischen.
Am gestrigen Montag machten sich die Organisatoren der Saale-Weinmeile, die alle ehrenamtlich tätig sind, ans Aufräumen. „Es wird ein paar Tage dauern, aber wir werden allen Müll beseitigen“, verspricht Ines Müller, die den Anwohnern für deren Verständnis dankt. (mz)