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Tradition in Wetterzeube Tradition in Wetterzeube: Hier kann man noch bügeln wie zu Omas Zeiten

Von Matthias Voss 30.09.2018, 11:32
Christiane Hansen bedient die alte Wäschemangel in Wetterzeube.
Christiane Hansen bedient die alte Wäschemangel in Wetterzeube. Hartmut Krimmer

Wetterzeube - Christiane Hansen stellt die Stromzufuhr her und schon fängt es an zu rattern und zu schütteln. Das große, klobige Schiff der alten Wäschemangel ist mit vielen schweren Granitsteinen beladen und bewegt sich langsam, dann etwas schneller über die massiven Holzrollen. Jetzt ist der Zeitpunkt da, dass eine dritte Rolle dazu kommt. Die wichtigste, denn auf dieser befinden sich, eingewickelt in spezielle Tücher, die Wäschestücke wie Handtücher und Bettwäsche, die in die Mangel genommen, sprich: gebügelt werden sollen.

Alte Wäschemangel in Wetterzeube: Hier kann man bügeln wie zu Omas Zeiten

„Es stehen ausreichend Rolltücher zur Verfügung. Wichtig aber ist, dass die Wäsche nicht mehr feucht ist. Es ist ja schließlich keine Heißmangel“, erklärt Hansen. Die 53-jährige Büromitarbeiterin der Gemeinde Wetterzeube beaufsichtigt das gute alte Stück nicht nur. „Ich nutze die Wäschemangel selber. Das hab’ ich als kleines Mädchen mit meiner Mutter so kennengelernt, wenn es hieß, lass uns mal wieder rollen gehen“, sagt sie und lacht. Das ist Bügeln wie zu Omas Zeiten.

Wäschemangel in Wetterzeube wird heute noch regelmäßig genutzt

Die Wetterzeuber Wäschemangel steht in einer eigens für sie umgebauten Garage zwischen dem Gemeindebüro und der Turnhalle. Von außen mit einem entsprechenden Schriftzug gut zu erkennen, sind sowohl das Gebäude als auch das Gerät selbst liebevoll hergerichtet.

„Die Wäschemangel ist mindestens aus den 1950er Jahren, stand aber erst in einer anderen Garage neben dem Ärztehaus. Diese wurde dann aber anders genutzt“, erinnert sich Christiane Hansen. Damit so ein traditionelles Kleinod nicht verloren geht, hat sich die Gemeinde Wetterzeube vor über zehn Jahren entschieden, es zu bewahren. Aber nicht nur aus nostalgischen Gründen. „Die Mangel ist ja voll funktionstüchtig und wird auch von vielen Einwohnern genutzt“, so Hansen. Bis zu sieben Kunden kommen regelmäßig im Jahr. Da kommen bis zu 35 Einsätze zusammen.

Der Umgang mit der Mangel ist schnell gelernt

Es könnten aber ruhig ein paar mehr sein. „Viele haben heute ja einen Trockner und bügeln dann. In der Zeit, wo sie die Wäsche zusammenpacken und hierherkommen, haben sie das ja dann auch schnell erledigt“, meint die 53-Jährige. Viele aber wissen nicht, wenn sie wie Hansen nicht selbst damit aufgewachsen sind, wie die Mangel funktioniert.

Dabei ist die Nutzung und Handhabung ganz einfach. Im Gemeindebüro gibt es für einen Selbstkosten-Obolus von 1,50 Euro den Schlüssel für das Gebäude und dann kann es losgehen. „Die Frauen, die auch aus Raba, Breitenbach und sogar aus Zeitz kommen, wissen wie das Gerät funktioniert. Allen anderen erkläre ich es gern“, sagt Hansen.

Und dann kramt sie ein altes Papier heraus, eine Nutzungsordnung aus tiefsten DDR-Zeiten. Das könne man ja vielleicht einrahmen und neben die Wäschemangel aufhängen. Dann hätte das Ganze auch einen musealen Charakter. (mz)

Die Wäschestücke, die gebügelt werden sollen, werden in spezielle Tücherrollen eingewickelt.
Die Wäschestücke, die gebügelt werden sollen, werden in spezielle Tücherrollen eingewickelt.
Hartmut Krimmer
Die Wäschemangel in Wetterzeube wird mit altertümlich erscheinender Technik in Gang gesetzt.
Die Wäschemangel in Wetterzeube wird mit altertümlich erscheinender Technik in Gang gesetzt.
Hartmut Krimmer