Tödlicher Unfall auf der B91 Tödlicher Unfall auf der B91 bei Nessa: Die blanke Wut der Retter auf Gaffer

Teuchern - Manchmal verspüren Feuerwehrleute während eines Einsatzes blanke Wut. Und zwar dann, wenn sie in extremen Situationen fotografiert werden. Jüngstes Beispiel ist der Unfall am Freitag auf der Bundesstraße 91 bei Nessa gewesen, bei dem eine Frau ums Leben gekommen ist. Vorbeifahrende Menschen knipsten aus ihren Fahrzeugen. Dabei handelte es sich nicht immer um Beifahrer.
Wie Sindy Memler von der Feuerwehr aus Krössuln erzählt, waren es auch Fahrer, die damit einen weiteren Unfall riskierten. Das mache nicht nur sie wütend, sondern auch ihre Kameraden. Dabei war es den Gaffern nicht leicht gemacht worden. Die Feuerwehrleute hatten den Unfallort, so gut wie es eben ging, abgeschirmt.
Tücher als Sichtschutz bei Unfall auf B91
So hatten sie ihre Einsatzfahrzeuge so aufgestellt, dass die verstorbene Frau nicht zu sehen war und Tücher als Sichtschutz aufgehängt. Trotzdem kannten einige Verkehrsteilnehmer bei ihrer Sensationsgier offenbar kaum Grenzen und zückten ihre Handys.
Aber ihre Nummernschilder notierten sich die Feuerwehrleute und übergaben sie der Polizei. „Solches Verhalten wird mittlerweile strenger geahndet,“ sagt der Teucherner Stadtwehrleiter Kai Virchow. Er versteht diese Menschen einfach nicht. Aber er vermutet, dass es vielen darum geht, die Bilder als erstes im Internet zu veröffentlichen. Pietätlos finden die Einsatzkräfte das.
Steve Homberg von der Feuerwehr Weißenfels sieht in den Schaulustigen nicht zuletzt ein erhebliches Sicherheitsrisiko. „Teilweise behindern die Gaffer sogar die Arbeit der Rettungskräfte. Und immer wieder kommt es zu Folgeunfällen, weil die Fahrer nicht auf den Verkehr achten“, sagt der Feuerwehrmann.
„Gaffer sind vollkommen beratungsresistent“
„Eigentlich müssten die Straßen bei schweren Verkehrsunfällen komplett gesperrt werden“, fordert er daher. Und das gar nicht in erster Linie, um die Persönlichkeitsrechte der Unfallbeteiligten zu schützen, sondern aus Sicherheitsgründen. „Aber das ist eine schwierige Abwägungssache“, sagt Steve Homberg. Gerade bei schweren Unfällen mit Todesopfern würden sich die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft oft stundenlang hinziehen. So lange könnten die Straßen allerdings nicht voll gesperrt werden.
Große Hoffnungen auf Besserung macht sich Steve Homberg jedoch nicht. „Die Gaffer sind vollkommen beratungsresistent. Die werden sich nicht mehr ändern“, glaubt der Feuerwehrmann. Den Einsatzkräften wird daher nichts anderes übrig bleiben, als die Unfallstellen in Zukunft noch besser mit Planen und ihren Fahrzeugen abzuschirmen. (mz)