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Tierhaltung Tierhaltung: Warum in Keutschen Alpakas gezüchtet werden

Von Petra Wozny 23.10.2016, 10:00
Genügsam, friedlich und so wollig - Alpakas fanden in Keutschen auf einem Bauernhof Einzug.
Genügsam, friedlich und so wollig - Alpakas fanden in Keutschen auf einem Bauernhof Einzug. Peter Lisker

Keutschen - Wieder mal so eine Modeerscheinung: Auf deutschen Bauernhöfen ziehen Alpakas ein. Die kleineren Verwandten der Lamas, die eigentlich in Südamerika beheimatet sind, finden mehr und mehr den Weg über die USA und England nach Deutschland. Zwei, drei zutrauliche und recht unkompliziert zu haltende Tiere stehen bereits in so manchen Höfen. Auch bei Jens Munkelt fanden diese Tiere Einzug, doch hier läuft einiges so ganz anders. Auf der Weide des Keutscheners sind derzeit 21 Alpakas zu Hause. Etwa 100 sollen es einmal werden.

Der Grund? Der 45-Jährige fasste vor zwei Jahren den Entschluss, aus seinem Beruf zu gehen und sich der Landwirtschaft zu widmen. Nicht irgendwas sollte es sein und Geld sollte es auch irgendwann einmal einbringen. Das Ehepaar Munkelt schaffte sich Alpakas an. Doch nicht nur als edle Schauobjekte wollten sie die sanftmütigen Tiere halten.

Zucht und Herstellung der Wolle

„Wir haben uns der Zucht und der Herstellung der Wolle verschrieben“, umschreibt Munkelt die neue Aufgabe auf dem Hof. Damit sei der Keutschener Hof einer der ganz wenigen in Sachsen-Anhalt in der „Alpaka-Niesche“. Land sei ausreichend vorhanden. Der Wille auch, sich viel Wissen über die schönen Tiere anzueignen. 2014 wurden die ersten fünf Tiere in Sachsen gekauft. Die Herde ist nun schon auf das Vierfache gewachsen. Alle Tiere seien gechipt und geimpft. Und: Alle tragen einen Namen.

Acht Alpaka-Babys erblickten bereits in Keutschen das Licht der Welt. Darunter auch Ernesto, mit knapp einem Vierteljahr das jüngste Mitglied der Alpaka-Familie. Kuschelig apricotfarben ist sein Fell. Übrigens dauert die Tragezeit bei den Alpakas elf Monate. Damit steht bei einer Stute im Jahr durchschnittlich auch nur ein Kleines an.

Zwei bis vier Kilo pro Tier

Bevor sich das Paar der Alpakazucht verschrieben hatte, erlernten Janette Munkelt und ihre Schwägerin das Scheren und Spinnen. Jedes Jahr im Mai geht es den Alpakas ans Fell. Pro Tier kommen zwei bis vier Kilo unterschiedlicher Qualität zusammen. Aufgeteilt in A- und B-Qualität wird der Wollberg in unterschiedlichsten Farben und Schattierungen sortiert. Die Faser umfasst 22 reinfarbige und über 60 Schattierungen.

Die B-Qualität, so erklärt Janette Munkelt, werde zur Herstellung von Bettdecken und Filzdecken verwendet. Die bessere, die A-Qualität, sei bei Strickerinnen eine gefragte, weiche und vor allem wärmende Wolle für Pullover, Jacken oder Mützen. Bevor jedoch eine Dogge Wolle versandbereit gemacht wird, werden die Felle der Alpakas gekämmt. Das einem Nagelbrett ähnelnde Werkzeug nennt sich Kardiermaschine und glättet die langen Fasern. Dann erst kann das Fell versponnen werden.

Arbeit am Spinnrad

„Ich mache das gern. Die Arbeit am Spinnrad ist entspannend“, erzählt Janette Munkelt. Ergiebig ist jedoch die Arbeit nicht. Etwa sechs Stunden dreht sich die Spule, um etwa 150 Gramm Wolle entstehen zu lassen - ein wichtiger Aspekt, warum diese Wolle auch recht preisintensiv ist. Bei Fans sei sie jedoch sehr gefragt. Erstmals sei die Farbe Braun ausverkauft. Alpakawolle wird in Fachkreisen auch das Vlies der Götter genannt, da die Wolle zu den wertvollsten Naturfasern zählt.

Damit viele Menschen aus der Region über die Alpakazucht etwas erfahren, öffnen Munkelts ihren Hof der Bevölkerung für Events. Viele Schulklassen, aber auch Rentnergruppen hätten dies bereits genutzt. „Wir führen die Besucher auf die Weide, wo die Gäste spüren können, was für genügsame und friedliche Tiere unsere Alpakas sind“, erklärt der Züchter. Nach einem Rundgang und der Fütterung erführen die Besucher durch Janette Munkelt vieles über die Wollherstellung. „In unseren Räumen haben wir eigens dafür eine kleine gemütliche Werkstatt eingerichtet“, berichtet Munkelt, die halbtags noch als Krankenschwester arbeitet. In den Räumen könne gebastelt, gefilzt und gemalt werden. Bei schönem Wetter werde gegrillt. Erstmals habe sich der Alpakahof während des Herbstmarktes der Öffentlichkeit vorgestellt. „Es macht einen Riesenspaß, wir sind auf einem guten Weg“, zieht Alpakachef Jens Munkelt eine kleine Bilanz nach zwei Jahren. (mz)