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Theater Naumburg Theater Naumburg: Dicke Luft für Fischer im Pisspott

Von Jana Kainz 04.12.2019, 09:04
Dem nicht ganz naturgetreuen, dafür aber bühnentauglichen Butt haucht Schauspieler Jörg Vogel für das diesjährige Weihnachtsmärchen des Theaters Naumburg „Fischer und seine Frau“ Leben ein.
Dem nicht ganz naturgetreuen, dafür aber bühnentauglichen Butt haucht Schauspieler Jörg Vogel für das diesjährige Weihnachtsmärchen des Theaters Naumburg „Fischer und seine Frau“ Leben ein. Torsten Biel

Naumburg - Nein, da ist es nun wirklich nicht schön - in des Fischers armseliger Behausung, die von allen nur abfällig der Pisspott genannt wird. Das finden, wie die Fischersfrau selbst, auch die Mädchen und Jungen der Grundschule Freyburg, der Kindertagesstätte Regenbogen und der Pestalozzischule Naumburg, die gestern im Theater der Domstadt gebannt Stephan Rumphorsts Inszenierung des Grimm’schen Märchens „Fischer und seine Frau“ verfolgten.

Mit Maribel Dente als Fischersfrau, Gastschauspieler Günther Sturmlechner als ihr Angetrauter und Jörg Vogel als Butt tauchten die Kinder in die Geschichte des armen, glücklosen Fischers ein. Täglich kommt dieser mit einem Eimer voller Treibholz statt Fisch nach Hause. Seine Frau ist längst nicht nur der faden Wassersuppe überdrüssig. Als ihrem Mann ein verwunschener Prinz in Form eines sprechenden Butts ins Netz geht, er diesen aber auf dessen Bitten hin wieder in die Freiheit entlässt, wittert des Fischers Weib die Gunst der Stunde. Weil ihr Mann dem Butt das Leben geschenkt hat, könne dieser nun ihnen einen Wunsch erfüllen. Dem Fischer ist nicht ganz wohl dabei. Doch seine unzufriedene Frau treibt ihn energisch zurück ans Meer. Er soll den Fisch um eine bessere Behausung bitten.

Mit dem ersten Wunsch nimmt, bekanntermaßen, der Größenwahn seinen Lauf. Königin, Kaiserin, Päpstin und letztlich Gott selbst will die Fischersfrau werden. Immer schneller vollziehen sich auf der Bühne die Verwandlungen. Als die Frau das königliche Zepter in der Hand hält, meint die sechsjährige Letty prompt: „Richtig so!“ Doch als die Wünsche immer verrückter, der Fischer darüber immer verzweifelter wird, geht es auch dem einen oder anderen jungen Mann im Publikum zu weit: „Nein, das gibt’s doch nicht“, „Auch das noch“ oder „Oh, Mann“, ist da im Publikum zu vernehmen. Dass die Fischers letztlich wieder in ihrem alten Pisspott landen, sei ganz richtig, meint Maxime, der das Schauspiel wie den meisten Kindern richtig gut gefallen hat.

Mit Erzählpassagen, Elementen des Objekt- und Figurentheaters breiten die Schauspieler das Märchen vor den Kindern aus, bauen aus Tisch, Stühlen, Kissen und - einer Tapete gleich - ausgerollten Stoffbahnen nacheinander Schloss, Palast und Kirche. Allein deren Pracht entsteht durch Erzählungen vorm geistigen Auge der Zuschauer. Indes verwandelt sich das klare Meer auch durch Worte zunehmend in eine dunkle, stinkende, aufbrausende Brühe. Jeweils passendes Licht hätte vielleicht für mehr Dramatik in der eher braven Inszenierung sorgen können.

Dass das Wünschen durchaus mit wertvoller Bescheidenheit einhergehen kann, zeigen jene Wünsche, die junge Theaterbesucher auf Papierfische geschrieben und diese in die im Foyer hängenden Fischernetze gesteckt haben. So wünscht sich ein Gast eine Stunde am Tag Zeit nur für sich.

Viele Vorstellungen des diesjährigen Weihnachtsmärchens des Theaters Naumburg sind bereits ausverkauft. Karten für „Fischer und seine Frau“ gibt es indes noch für die Aufführungen am Freitag, 6. Dezember, Beginn 11.15 Uhr, Sonnabend, 7. Dezember, mit Beginn 15 Uhr. Restkarten sind für die Vorstellung am 26. Dezember ab 16 Uhr erhältlich.

Karten können käuflich erworben werden in der Tourist-Information Naumburg, Markt 6, Telefon: 03445/27 34 80.

Noch lange nicht am Ende ihrer Wünsche: des Fischers (Günther Sturmlechner) Frau - gespielt von Maribel Dente.
Noch lange nicht am Ende ihrer Wünsche: des Fischers (Günther Sturmlechner) Frau - gespielt von Maribel Dente.
Torsten Biel