Starkregen Schlamm Geröll Starkregen Schlamm Geröll: Unwetter verwandelt Straße in Osterfeld zu reißendem Bach

Osterfeld - Eigentlich geht es im kleinen Städtchen Osterfeld eher ruhig zu. Doch am Dienstagabend brach ein Starkregen über den Ort herein. Binnen weniger Minuten stand der Kirchberg unter Wasser und die Straße verwandelte sich in einen reißenden Bach. „Ich stand etwa gegen 19.30 Uhr in meinem Haus am Fenster und plötzlich schoss das Wasser vorbei. Was für eine Naturgewalt“, sagt Karl-Heinz Karbaum. Der Fußweg vor seinem Grundstück ist geteert, das Haus selbst steht etwas höher, so dass es an dieser Stelle keine Gefahr gab. Karbaum griff zum Telefon und informierte Bauunternehmer Christoph Schmidt.
Wasser suchte sich eigenen Weg, überschwemmte zahlreiche Straßen und Fußwege
Denn auf dem Kirchberg baut dessen Firma Straßen- und Tiefbau Osterfeld (STO) seit Anfang Mai. Die Bagger haben die Straße aufgerissen, um Schmutzwasser- und Regenwasserkanäle zu verlegen. Die neuen Kanäle funktionieren noch nicht, die alten sind nicht mehr da.
So suchte sich das Wasser seinen eigenen Weg, überschwemmte zahlreiche Straßen und Fußwege, drang in Keller ein und riss einen Baum in der Naumburger Straße um. Ein Anwohner sagt, dass in kurzer Zeit etwa 45 Liter pro Quadratmeter runtergekommen seien.
Anwohner brachte Sand und Geröll mit Bagger den Berg hoch
„Wir haben großes Glück, dass der Auftrag an eine einheimische Firma gegangen ist und der Firmenchef Christoph Schmidt schnell zur Stelle war“, sagt Bürgermeister Hans-Peter Binder (parteilos). Schmidt selbst zögerte nicht lange, setzte sich in den Radlader und beseitigte Schlamm und Geröll vom Kirchberg.
Auch sein Mitarbeiter Alexander Deckert war schnell zur Stelle und half. „Ich hörte die Sirenen im Ort, da brauchte mich niemand anrufen. Ich kam so schnell ich konnte und half“, sagte Deckert.
Er setzte sich in den Bagger, lud den Schlamm am Ende des Kirchberges auf den Lkw, denn Schmidt hatte weitere Helfer organisiert. So wurden Sand und Geröll wieder den Berg hoch gebracht. „Natürlich gibt es auf der Baustelle eine besondere Lage. Doch auch nach Fertigstellung der Straße hätte kein Kanal so eine große Wassermenge in so kurzer Zeit aufnehmen können“, sagt Schmidt. Das seien die Auswirkungen des Starkregens.
Bürgermeister von Osterfeld lobte hohe Einsatzbereitschaft aller freiwilligen Helfer
Gemeinsam mit den 18 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Osterfeld, fünf Einsatzkräften aus Pauscha, drei aus Meineweh und zwölf aus Unterkaka versuchte man bis gegen 22.30 Uhr, die Auswirkungen des Unwetters zu beseitigen. „Wir mussten Keller leer pumpen, Geröll beseitigen, den Baum wegräumen“, sagt Rüdiger Hertel, ehemaliger Wehrleiter von Osterfeld.
Auch der Bürgermeister war schnell vor Ort, um sich ein Bild zu machen und die Arbeiten zu koordinieren. „Ich möchte ausdrücklich die hohe Einsatzbereitschaft aller freiwilligen Helfer loben. Da griff auch mancher zur Schaufel, der gar nicht in der Feuerwehr ist und half mit“, sagt Binder. Am Tag danach ging das große Aufräumen weiter, Straßen wurden von Hand und mit einer Kehrmaschine gereinigt.
Baustelle am Kirchberg hatte bisher Glück mit dem Wetter
„Auch auf der Baustelle mussten wir erst einmal aufräumen, Schäden beseitigen“, sagt Schmidt. Da hatte es zum Beispiel Rohre unterspült, Seitenwände waren eingebrochen, Fußwege nicht mehr passierbar. Doch die Bauarbeiten gehen schon am Mittag weiter. „Die gesamte Baumaßnahme soll laut Ausschreibung bis zum Oktober 2021 dauern“, steckte Schmidt den zeitlichen Plan ab.
Doch am Kirchberg sollen in zwei Monaten die neuen Leitungen liegen, danach beginnt der Straßenbau. „Ich hoffe mal, dass wir bis zum Mai 2021 mit dem Kirchberg fertig sind“, sagt Schmidt. Danach folgt der Kanalbau in Richtung Osterfelder Turnhalle, doch dort gibt es deutlich weniger Wohnbebauung. Alles in allem habe man bisher noch Glück gehabt. Es war sehr lange trocken und damit gutes Wetter für die Baustelle.
Für Atrium Hotel Amadeus Osterfeld ist 2020 kein gutes Jahr
„Dass es nun gleich zweimal in einer Woche solch einen Starkregen in Osterfeld gibt, damit konnte niemand rechnen“, sagt der Bauunternehmer. Und der Bürgermeister fügt hinzu: „Es kommt mir vor, als wäre Sonnabend der Probelauf für den Ernstfall am Dienstagabend gewesen.“ Gegen 22.30 Uhr drehte er Dienstag seine letzte Runde und die Kleinstadt kam langsam zur Ruhe.
Auch das Atrium Hotel Amadeus Osterfeld hat es gleich zweimal hintereinander erwischt. Hier sind am Samstag und am Dienstag die Kellerräume vollgelaufen. „Erst die Corona-Krise, dann zweimal die Überflutung. 2020 ist kein gutes Jahr“, sagt Direktorin Petra Schubert. Doch auch hier krempeln die Mitarbeiter die Ärmel hoch und räumen am Mittwoch mit vereinten Kräften auf, damit es weitergeht. (mz)
