Stadtbibliothek Naumburg Stadtbibliothek Naumburg: OB sauer über Allianz gegen seine Pläne

Naumburg - Mit einer ungeklärten Bibliotheks-Frage und einem verärgerten Oberbürgermeister endete am Mittwochabend die letzte Sitzung des Naumburger Gemeinderates im Jahr 2016. Statt der von der Verwaltung erhofften Abstimmung für eine Verlagerung der Stadtbibliothek ins „Schlösschen“ entschied sich der Rat mit großer Mehrheit dafür, die Frage so lange ruhen zu lassen, bis die Stadt ein Konzept vorgelegt hat, wie sie generell mit ihren leer stehenden Immobilien vorgehen will.
Eingereicht wurde diese Forderung von den Fraktionen CDU, Sozialliberale, Linke und Freie Wähler. Von den weiteren Fraktionen hielt sich das Bündnis für Bad Kösen komplett aus der Diskussion raus, während sich Thomas Klimke für Die Grünen hinter den Vorschlag der Verwaltung stellte und pro „Schlösschen“ argumentierte.
Warum aber kam es nun zu den Bedenken der anderen Fraktionen? Und das, obwohl sich in den vergangenen Wochen zwei von drei Ausschüssen für die vorgelegte Variante entschieden hatten? Uwe Droese (Sozialliberale) erklärte für seine Fraktion die Verwunderung darüber, warum plötzlich eine so schnelle Entscheidung nötig sei: „Auch die Kulturinsel am Reußenplatz wäre erst 2022 fertig gewesen“. Dabei sprach er sich nicht explizit gegen das „Schlösschen“ aus. „Die Entscheidung kann kommendes Jahr immer noch dafür ausfallen. Vorher wollen wir aber einen Überblick über die Gesamtsituation der städtischen Immobilien.“
Auch Simone Rauschenbach (CDU) bekräftigte, dass man keine „schnelle Entscheidung“ treffen sollte, wenn es womöglich noch ganz andere Optionen in anderen Objekten gibt. Währenddessen Carsten Schmidt (Fraktion Freie Wähler) anzweifelte, dass die Bibliothek tatsächlich all zu viel Frequenz für den Innenstadthandel bringt. Und auch die Verlegung der Tourist-Information in die Jakobsstraße sieht er aufgrund des „Handelsumfeldes mit dem Ein-Euro-Laden“ sowie der unsanierten Objekte Hirschpassage und „Drei Schwanen“ höchstens als „1-B-Lage“ und damit sehr kritisch. Jan Thyen (Die Linke) formulierte schließlich den versöhnlichen Schlusssatz: „Es tut uns nicht weh, noch ein halbes Jahr zu warten.“
Versöhnlich war indes nicht die Stimmung von Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU). Sachlich, aber innerlich merklich empört nahm er die plötzliche Allianz gegen seinen Plan aufs Korn. „Schön, dass ich jetzt von dem Antrag erfahre“, meinte er und warf einzelnen Stadträten vor, dass sie ihm im Hauptausschuss „offensichtlich nicht zugehört haben“. Das Aufschieben des Vorhabens bezeichnete er als „zu einfach“ und meinte zu den Räten: „Ich würde schon erwarten, dass Sie sich mit den Argumenten auseinandersetzen.“
Besonders der Wunsch, noch einmal andere Objekte, auch außerhalb der Innenstadt, zu prüfen, stieß Küper auf. Er wiederholte seinen Einwand, dass die Projektentwicklung an anderer Stelle mehrere Jahre dauern würde. Zugleich erinnerte der Oberbürgermeister an den festgeschriebenen Wunsch des Rates, die Bibliothek in der Innenstadt zu vereinen. Anscheinend sei dies nun nicht mehr der Fall: „Wenn Sie dauernd die Rahmenbedingungen verändern, funktioniert es nicht. Da kann man nicht arbeiten.“