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Schnitte bei 30.000 Grad  Schnitte bei 30.000 Grad : Metallbau-Firma aus Lützen hat kräftig investiert

Von Holger Zimmer 27.08.2019, 14:00
Oliver Bertram bedient die neu angeschaffte 300-Tonnen-Abkantmaschine.
Oliver Bertram bedient die neu angeschaffte 300-Tonnen-Abkantmaschine. Holger Zimmer

Muschwitz - In der Firma Metallbau Werner im Lützener Ortsteil Muschwitz ist kräftig investiert worden. Von 250.000 Euro spricht Geschäftsführer Bertram Werner (58), die die Anschaffung einer neuen 300-Tonnen-Abkantmaschine und einer CNC-gesteuerten Plasmaschneidemaschine gekostet haben. Letztere schneidet Material bei 30.000 Grad Celsius. Inzwischen sind Bertram-Sohn Oliver (33) und weitere Mitarbeiter vor Ort in Programmierung und Handhabung ausgebildet worden.

Das Unternehmen hat seit 1913 seinen Sitz in Muschwitz, kann aber auf eine viel längere Tradition zurückblicken. Immerhin hatte es als Schmiede seinen Standort schon ab 1834 im nahen Deumen. Als erster Inhaber ist ein Gustav Arthur Stehfest erwähnt, der Werner genannt wurde. Ein Amboss steht heute noch immer auf einem uralten Baumklotz, wird aber natürlich längst nicht mehr genutzt. Bertram Werner hatte einst in Leuna gelernt, weil der Vater meinte, dass er über den Tellerrand schauen müsse. 1985 hat er dann seinen Meisterbrief gemacht.

Metallbau-Unternehmen wurde über die DDR-Zeit gerettet

Das Metallbau-Unternehmen wurde über die DDR-Zeit gerettet. Der Enteignung konnte man in den 1970er Jahren entgehen, weil man Schwerkraft-Heizungen für Eigenheime hergestellt hat. Das wurde als Bevölkerungsbedarf eingestuft und die Firma nicht verstaatlicht. Viel wurde seinerzeit für die Kran- und Schiffbauindustrie produziert, so verließen etwa Doppelbackenbremsen das Unternehmen. Trotz Materialknappheit stellte man ebenso Hoftore und Gartenzäune für Privatkunden her.

Nach der Wende konnte die Firma von fehlenden Brandschutzeinrichtungen profitieren. Denn in Krankenhäusern, Seniorenheimen, Schulen und Verwaltungen waren sie Fehlanzeige. Über den Landesinnungsverband Hannover wurden Kontakte geknüpft und über viele Jahre Rauch- und Brandschutztüren im sogenanntem Stahlglassystem gebaut.

Bei 30.000 Grad Celsius werden vielfältige Formen geschnitten

Bertram Werner spricht von einer Blütezeit, in der 1994 ein erster Hallenanbau und ein Jahr später ein zweiter entstanden ist. Da habe es viele Helfer aus dem Ort gegeben, weil das Gelände am Firmensitz zum Urstromtal der Saale gehört und einige Meter mit Kies aufgeschüttet und befestigt werden mussten. Ob es perspektivisch noch Erweiterungsmöglichkeiten gibt? Werner schüttelt den Kopf. „Erstens haben wir jetzt genug Platz, zweitens würde das aufgrund naturschutzrechtlicher Belange nicht mehr genehmigt.“

Aber ohnehin ist die Zeit vorbei, als man wie vor 25 Jahren 17 Beschäftigte gezählt hatte. Heute umfasst die Belegschaft mitsamt zwei Lehrlingen elf Mitarbeiter. Werner Bertram betont, dass man regelmäßig ausbilde, aber Abstriche machen müsse. Wurden in der DDR die Schüler beizeiten an die Praxis herangeführt, fehle jetzt das Vorstellungsvermögen, wofür ein Werkstück genutzt werden soll. Da könne man nur bei Praktika mit den Jugendlichen arbeiten. „Immerhin ist bei uns jedes Bauteil anders.“

Auch sonst sind die Anforderungen groß. Da gebe es Zertifizierungen nach neuesten Schweißnormen, so dass man Edelstahl und Aluminium verarbeiten könne. Auch die Bedienung der neuen Plasmaschneidemaschine ist anspruchsvoll. Bei 30.000 Grad Celsius werden vielfältige Formen geschnitten. Und Werner verweist auf einen schmucken Musterzaun, den man am Firmengelände zeigt. (mz)