Organist aus Hassenhausen Organist aus Hassenhausen: Diese Frau zieht alle Register

Hassenhausen - Es gehört schon ordentlich Selbstvertrauen und eine ganze Menge Biss und Durchhaltevermögen dazu, mit Anfang 40 und voll im Berufsleben stehend, ein Instrument zu erlernen. Gar von Unerschrockenheit muss man wohl sprechen, wenn es sich dann ausgerechnet auch noch um die „Königin der Instrumente“ handelt - die Orgel. Peggy Schwalbe ist der Name der Frau, die sich nun bereits seit gut einem Jahr in ihrer Freizeit genau diesem ambitionierten Projekt widmet.
„Bestimmt ist die Orgel das am schwersten zu erlernende Musikinstrument“, bestätigt die 42-Jährige und blickt einen kurzen Moment gequält. Schließlich müsse man nicht nur mit beiden Händen voneinander unterschiedliche Melodien und Rhythmen spielen, sondern obendrein auch noch mit den Füßen - ganz zu schweigen vom Ziehen der Register. „Aber ich weiß eben auch ganz genau, warum und wofür ich das alles mache und jeden Tag allerwenigstens eine Viertelstunde lang übe“ , schickt die Hassenhausenerin fröhlich hinterher. „Wir haben in unserer Dorfkirche ein kostbares Instrument der berühmten Zörbiger Orgelbauer-Familien Rühlmann, dessen majestätischen Klang ich einfach toll finde. Und weil unser ,Stamm-Organist’ Helmut Judersleben die 80 schon überschritten hat, hielt ich es für eine gute Idee, wenn es eben auch jemand jüngeres gibt, der die Orgel spielen kann“, nennt Peggy Schwalbe ihre Motivation.
Klar hätte sie sich auch gefragt, wie sie erstens die Zeit und zweitens das Geld für eine solche Ausbildung aufbringen könne. Während für Punkt eins schlicht das Motto „Ich mach’s halt einfach“ galt, gab es hinsichtlich der Finanzierung „Rückenwind“: In einem Gespräch mit ihrer Pastorin Christin Ostritz erfuhr Peggy Schwalbe zu ihrer Freude, dass der Pfarrbereich Bad Kösen die Unterrichtskosten komplett übernimmt, wenn die Organistin in spe später auch in Gottesdiensten musiziert - „was ich ja ohnedies vorhatte“.
Immerhin: Gänzlich musikalisch „unbeleckt“ ging Peggy Schwalbe das Unterfangen Orgelspiel nicht an: „Ich hab als Kind Gitarre gelernt, singe im Eckartsbergaer Gospelchor ,eck around’ mit und kann Noten lesen: Das ist schon von Vorteil, wenn man weiß, wo auf dem Klavier das C ist“, unterstreicht sie lächelnd. Apropos Klavier: Dieses ist zunächst das Ausbildungsinstrument, bevor es tatsächlich an die Orgel geht. „Zuhause übe ich auf einem Keyboard“, ergänzt Peggy Schwalbe, die nun bereits seit Januar 2018 allwöchentlich eine Unterrichtsstunde bei Regionalkantor Gerhard Schieferstein in Freyburg nimmt.
„Momentan machen wir noch viele Technikübungen auf dem Klavier - etwa, bei Daumenuntersatz oder Fingerübersatz die Hände nicht zu drehen“, erklärt die gelernte Krankenschwester, die als Lehrausbilderin im Ilmtal-Klinikum Bad Berka arbeitet. „Ich verstehe also auch etwas von Pädagogik und muss sagen, dass Herr Schieferstein es wirklich gut macht. Klar fordert er uns Schüler, erzwingt aber auch nichts, damit die Lust am Weitermachen nicht verschwindet“, schätzt Peggy Schwalbe ein. „Und er ermuntert uns, auch bei einem Fehler einfach weiterzuspielen.“
Sie selbst ist nach wie vor mit Feuereifer bei der Sache und arbeitet, nach ersten „Gehversuchen“ an kleineren Orgeln, insgeheim auf das Ziel hin, in der diesjährigen Adventszeit die Kirchenbesucher musikalisch begleiten zu können. „Das wäre ein schöner Einstieg. Die Weihnachtslieder kennen die Leute eh aus dem Eff-Eff, da verzeihen sie den einen oder anderen falschen Ton bestimmt leichter“, vermutet die Hassenhausenerin mit einem Schmunzeln. Den eigenen Lernfortschritt erkenne sie übrigens am allerbesten im Vis-à-vis mit der unbestechlichen „Jury“ in ihrem eigenen Zuhause. „Das hab ich jetzt erkannt - hat mir meine Tochter jüngst beim Üben zugerufen. Das ist doch schon mal was“, berichtet Peggy Schwalbe vergnügt.