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Naturschutz auf dem Rödel  Naturschutz auf dem Rödel : Grasen für die Artenvielfalt

Von Constanze Matthes 12.12.2019, 08:25
Auf dem Rödel ist eine Herde Koniks zu Hause.
Auf dem Rödel ist eine Herde Koniks zu Hause. Archiv (Biel)

Freyburg - Gefeiert wird dieser runde Jahrestag wohl nicht. Wenn auch positiv gestimmt auf die vergangene Zeit geblickt werden darf. Vor zehn Jahren begannen das Beweidungsprojekt mit Wildpferden auf dem Rödel und das sogenannte Monitoring. Auf den Hanglagen kommen seit 2012 zudem Ziegen zum Einsatz. Wissenschaftler der Hochschule Anhalt beobachten und werten seitdem anhand von Vergleichsflächen die Folgen der Beweidung auf dem Muschelkalk-Hochplateau, das sich im Naturschutzgebiet „Tote Täler südwestlich Freyburg“ befindet, aus.

Seltene Tiere und Pflanzen

„Das floristische Arteninventar hat sich verbessert. Es sind neue Arten hinzukommen. Und allgemein hat sich die Vielfalt erhöht“, erzählt Martina Köhler, Mitarbeiterin des Fachbereichs Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung an der Hochschule Anhalt. So sind seltene Vogelarten wie Sperber-Grasmücke, Grauammer und der Neuntöter gesichtet worden. Für den Wiedehopf seien acht Nistkasten platziert worden, berichtet Martina Köhler. „Allerdings sind diese noch nicht angenommen worden. Aber es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit“, sagt sie.

Auch die Befürchtungen, die Huftiere würden die Orchideen, zertreten und sie sogar fressen, haben sich nicht bewahrheitet. Der Spinnen-Ragwurz, die Bocks-Riemenzunge und das Dreizähnige Knabenkraut, die Orchidee des Jahres 2019, kommen beispielsweise vor. Im Fall des Bienen-Ragwurzes wird sogar von einer überregional bedeutsamen Population gesprochen. Ziel der Beweidung: das Offenland, das vergrast und verbuscht war, wiederherzustellen und zu erhalten. „Das Monitoring-Projekt ist bis September 2021 verlängert worden“, blickt Martina Köhler voraus.

Regeln für Wanderer

Anliegen ist es auch, die Bevölkerung für Naturschutz zu sensibilisieren. Eine Internetseite gibt Auskunft; Wanderungen finden auf dem frei zugänglichen Areal, das seit 2018 Eigentum der Naturstiftung David ist, statt (siehe auch Beitrag „Naturerbefläche“). „Wichtig ist, dass die Besucher einige Regeln beachten“, so Martina Köhler. So sollten Wanderer auf den Wegen bleiben; Hunde sind an die Leine zu nehmen. „Nicht nur die Pferde, sondern auch Vögel können gestört werden“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Derzeit grasen etwa 16, 17 Pferde, darunter Jungtiere, auf dem Areal. „Sie haben noch gut zu fressen. Das Wetter ist stabil. Wir schauen entspannt in Richtung Weihnachten“, sagt Heinz Bley, der Chef der Agrar GmbH Crawinkel, auf Nachfrage. Das Unternehmen hat seine Tiere, so Wildpferde und Rinder, noch auf Flächen nahe Großkayna und im Zeitzer Forst stehen. Bley schätzt, dass den Rödel auch eine andere Tierart erreichen wird: der Wolf. Im Naturschutzgebiet „Tote Täler“ konnte im vergangenen Jahr Kot offiziell dem Raubtier zugeordnet werden. „Das wird eine Herausforderung. Aber er gehört auch zur Natur“, sagt Bley.

Neuntöter
Neuntöter
Archiv (NT)
Spinnen-Ragwurz
Spinnen-Ragwurz
Archiv (NT)