1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Naturpark Saale-Unstrut-Triasland: Naturpark Saale-Unstrut-Triasland: Ministerin einen Tag lang auf Tour

Naturpark Saale-Unstrut-Triasland Naturpark Saale-Unstrut-Triasland: Ministerin einen Tag lang auf Tour

Von Gisela Jäger 30.07.2018, 07:33
Ministerin Claudia Dalbert im Ziegelrodaer Forst: Hier werden ihr die Erhaltungsmaßnahmen dreier Gewässer verdeutlicht.
Ministerin Claudia Dalbert im Ziegelrodaer Forst: Hier werden ihr die Erhaltungsmaßnahmen dreier Gewässer verdeutlicht. Gisela Jäger

Wendelstein - Trotz Umleitungen und Sommerhitze - die Landesministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, Claudia Dalbert, traf pünktlich im Zuge ihrer Sommertour zu den Projekten des Umweltsofortprogramms im Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland mit Start in Wendelstein ein. Begleitet von ihrem Mitarbeiterinnenteam, wurde sie am Kirschhang des kleinen Ortes der Gemeinde Kaiserpfalz von Geo-Naturparkgeschäftsführer Matthias Henniger, dem Landwirtschaftsunternehmen und Bewirtschafter des Gutes Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben, Petra und Thomas Jentsch, Ariane Körner vom Kreis-Umweltamt sowie Ursula Altenburg in Vertretung der Finne-Verbandsgemeindebürgermeisterin Monika Ludwig begrüßt.

Verbuschung gestoppt

Einen ganzen Tag hatte sich die Ministerin Zeit genommen, um sich einen Überblick über die Umsetzung der Projekte zu verschaffen, die im Jahr 2017 in sehr kurzer Zeit zur Verbesserung von Lebensräumen und zum Erhalt der Artenvielfalt umgesetzt werden konnten. Die 7,3 Hektar große Streuobstwiese, Bestandteil des Naturschutzgebietes „Wendelstein“ neben der Burganlage Wendelstein, wird durch Familie Jentsch derzeit für die Weidehaltung einer Mutterkuhherde genutzt, wodurch eine Verbuschung des charakteristischen Wiesenhanges verhindert wird. Bevor sich Ministerin Dalbert die Details erläutern ließ, überreichte sie ein Buch, in dem sämtliche 139 Projekte in Sachsen-Anhalt im Gesamtwert von zehn Millionen Euro vorgestellt werden.

Von den zwölf Einzelprojekten im Naturpark besuchte die Ministerin auf ihrer Tour sechs. Auf dem Kirschhang Wendelstein konnten unter anderem durch das Umweltsofortprogramm etwa 100 Obstbäume nachgepflanzt werden, um dem Verlust an überalterten Kirschbäumen entgegenzuwirken. Naturschutz bedeutet aber auch eine Nutzung in Form von Beweidung, wie am Beispiel Wendelstein deutlich wurde. Allerdings, sagte Familie Jentsch, wäre es sinnvoll, die Früchte der Bäume zu verwerten, was aber wegen des Naturschutzstatus nicht erlaubt sei. Ministerin Dalbert räumte ein, dass es sicher möglich ist, solche und andere Hinweise für künftige Verfahrensweisen aufzugreifen.

Gewässer erneuert

Am Fuß des Hanges mit Übergang in die Unstrutaue verdeutlichte Naturparkchef Henniger die Maßnahmen zur Pflege des alten Kopfweidenbestandes. Auch Familie Jentsch hatte in der Vergangenheit schon vereinzelt diese Bäume in Eigeninitiative zurückgeschnitten. Nächste Station war der Ziegelrodaer Forst mit einem Feuchtbiotop am Fuße des Mittelbergs, dem Fundort der Himmelsscheibe von Nebra. Insgesamt, so Henniger, sind über das Förderprogramm drei kleine Gewässer im Ziegelrodaer Forst erneuert worden, die im Naturhaushalt des wasserarmen Forstes durch eine natürliche Tonschicht im Buntsandstein Staunässe halten und als Laichgewässer für Amphibien wie dem seltenen Springfrosch dienen. Die Gewässer wurden entschlammt, vertieft und neu angeböscht, um die Verlandung zu verhindern.

Revierleiterin Adrina Hecht brachte ins Spiel, dass es der Landesforstbetrieb gern sehen würde, wenn auch noch weitere Maßnahmen wie beispielsweise ein Fledermauswinterquartier gefördert werden könnten. Hinsichtlich der Schlammlawine, die im vorigen Jahr nach einem Unwetter auch Wangen traf, schlug die Försterin vor, dass an der Straße zur Arche am jetzigen Parkstreifen ein Graben angelegt wird, um solche Erosionen künftig besser aufzufangen. Ministerin Dalbert betonte, dass für einige der genannten Maßnahmen andere Fördertöpfe greifen.

Zaun gegen den Wolf

Im angrenzenden Saalekreis führte die Fahrt nach Vitzenburg, Ortsteil von Querfurt. Bereiche des früheren Schlossparks, an den auch Weinberge grenzen, waren Ziel der Maßnahme zum Erhalt einer seltenen Vegetation der Trockenrasenhänge. Es wurde entbuscht, einige Kiefern entnommen und eine Fläche für die Ziegenbeweidung mit wolfssicherem Elektrozaun eingehegt. Durch die Beweidung mit Ziegen vom Hof des Ziegenwirts Dirk Rothhämel soll hier der nun erreichte Zustand der offenen Flächen erhalten bleiben. Henniger betonte, dass wegen der exponierten Steilhanglage dies eine technische Herausforderung war.

Auf eine ähnliche Biotop-Situation traf die Ministerin im FFH- und Naturschutzgebiet „Schmoner Busch“. Der karge Boden dort gilt ebenfalls als Ex-tremstandort und ist für eine spezialisierte Artenspanne prädestiniert, wie am Beispiel des Stengellosen Tragant gezeigt wurde. Auf der eingezäunten Teilfläche bei Spielberg wirken ebenfalls Ziegen, hier vom Liederstädter Hof der Familie Ritter. Nach einer Pause im Herzoglichen Weinberg, wo unter anderem Freyburgs Bürgermeister Udo Mänicke und Frank Tappert, Geschäftsführer der Naturparkbetriebsgesellschaft, die Ministerin begrüßten, besuchte diese den Kuhberg bei Gröst, eine Trockenrasenfläche mit Enzian-Bestand, wo inzwischen Konikpferde von Felix Bley weiden.

Im Jahr 2016 war mit dem Koalitionsvertrag ein Umweltsofortprogramm beschlossen worden. Die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, Claudia Dalbert, stellte in diesem zehn Millionen Euro zur Verfügung, davon 3,5 Millionen für die Landschaftspflege sowie den Natur- und Artenschutz. Zwölf der insgesamt 139 im Umweltsofortprogramm geförderten Projekte konnte der Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland bis Ende letzten Jahres umsetzen.

Kommt mit den extremen Bodenverhältnissen im Schmoner Busch gut zurecht: der Stengellose Tragant.
Kommt mit den extremen Bodenverhältnissen im Schmoner Busch gut zurecht: der Stengellose Tragant.
Jäger