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Museum Schloss Neuenburg  Museum Schloss Neuenburg : Der Haingott und die Heilige

Von Gerd Stöckel 03.04.2017, 14:42
Symbolfigur der Ausstellung im Bergfried der Neuenburg ist der „Haingott“, eine Steinfigur, die seit über 500 Jahren unterm Dach des romanischen Wohnturms thront, vermutlich aber weit älter ist. Anhand unterschiedlicher Deutungen werden Zeugnisse einstiger Glaubenswelten gezeigt.
Symbolfigur der Ausstellung im Bergfried der Neuenburg ist der „Haingott“, eine Steinfigur, die seit über 500 Jahren unterm Dach des romanischen Wohnturms thront, vermutlich aber weit älter ist. Anhand unterschiedlicher Deutungen werden Zeugnisse einstiger Glaubenswelten gezeigt. N. Hellfritzsch

Freyburg - Ein unbekannter Gott und eine verehrte Heilige stehen im Mittelpunkt zweier Ausstellungen auf der Neuenburg bei Freyburg. Die Steinfigur des „Haingottes“ ist das älteste Bildwerk auf der Neuenburg und umrankt von Geheimnissen. Benannt ist es nach dem nahen Haineberg, der als Fundort gilt. Die Heilige ist Elisabeth von Thüringen, die nachweislich zeitweise auf der Neuenburg gelebt hat. Nach deren Heiligsprechung ist die Burg auch zu einem Ort der Elisabeth-Verehrung geworden.

Der Haingott thront seit Jahrhunderten unter dem Dachsims des romanischen Wohnturms. Es wird angenommen, dass es sich um eine frühgeschichtliche Darstellung slawischen, germanischen oder keltischen Ursprungs handelt. Als man die Skulptur 2001 einer Konservierung unterzog, hatte man gehofft, Hinweise auf Schöpfer und Bedeutung zu finden. Doch der Haingott wahrt sein Geheimnis. Und die Ungewissheit wuchs noch: Die Ausstellungsmacher halten sogar einen spätbronzezeitlichen, auch einen romanischen Ursprung für möglich. Für jede der zeitlichen Hypothesen gibt es Hinweise. Doch festmachen lässt sich nichts.

Die Schau im Bergfried der Neuenburg macht aus der Not eine Tugend. „Wir haben die Unkenntnis als konzeptionelle Chance gesehen“, sagt Jörg Peukert, Direktor des Neuenburgmuseums. Ausgehend vom „Haingott“, der als Replik im Erdgeschoss des Dicken Wilhelms thront, folgt die Präsentation den Spuren der vorgeschichtlichen Götterwelt und prähistorischer Kultstätten. Das Spektrum reicht von dem der Göttin Freya geweihten Hain auf dem nahen Haineberg über die Dolmengöttin von Langeneichstädt und die Steigraer Trojaburg bis hin zum Verweis auf so bekannte Stätten wie den Mittelberg bei Nebra oder das Gosecker Sonnenobservatorium. Die alten Götter gerieten in Vergessenheit, als im 7. und 8. Jahrhundert im Saale-Unstrut-Gebiet die Christianisierung begann. Im Obergeschoss des Bergfrieds veranschaulichen Repliken vom Hornhausener Reiterstein und dem Stößener Goldhelm, wie sich dass in Zeugnissen jener Zeit spiegelt.

Die Rolle der Neuenburg als Glaubensort des Christentums ist seit jeher mit dem Namen der heiligen Elisabeth von Thüringen verbunden, auf deren Wirken die Doppelkapelle der Neuenburg, deren herausragender Bauschatz, zurückgeht. In der Sonderausstellung „Die verehrte Heilige“ zeigt eine Reihe von Leihgaben Zeugnisse dieser Verehrung. Dazu gehört ein prachtvoller Bildteppich aus dem Halberstädter Domschatz, auf dem auch das Kreuzwunder dargestellt ist: Der Überlieferung zufolge soll der Landgraf in einem von Elisabeth auf der Neuenburg gepflegten Bettler den Heiland erkannt haben.

Zu sehen ist auch das unscheinbare Fragment eines Pilgerzeichens aus dem 14. Jahrhundert, das eine Reise zum Grab der Heiligen nach Marburg belegt. Gefunden in Lübeck zeigt es, dass Elisabeth damals schon so populär war, dass Pilger beachtliche Entfernungen zurücklegten. Dass sich Elisabeth und der Haingott möglicherweise schon einmal vor den derzeitigen Ausstellungen nahe waren, meint Wilfried Weise, ehemals Mitarbeiter der Neuenburg. Der Gott, so ist er sich fast sicher, hatte einst seinen Sitz in einer Wand der Doppelkapelle, vielleicht um das Böse abzuwehren. „An der Kapelle gibt es Spuren einer Nische in der genauen Größe des Haingottes“, sagt Weise. Ein weiteres Rätsel um das steinerne Bildnis.