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Mühle Zeddenbach Mühle Zeddenbach: Bewusste Tradition

Von Constanze Matthes 07.06.2019, 09:58
Müller Volker Schäfer überprüft das Mehl. Der 45-Jährige führt die Tradition seiner Familie fort. Seit den 1930er Jahren liegt die Zeddenbacher Mühle in den Händen der Schäfers.
Müller Volker Schäfer überprüft das Mehl. Der 45-Jährige führt die Tradition seiner Familie fort. Seit den 1930er Jahren liegt die Zeddenbacher Mühle in den Händen der Schäfers.  Fotos (2): torsten Biel

Zeddenbach - Der Blick fällt auf einen Stapel mit Mehltüten. Weizen und Roggen, beide Sorten gibt’s auch als Vollkorn-Variante. Im Hintergrund rattert es. Der Besuch einer Mühle ist ein Fest für die Sinne. Das ist in der Zeddenbacher Mühle nicht anders, wo noch immer Mehl wie einst entsteht. Mit viel Zeit und Erfahrung, und das ist gut so. In blauer Arbeitshose ist Volker Schäfer auf dem Gelände unterwegs. Der 45-Jährige ist Müller, seinen Beruf erlernte er bei seinem Vater Erhard Schäfer und in der Berufsschule in Bautzen.

600 Tonnen Mehl pro Jahr

Seit den 1930er Jahren ist die Wassermühle an der Unstrut in der Hand der Familie. 600 Tonnen Weizen- und Roggen-Mehl entstehen jährlich. Fortan soll auch Dinkel gemahlen werden, ein Plan noch für dieses Jahr. Zwei Tage in der Woche sind die Maschinen im Einsatz, um das Getreide der Agrargenossenschaft Gleina und eines Landwirts aus Köckenitzsch zu verarbeiten. Der Rest der Woche fährt Schäfer seine Waren aus.

22 Bäckereien werden in einem Umkreis von 50 Kilometern beliefert. „Immer weniger Bäckereien nehmen das natürliche Mehl, die meisten greifen zum industriell hergestellten Mehl“, sagt der Müller enttäuscht. Eine positive Trendwende sieht er allerdings bei den privaten Verbrauchern, die zu wichtigen Kunden geworden sind. Fünf Tage in der Woche hat der Mühlenladen geöffnet, in dem es nicht nur das eigene Mehl, sondern auch Naturkostprodukte, Bio-Müsli und Backzutaten zu kaufen gibt. „Die Menschen, die zu uns kommen, gehen bewusst durchs Leben und achten auf ihre Gesundheit“, meint Schäfer.

Doch der Absatz der Produkte an die Bäckereien, deren allgemeine Zahl darüber hinaus schwindet, ist eine Sorge. Ein anderes großes Problem ist derzeit in aller Munde: der Klimawandel. Denn lange heiße und trockene Sommer wie im vergangenen Jahr lassen den Pegel der Unstrut sinken. Mit herben Folgen für die familiengeführte Mühle, die Mitglied im Mitteldeutschen Müllerbund ist. „Wir hatten im Sommer nur 50 Prozent der Wasserkraft zur Verfügung, also zu wenig Energie. Die Arbeiten, die sonst zeitgleich geschehen, mussten wir nach und nach ableisten“, erklärt der Müller. Zudem habe die Trockenheit dazu geführt, dass die Fallzahlen des Korns, die erheblichen Einfluss auf die Qualität der Backwaren haben, zu hoch waren. Die Mühle sei ein Ökobetrieb und arbeite CO₂-neutral, erzählt Jana Schäfer. Die Ehefrau des Müllers weist auf einen Aushang im Laden hin: Im vergangenen Jahr wurde die traditionelle Handwerksmüllerei in Wind- oder Wassermühlen zum immateriellen Kulturerbe erklärt.

Keine Subventionshilfe

Eine Unterstützung aus der Politik vermisst Volker Schäfer jedoch schmerzlich. Im Gegensatz zu Landwirtschaftsbetrieben erfährt er keine Subventionshilfe bei Trockenheit, hadert er vielmehr mit der wachsenden Bürokratie und Steuergesetzen. Ans Aufgeben hat er schon gedacht: „Ich fühle mich alleingelassen. Ich wünsche mir eine logische Politik, die auch Respekt vor Arbeit und Handwerk zeigt. Jeder kleine Betrieb hat eine Aura.“

Zum Mühlentag am 10. Juni sind Mühle und Mühlenladen ab 10 Uhr geöffnet. Es gibt Besichtigungen der ruhenden Technik sowie Führungen.

Imposanter Klinkerbau: Die Zeddenbacher Wassermühle an der Unstrut ist ein Blickfang. Bereits vor 1200 Jahren wurde an dieser Stelle Getreide gemahlen. Das heutige Mühlengebäude entstand vor rund 120 Jahren.
Imposanter Klinkerbau: Die Zeddenbacher Wassermühle an der Unstrut ist ein Blickfang. Bereits vor 1200 Jahren wurde an dieser Stelle Getreide gemahlen. Das heutige Mühlengebäude entstand vor rund 120 Jahren.
Biel