Milchviehwirt aus Hohenmölsen Milchviehwirt aus Hohenmölsen: Widerstandsfähig und optimistisch

Hohenmölsen - Es sind schlechte Zeiten für Landwirte. „Es kann schon mal sein, dass man übers Jahr viel Arbeit hat und am Ende nichts verdient“, bestätigt Mirko Zeutschel. Der Hohenmölsener bewirtschaftet 400 Hektar, baut dort zur Hälfte Weizen an, ansonsten Raps und Gerste und ein „paar Rüben“, wie er sagt. Eine vierköpfige Familie hat der Familienbetrieb zu ernähren.
Auf und Ab der Milchpreise
Als selbstständiger Landwirt habe er mit unruhigen Zeiten umgehen gelernt, sagt Zeutschel. Er zeigt sich wohl deswegen gelassen, was die gegenwärtigen Marktpreise betrifft. Die seien auch in der Vergangenheit mal gestiegen und mal gefallen. „Es wird immer Landwirtschaft in Mitteleuropa geben“, stellt er sich zuversichtlich düsteren Aussichten entgegen, die zum Beispiel durch die Einstellung der Milchviehwirtschaft in einem benachbarten Unternehmen genährt wurden.
Gestiegene Produktionskosten
Allerdings ist sein Betrieb auch nicht von Milch- und Fleischpreisen abhängig, sondern wird eigentlich als Feldwirtschaft geführt. Da schmerzen ihn steigende Produktionskosten und niedrige Verkaufspreise trotzdem. „2008 gingen die Kosten bedrohlich aufwärts“, schaut der 47-Jährige zurück. Kraftstoff, Dünger, Pflanzenschutzmittel wurden teurer, seien später aber auch wieder gesunken. Oben geblieben seien allerdings die Preise für Maschinen und Geräte.
Als seine bisher schwierigste Zeit, sieht Zeutschel die Jahrtausendwende. Bis zur Euro-Einführung seien Kosten und Preise niedrig gewesen. Dann aber habe er lernen müssen, mit extremen Schwankungen umzugehen. Waren vorher plus/minus zehn Prozent Normalität, ging es jetzt mit den Preisen viel höher, aber ebenso viel tiefer - bis zu 50 Prozent. Vor drei Jahren noch habe er beim Verkauf von Weizen pro Tonne um die 250 Euro einnehmen können, 2008 sogar fast 300 Euro, jetzt liege der Preis bei 140 bis 160 Euro. Also wird nicht alles mit einmal verkauft, sondern die Entwicklung des Preises beobachtet. „Da kann man sich aber auch schnell mal verspekulieren“, weiß Zeutschel, dem Irrtümer dabei schon auf die Füße gefallen sind.
Zukunftsfrage geklärt
Der Hohenmölsener Landwirt hat sich angewöhnt, im Generationszyklus zu denken. „Können meine Kinder das hier mal fortführen?“, das ist für ihn die entscheidende Frage und nicht die nach der aktuellen Einnahmen. Noch ist er optimistisch, dass sich wieder ein Gleichgewicht für seinen Betrieb einstellt und er die Frage nach dessen Zukunft ruhigen Gewissens mit Ja beantworten kann.
Und Freude kommt auf jeden Fall auf, wenn er zur renaturierten Kippe des früheren Tagebaureviers Pirkau fährt. Dort nämlich hat er eine Herde Rinder stehen. „Sie sind robust und gesund“, beschreibt er die Tiere, eine Kreuzung aus Galloway- und Angus-Rind. „Sie bewegen sich viel, sie wachsen langsam“, nennt er einen Grund, warum ihre Haltung kein großer Wirtschaftsfaktor für den Betrieb ist.
Mibrag bietet Weidefläche an
Die zehn Galloways seines Vaters und die Schafe, die in Hohenmölsen auf der Weide stehen, waren wohl der Anstoß für das Braunkohleunternehmen Mibrag, ihm ein 56 Hektar großes Terrain im Tagebaugebiet als Weidefläche anzubieten. Die Rinder sollen dort eine Offenlandschaft erhalten, wie es sie in der agrarisch genutzten Kulturlandschaft sonst nicht mehr gibt. Die Biologen sind zufrieden: Zahlreiche hochgradig gefährdete Arten von Vögeln über Heuschrecken bis hin zu Gefäßpflanzen können dort dank der Beweidung seit 2011 erhalten werden.
Auch wenn die schmackhaften Rinderfilets in seiner Familie und bei anderen Feinschmeckern durchaus gefragt sind und die Herde Zeutschels ein Zubrot ist, die Tiere erfüllen vor allem eine Aufgabe im Naturschutz. Allerdings ist ihre Haltung auf der Kippe auch nicht besonders aufwendig. Die Rinder stehen sommers wie winters draußen. Als Pacht für das 150 Fußballfelder große Gelände zahlt Zeutschel einen symbolischen Preis. Auch den kilometerlangen Elektrozaun und die Solaranlage, die dafür den Strom liefert, sowie den Pferch, bezahlt die Mibrag. (mz)