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Milchlieferanten Milchlieferanten im Burgenlandkreis: Weniger Milch, aber dafür bessere Preise?

Von Heike Riedel 16.10.2016, 11:00
Arnd Helm im Stall bei den Milchkühen der Landwirtschafts GmbH Osterland Teuchern.
Arnd Helm im Stall bei den Milchkühen der Landwirtschafts GmbH Osterland Teuchern. Peter Lisker

Teuchern/Molau - Ist der Ausweg aus der Milchkrise gefunden: Weniger Milch, aber dafür bessere Preise? Und schafft das ein EU-Programm? 35 Cent pro Kilogramm müssten die Bauern von den Molkereien erhalten, um nicht nur ihre Kosten rauszuholen, sondern auch Gewinn zu machen und einmal wieder investieren zu können, sagt Arnd Helm, einer der beiden Geschäftsführer der Landwirtschafts GmbH Osterland Teuchern. Doch momentan müssen sich die Milchlieferanten noch mit 25 bis 26 Cent pro Kilogramm begnügen. Die Preise lagen auch schon deutlich darunter. Grund ist eine Überproduktion von Milch nach dem Wegfall der Milchquote im März 2015.

Deswegen haben im Burgenlandkreis eine handvoll Landwirtschaftsbetriebe die Milchproduktion schon eingestellt. Für sie kommt das Hilfsprogramm der EU zu spät, mit dem ab Oktober bis Dezember die Milchproduktion gedrosselt werden soll. Es sieht vor, dass für jedes Kilogramm Milch, das die Landwirtschaftsbetriebe weniger an die Molkereien liefern als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, eine Ausgleichszahlung bis zu 14 Cent gezahlt wird.

Unterstützung deckt nicht die fixen Kosten

„Das ist eine Ausstiegshilfe, aber keine Rettung. Das Programm kommt zu spät und bringt zu wenig“, sagt Arnd Helm. Weil die Höhe der Unterstützung nicht die fixen Kosten der Milchviehbetriebe deckt, sind die Erwartungen des Bauernverbandes auch nicht anders als die von Helm. Betriebe, die in den vergangenen Monaten investiert haben, werden keine realistische Möglichkeit haben, um von den Beihilfen zu profitieren, so die Einschätzung.

In Niedersachsen und Bayern soll die Zahl der Milchviehwirtschaften, die die Unterstützung beantragt haben, in die Tausende gehen, in Sachsen-Anhalt wird von 110 gesprochen. Zumindest für die erste Runde. Die 150 Millionen Euro seien damit schon fast ausgeschöpft. Laut Deutschem Bauernverband sind nur noch 1,6 Millionen Euro übrig, was dazu führen kann, dass die Bauern weniger Mengen unterstützt bekommen, als sie beantragt haben. Für die zweite Antragsrunde ist am Mittwoch die Beantragungsfrist zu Ende gegangen.

„Das Programm passt nicht zu uns“, sagt Harwin Beenen vom Milchviehbetrieb Saaleaue über das Programm. Man habe die Bedingungen geprüft, aber für den eigenen Betrieb die Unterstützung verworfen. Ja, es sei eine gute Sache, wenn die Milchproduktion gedrosselt werde, das habe man auch ohne Programm in der Vergangenheit schon getan, so dass man jetzt nicht weiter runter könne.

Hoffen auf bessere Zeiten

Die Osterland GmbH hat in der Vergangenheit schon den Tierbestand um 50 Milchkühe auf 530 zurückgefahren und seit dem Wegfall der Milchquote im Frühjahr 2015 die Produktionsmenge nicht erhöht. Täglich werden von dem Unternehmen um die 13.500 Kilo Milch an die Frischli-Molkerei in Weißenfels geliefert, sagt Helm, ebenso viel wie vor der Quote. Deswegen lehnt Helm für seinen Betrieb die Beteiligung an dem EU-Programm ab. Osterland ist mit Feld- und Tierwirtschaft breit aufgestellt und vermarktet einen Teil seiner Produkte direkt. Ein leichter Anstieg der Milch- und Schweinepreise lässt Helm hoffen, dass wieder bessere Zeiten kommen.

Die Milcherzeugung Molau hingegen erwartet Geld aus dem Programm. „Die Unterstützung kommt viel zu spät“, sagt aber Vorstand Matthias Krebs. Denn die Genossenschaft hat Ende September bereits ihr Insolvenzverfahren in Eigenregie eröffnet. Damit möchte sich der Betrieb nachhaltig sanieren. 45 Arbeitskräfte hängen dran. „Wir mussten die Notbremse ziehen, haben bereits gute Kühe verkauft“, so Krebs. Jetzt werden nicht mehr 1.000 Tiere gemolken, sondern nur noch 879. Wir bräuchten jetzt schon die EU-Unterstützung, doch das Geld wird erst irgendwann nächstes Jahr kommen, bedauert er. Wie viel es am Ende werde, sei nicht klar.

Er ist optimistisch, dass die Milchpreise steigen werden und es die Milchgenossenschaft auch zukünftig noch gibt. In die Landwirtschaftspolitik sei ein wenig Bewegung gekommen. Allerdings kommt im Frischli-Milchwerk in Weißenfels bisher noch nicht spürbar weniger Milch an. Von gewöhnlichen Schwankungen spricht dort Betriebsleiter Henner Schumann. „Die Mengen von unseren Lieferanten sind zurückgegangen“, sagt hingegen Helge Prott, Geschäftsführer der Molkerei des Deutschen Milchkontors in Bad Bibra, schon. (mz)