"Mein Sport - meine Welt" "Mein Sport - meine Welt": Torwart Übungsleiter Referee

Bad Kösen - Die Vielfalt der Sportarten in der Saale-Unstrut-Finne-Region ist groß - genauso wie das Engagement der Athleten, Übungsleiter und Funktionäre. Diese stellt Tageblatt/MZ in der neuen Serie „Mein Sport - meine Welt“ in loser Folge vor. Dazu füllen die Sportler einen Fragebogen aus.
Im 13. Teil - nach Turnerin Juliane Titus (SC Empor Laucha/ Ausgabe vom 15. Dezember), Floorballer Hannes Kowalewicz (SV 1924 Nebra/18. Dezember), Tischtennisspielerin Marie Vater (TV 1922 Saubach/28. Dezember), Kletterer Tristan Runkewitz (SSV Eintracht Naumburg/30. Dezember), Fußball-Torhüterin Stefanie Glaß (BSC 99 Laucha/4. Januar), Triathlet Jens Bauer aus Naumburg (7. Januar), Kegler Günter Noserke (SG ZW Karsdorf/11. Januar), Läufer Sven Meinhardt (SG Finne Billroda/15. Januar), Ruderin Claudia Baumgart (Naumburger RV Rot-Weiß/ 20. Januar), Bogenschütze Benny Hartig (SG Eintracht Großjena/27. Januar), „Ironman“ Andy Kranz (Naumburg/29. Januar) und Fahrsportlerin Steffi Wittenbecher (RFV Dorndorf/2. Februar) - dreht sich alles um Horst Zich von der SG Blau-Weiß Bad Kösen.
Der 71-Jährige kann mittlerweile auf sechs Jahrzehnte als Aktiver, Übungsleiter und Referee im Fußballsport zurückblicken. Er begann 1962 in der Schülermannschaft (heute C-Jugend) der Kurstädter. Zunächst agierte er als Abwehrspieler und dann als Stürmer, ehe er Torwart wurde. Bereits mit 17 schaffte Horst Zich den Sprung in die erste Männermannschaft, wo er ein sicherer Rückhalt war. Im Laufe seiner langen sportlichen Karriere brachte es der Bad Kösener auf mehr als 600 Pflichtspiele - oft zusammen mit seinem Bruder Wolfgang, der Libero war. Im Jahre 1989 beendete Horst Zich mit einem 1:0-Sieg gegen Mewa Naumburg seine aktive Laufbahn als Torwart; er sprang aber immer wieder ein, wenn Not am Mann war. „Ich erinnere mich an zahlreiche tolle Siege und bittere Niederlagen, aber auch an besondere Punktspiele. In Kretzschau war es mal eine wahre Schlammschlacht, und ich musste ich mich im Laufe der Partie, die 0:0 endete, meiner langen Trainingshose entledigen, denn die Baumwolle hatte sich regelrecht vollgesogen“, blickt Zich zurück.
Der gelernte Maurer orientierte sich nach der Wende beruflich neu; als Brückenbauer arbeitete er in ganz Deutschland. Durch diese Montagetätigkeit musste er allerdings sein ehrenamtliches Engagement einschränken, da er nur an den Wochenenden zu Hause war. Jetzt, als Rentner, hält Horst Zich zusammen mit anderen Helfern wie Ferdinand Jüttner das Sportplatzgelände am Gradierwerk in Schuss.
1. Darum liebe ich meinen Sport: Für mich ist die Bewegung an der frischen Luft, egal bei welchem Wetter, sehr wichtig. Dass ich den Fußballsport mit meinem Bruder ausüben konnte, war für uns beide etwas ganz Besonderes. Viel Freude hatten wir dann auch bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen - vor allem, wenn einige unserer Schützlinge später den Sprung in die erste Männermannschaft geschafft haben.
Bereits seit 1973 bin ich auch als Schiedsrichter aktiv. Es macht mir großen Spaß, den Kampf um den Ball hautnah mitzuerleben und zu hoffen, als Unparteiischer immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit es stets fair bei den Spielen zugeht. Auch heute noch stehe ich bei Nachwuchsspielen als Schiedsrichter und bei Partien der Männer bis zur Landesklasse als Assistent an der Linie auf dem Platz. Bei so manchen hitzigen Duellen gilt es dabei, die Übersicht zu bewahren.
2. Diese Ausrüstung benötigt man/das reicht schon für Anfänger: Eigentlich braucht man gar nicht viel für den Anfang: ein paar Fußballschuhe, um den richtigen Stand zu haben, um damit den Umgang mit dem Spielgerät und die Regeln zu erlernen. Als Unparteiischer benötigt man eine gute Fitness, um immer auf der Höhe des Geschehens sein zu können. Und nach einer erfolgreichen theoretischen Prüfung reichen die gelbe und die rote Karte sowie ein kleiner Notizblock, um sich Entscheidungen und Vorkommnisse notieren zu können. Auch eine Trillerpfeife darf natürlich nicht fehlen. Der ehemalige Abteilungsleiter Fußball der SG Blau-Weiß Bad Kösen, Rainer Hase, hat die Schiedsrichter unseres Vereins mit der Unterstützung von Sponsoren gleich komplett ausstatten lassen, was - glaube ich - nicht nur einmalig hierzulande, sondern ein zusätzlicher Ansporn für die Freizeitaktivität als Referee war und ist.
3. Deshalb trete ich so gern für meinen Verein an: Die SG Blau-Weiß Bad Kösen ist wie eine große Familie für mich. Nicht nur die gemeinsame Freude am Fußballsport, auch das kameradschaftliche Miteinander spielt heutzutage noch eine wichtige Rolle. Im Laufe der Jahre kamen immer neue Herausforderungen hinzu, denen man sich stellen musste.
Mit den dabei gesammelten Erfahrungen kann die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs - von den Kleinsten bis hin zu den „Alten Herren“ - besser gelingen. Seit nunmehr fast 60 Jahren (im nächsten Jahr) habe ich trotz zahlreicher Abwerbungsversuche von außerhalb meinem Verein die Treue gehalten. Und dies wird auch so bleiben.
4. Mein/e Lieblingsgegner ist/ sind: Da kann ich gerne und ohne Umschweife sagen, dass es in den vielen Jahren mit Motor (heute Schwarz-Gelb) Deuben viele hart umkämpfte Spiele gab, die mir immer noch in bester Erinnerung sind. Nach dem Abpfiff reichte man sich die Hände, konnte sich wieder in die Augen schauen, und alles war wieder gut. Auch heute noch, wenn unsere erste Mannschaft auf die Deubener trifft, freue ich mich auf das Wiedersehen mit den ehemaligen Kontrahenten. Gemeinsam kann man in alten Erinnerungen schwelgen. Aber auch die damaligen Derbys gegen die FSG und gegen WiWeNa beziehungsweise Mewa Naumburg waren etwas Besonderes und zogen zahlreiche Zuschauer an.
5. Am meisten hat mich inspiriert/meine Vorbilder sind: Da gibt es ein ganz klares Votum für Hans Hoffmann, der als Torwart in Bad Kösen seine große Fußballkarriere begann und dann nach den Stationen Naumburg und Stahl Nordwest Leipzig Stammtorhüter der Oberligamannschaft des ASK Vorwärts Frankfurt (Oder) wurde. Für uns beide war es etwas ganz Besonderes, als wir uns im Jahr 1970 in einem freundschaftlichen Vergleich gegenüberstanden und wir uns nach einem großen Kampf am Ende lediglich mit 0:2 geschlagen geben mussten. Für mich war es eine große Ehre, dass man mich nach dem Spiel gleich mit nach Frankfurt (Oder) nehmen wollte. Ich hatte die ASK-Stürmer mit guten Paraden teilweise zur Verzweiflung gebracht, so dass ich wohl auch bei den Verantwortlichen die entsprechende Wirkung hinterlassen hatte. Aber noch einmal zur Armee wollte ich auch nicht.
6. Das war meine bisherige sportliche Sternstunde: Da hatte ich zum Glück in meiner Karriere gleich mehrere, woran ich mich heute noch gern zurückerinnere. Herausragend war nach der erfolgreichen Saison 1978/79 der Kampf um den Aufstieg in die Bezirksliga. In fünf Entscheidungsspielen ging es um die beiden Aufstiegsplätze. Wir wurden am Ende Dritter. In derselben Serie schafften wir es im Bezirkspokal bis ins Viertelfinale, wo wir daheim den Gästen aus Hettstedt einen großen Kampf lieferten. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung stand es 1:1, doch das entscheidende Elfmeterschießen verloren wir mit 4:5.
Aber auch die Einweihung des neuen Stadions am Bad Kösener Gradierwerk war ein emotionaler Höhepunkt, denn wir konnten da mit Oberligist Carl Zeiss Jena die Kräfte messen, wenn wir auch am Ende mit 1:8 unterlagen. Für Harald Irmscher war es das letzte Testspiel, bevor es mit der DDR-Nationalmannschaft zur WM in die BRD ging. Auch das Freundschaftsspiel gegen den damaligen HFC Chemie war etwas Besonderes. Wir kassierten nur eine 1:4-Niederlage und zogen uns gegen den Oberligisten achtbar aus der Affäre. Es war eines der letzten Spiele von Norbert Nachtweih und Jürgen Pahl im HFC-Trikot, bevor sie sich nach Westdeutschland absetzen konnten. Auch daran, dass ich in der Saison 1983/84 den Kreispokal - mit einem Sieg im Finale gegen die FSG Naumburg - erringen konnte und dabei mein 550. Pflichtspiel für die Bad Kösener absolvierte, erinnere ich mich noch sehr gern.
7. Das möchte ich in meinem Sport noch erreichen: Es wäre schön, wenn meine beiden Enkel wie ich dem Fußballsport nachgehen können. Die sechsjährigen Zwillinge sind nicht nur begeisterte Fans von RB Leipzig, sondern haben bereits ihre eigene Laufbahn bei der SG Blau-Weiß Bad Kösen begonnen. Der eine könnte als Torwart in meine Fußstapfen treten - bei den G-Junioren hat er schon so manche gute Parade gezeigt -, während sein Bruder lieber in der Abwehr spielt. Nach dem Homeschooling und den Hausaufgaben trainiert der Opa gern mit ihnen. Persönlich würde ich mich freuen, wenn Gesundheit und Fitness weiter mitspielen, so dass ich auch in Zukunft im Nachwuchsbereich als Schieds- und im Männerbereich als Linienrichter in Erscheinung treten kann.
8. Das gefällt mir nicht, das müsste sich in meiner Sportart/meinem Verband ändern: Ich hoffe, dass alle Mannschaften, vor allem im Nachwuchsbereich, schnell wieder auf den Fußballplatz zurückkehren können. Besonders die Förderung der Kinder und Jugendlichen sollte insgesamt mehr Aufmerksamkeit erhalten. Von Bundes- und Landesseite sollte man alles dafür tun und die benötigten Gelder zur Verfügung stellen, damit die Talente im Fußball ausreichend gefördert werden können. (hob/tok)


