Männerchor Schellsitz: Männerchor Schellsitz: Wenn die Musik den Takt gibt

Grossjena/Schellsitz - Zwei besondere Ereignisse füllen den November von Gerhard Ritter. In wenigen Tagen feiert er seinen 80. Geburtstag, am vergangenen Donnerstag leitete er letztmals eine Probe des Männerchors Schellsitz. Nun gibt er sein Amt und den Taktstock der Gesundheit wegen nach 36 Jahren ab. Nahezu Zeit seines Lebens war er mit dem Vokalensemble verbunden und der Chor über die Hälfte seines nunmehr 70-jährigen Bestehens mit ihm.

Geboren in Schellsitz, sang Ritter bereits als Jugendlicher mit. Nachdem er nach seinem Landwirtschaftsstudium in Halle und Bernburg mit anschließender Promotion sowie der ersten beruflichen Station, die Mastprüfungsanstalt nahe Köthen, in die Region zurückgekehrt war, stand plötzlich der neue Vereinsvorsitzende Eckhard Kühnert vor der Tür des Neu-Großjenaers. „Das war meine erste Amtshandlung, ihn zu überzeugen, der Nachfolger von Hermann Krüger zu werden“, erinnert sich Kühnert, der damals gerade mal 22 Jahre alt war. Und noch ein spezieller Bereich verbindet Chorleiter und Vereinschef miteinander - die Landwirtschaft. Kühnert ist Landwirt, Ritter war viele Jahre über Dozent an der Agrarfachschule in Naumburg. „Mein Beruf hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe gern junge Leute ausgebildet“, blickt der noch 79-Jährige zurück. Das pädagogische Rüstzeug dafür holte er sich während einer Pädagogik-Ausbildung in Leipzig. Das nötige Wissen, einen Chor zu leiten, sammelte er indes in Blankenburg/Harz, wo er eine Chorleiter-Ausbildung absolvierte. „Ich habe versucht, zu jedem Sänger des Chors Zugang zu finden. Ich bin da eher diplomatisch und in meiner Amtszeit damit gut gefahren“, erklärt Ritter seinen besonderen Stil als Schellsitzer Chorleiter.

In diesem Jahr begeht der Männerchor Schellsitz sein 70-jähriges Bestehen. Er wurde am 12. November 1946 ins Leben gerufen. Die regelmäßigen Proben werden im Vereinshaus Schellsitz durchgeführt. Langjähriger Vorsitzender ist Eckhard Kühnert. Wer Interesse hat, den Chor fortan zu leiten, kann sich bei dem Schellsitzer melden. Vereinsvorsitzender Eckhard Kühnert ist erreichbar unter: 0174/7 62 60 60

Neben der wöchentlichen Singestunde füllen Auftritte zu Chortreffen, Geburtstagen oder anderen Veranstaltungen den Kalender. Derzeit ist der Chor 20 Sänger stark, die im Alter zwischen 32 und 80 Jahren sind und aus Schellsitz sowie Nachbarorten wie Pödelist und Markröhlitz kommen. Die Pflege des Liedgutes ist in der Satzung verankert, vorwiegend Volkslieder bilden deshalb das Repertoire. „In einem kühlen Grunde“, nach einem Text des bekannten Dichters Joseph von Eichendorff, zählt zu den Lieblingsliedern Ritters. Darüber hinaus leitet er den Großjenaer Gesangs-Verein; ein Amt, das er weiterhin ausfüllen will. Hinzukommt sein Engagement im Karnevalsverein Großjena, in dem er bereits Ehrenmitglied ist. Zudem war er im Gemeinderat und im Kleingartenverein aktiv. „Für manchen Abend hatte ich gleich drei Einladungen erhalten“, sagt Ritter. Die Liebe für die Musik habe er vom Großvater, erzählt Ritter, der zudem Klavier, Orgel und Akkordeon spielt. „Er war im Ersten Weltkrieg Militärmusiker. Bereits mit fünf Jahren erhielt ich den ersten Klavierunterricht und lernte damit viel über Musiktheorie, was mir allerdings auch für die Arbeit als Chorleiter sehr geholfen hat.“

Nun sucht der Chor einen neuen Leiter, der den Taktstock und die Verantwortung übernehmen soll. „Er braucht dafür keine Ausbildung und kann auch Quereinsteiger sein“, sagt Kühnert, der nun in seiner Amtszeit ein zweites Mal auf Chef-Suche geht. In der Übergangszeit wird wohl ein Chormitglied vorerst den Takt angeben.

Fragt man Ritter, der mit seiner Frau Renate in Großjena wohnt und Vater einer Tochter sowie Großvater zweier Enkelinnen ist, warum man in einem Chor singen sollte, braucht er nicht lange zu überlegen. „Es ist die Freude am Singen und die Geselligkeit in der Gemeinschaft“, betont Ritter. „Ich möchte, dass es mit dem Männerchor Schellsitz weitergeht.“