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Mit 14 schon Mutter Mädchen aus Hhenmölsen mit 14 Jahren Mutter: Wie sich das Leben einer Neuntklässlerin verändert hat

Von Klaus-Dieter Kunick 01.02.2017, 06:00
Angelique Sailer aus Hohenmölsen hat ihr Söhnchen zum „Fressen“ gern. Nach der 10. Klasse will die mittlerweile 15-Jährige Kindergärtnerin werden.
Angelique Sailer aus Hohenmölsen hat ihr Söhnchen zum „Fressen“ gern. Nach der 10. Klasse will die mittlerweile 15-Jährige Kindergärtnerin werden. Peter Lisker

Hohenmölsen - Der kleine Louis sitzt auf dem Schoß von Corina Haupt, die seit drei Jahrzehnten als Hebamme tätig ist. Das liebe Kerlchen zeigt sich von seiner fröhlichsten Seite, er quietscht vergnügt vor sich hin und setzt sein schönstes Lächeln auf. An und für sich wäre das noch keine Notiz wert, denn diese Szene spielt sich täglich in vielen Familien zwischen Zeitz und Nebra ab. Ungewöhnlich ist hingegen das Alter der Mutter: Am 19. Juni des vergangenen Jahres, zur Geburt von Louis Mario Carl, so seine kompletten Vornamen, war Angelique Sailer aus Hohenmölsen gerade einmal 14 Jahre alt.

Die Geburt im Weißenfelser Krankenhaus sei unkompliziert verlaufen, der Junge war gesund und munter. Angelique, die derzeit in die 9. Klasse der Sekundarschule Hohenmölsen geht, dürfte damit zu den jüngsten Müttern in der Region zählen. Seit der Geburt ist das Mädchen zugleich regelmäßig in der Betreuung von Corina Haupt. Und das ist gut so, denn die junge Mutter hat doch etliche Fragen, die sie bei der Hebamme loswerden will.

Tagesablauf der jungen Mutter aus Hohenmölsen ist geregelt

„Ich finde es gut, dass ich jetzt hier bin“, sagt das Mädchen. So habe sie beispielsweise Fragen zur Ernährung von Louis, der mittlerweile schon das erste Zähnchen hat. Auch das Gewicht interessiere sie. „Wichtig ist die Entwicklung des Kindes, die Motorik“, fügt Corina Haupt hinzu. Bis jetzt sei sie absolut zufrieden, wie sich Louis entwickelt: „Alles im grünen Bereich.“

Darüber freut sich auch Angelique Sailer, die ihr Söhnchen ohne den Vater aufzieht, der nahezu doppelt so alt ist wie die mittlerweile 15-Jährige und der eine Straftat begangen hat. Er habe seinen Sohn bisher lediglich auf Bildern gesehen, sie habe keinen Kontakt zu ihm, er zahle auch keinen Unterhalt. „Ich bin erst einmal froh, dass es mir und meinem Sohn gut geht. Ich bin glücklich, aber auch stolz, wie ich das bis jetzt hinbekommen habe“, erzählt sie.

Angelique Sailer möchte später einmal Kindergärtnerin werden

Dass sich ihr Leben von heute auf morgen total veränderte, sei ihr natürlich bewusst. Aber sie könne damit gut umgehen: Morgens schaffe sie Louis in den Kindergarten, dann laufe sie in die Schule, mittags gehe sie zu ihrer Oma Mittagessen, bevor am Nachmittag der Junge wieder aus dem Kindergarten geholt wird. Bis jetzt habe sie keine Probleme in der Schule, sie strenge sich an, die Leistungen zu erbringen, denn sie möchte später Kindergärtnerin werden. Zudem habe sie einen guten Kontakt zu ihren Mitschülern.

Dass die Reaktionen nach Bekanntwerden der Schwangerschaft unterschiedlich ausgefallen seien, verstehe sie. Viele hätten sich gefreut. Wie jeder damit letzten Endes umgehe, sei jedem seine Sache, ergänzt sie. „Anfangs war ich skeptisch“, sagt Daniela Sailer, die Mutter von Angelique, sie arbeitet im Servicebereich in der Raststätte Osterfeld. Man habe Beratungsstellen aufgesucht und sei in der Schule gewesen, um alles abzuklären, ob das am Ende überhaupt funktioniert. Aber mittlerweile freue sie sich über ihren Enkel.

Opa: „Sie können mir das glauben, den kleinen Louis gebe ich nicht mehr her“

Wobei die 15-Jährige ergänzt, dass ihre Eltern getrennt leben. Ihr Vater, der als Dachdecker arbeitet, habe anfangs nicht viel Freude aufbringen können. „Stimmt schon, ich war nicht begeistert“, erklärt Mario Sailer (42). Eine Nacht habe er zugebracht, um alles zu verdauen.

Aber nach dem er drüber geschlafen habe, sei es gut gewesen. „Ich habe ihr gesagt, dass das nicht einfach ist, Schule und Lehre unter einen Hut zu bringen“, fährt er fort. Und von ihrer Jugendzeit habe sie auch nicht viel zu erwarten, die sei quasi hinüber. Aber wenn er jetzt sehe, wie Angelique das durchziehe, könne er nur den Hut ziehen. „Alle Achtung“, freut sich Mario Sailer. Wenn seine Tochter, die bei ihm im Haus wohnt, Hilfe benötige, stehe er jederzeit bereit. Aber auch die Oma und die Schwester, die ebenfalls im Haus wohnen, würden helfen. „Sie können mir das glauben, den kleinen Louis gebe ich nicht mehr her“, sagt er und lächelt. Es sei ein aufgeweckter Junge, den alle lieb haben. (mz)