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Spektakuläres Video Lützen: Rathausturm kommt für Sanierung an den Haken

Von Holger Zimmer 23.10.2017, 13:25
Der Rathausturm schwebt am Kranhaken über Lützen.
Der Rathausturm schwebt am Kranhaken über Lützen. Jan Iven

Lützen - „Wegschwenken und rüber“, dringt es aus dem Sprechfunkgerät ans Ohr von Thomas Kieweg. Der sitzt im Führerhaus und schwenkt mit dem Kran die Arbeitsbühne mit den zwei Männern langsam von der einen zur anderen Seite des Lützener Rathausturmes, der saniert werden muss. Was so einfach aussieht, ist es nicht: Die reich mit Blütenmotiven verzierte Bekrönung sitzt fest auf dem Türmchen.

Am Ende müssen Marcel Riedel und Thomas Schröpfer das Metall maschinell vom Unterbau lösen. Sie arbeiten für das thüringische Bauunternehmen Pfeiffer und das legt hier nicht zum ersten Mal Hand an. Denn die Fachleute haben vor knapp zwei Jahren bereits das Rathausdach über dem Nordflügel saniert.

„Ab und stopp“, kommt das nächste Kommando und Kieweg senkt die Plattform von der Spitze noch ein Stück tiefer. Der Kranausleger ist 53 Meter ausgefahren. Von weitem sieht es aus, als wäre er so hoch wie der Kirchturm. Für Turmbekrönungen und Wetterfahnen, aber auch Kirchturmuhren wurde der Kran schon gebraucht. Und der Mann verschweigt sein Faible für Altes nicht und verweist auf DDR-Zeiten und defekte Fallrohre. Man hätte damals zusehen können, wie schnell das Regenwasser die Fassaden ruiniert hat. Das hat er sehr bedauert.

Spektakuläre Aktion in Lützen: Spinnenweben und Rost im Turmknauf

Unten beobachtet Sören Manteuffel das Geschehen. Er will mit seinen Kindern Felicia und Noah zum Einkaufen, legt aber einen Zwischenstopp ein. „Denn so was sieht man nicht oft im Leben“, sagt der Lützener. Selbst Bürgermeister Dirk Könnecke ist mit einem Fotoapparat bewaffnet. Er fasst ins Innere des Turmknaufes. Der ist oben und unten offen und das Stadtoberhaupt sagt: „Da sind nur Spinnweben und Rost drin.“ Museumsleiterin Katja Rosenbaum fotografiert außen eine eingeritzte Inschrift. Irgendwann, so wird nebenbei erzählt, seien schon mal ein paar Hölzer ausgewechselt worden. Herbert Müller, dessen Name auf dem Metall zu lesen ist, wäre bei der handwerklichen Produktionsgenossenschaft Bau und Ausbau in Lützen beschäftigt gewesen. Aber das ist Jahrzehnte her.

Rathausturm in Lützen hängt am Haken: So präzise muss das Team arbeiten

Eine Stunde später hebt Thomas Kieweg einen Stahlrahmen in die Höhe und lässt diesen zentimetergenau über dem Türmchen ab. An diesem werden gelbe Gurte befestigt, die an den herausragenden Balken zwischen der sogenannten Laterne und dem Spitzdach nach außen ragen. Über der Plattform legen Riedel und Schröpfer die Kettensäge an und kappen die Kanthölzer.

Der kleine Turm schwebt nun am Kranhaken. Stück für Stück senkt Thomas Kieweg die Konstruktion auf ein hölzernes Podest, das auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus aufgebaut worden ist. Sandro Schomburg und Siegfried Novikow schieben Bohlen unter und sichern alles mit Holzkeilen. Am Ende wird das Ganze vertäut und an Betonklötzen befestigt, die man laut Bauamtsleiter Steve Kähler besorgt hat. Denn das Türmchen soll auch die ersten Herbststürme überstehen.

Rathausturm in Lützen hängt am Haken: Was an dem Turm nun gemacht wird

Firmenchef Hendrik Pfeiffer sagt, dass das Ganze nummeriert und auseinandergebaut wird. Die sichtbaren Pfeiler sind von Wind und Wetter so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie komplett ausgetauscht werden müssen. Einen Unterschied zu den teilweise profilierten alten Pfeilern wird man danach nicht feststellen können.

Dann müsse man sehen, wie stark das Holz geschädigt ist, das noch von Schieferplatten verdeckt wird. Der Weißenfelser Planer Ekkehard Wagner sagt: „Es hat seine Zeit gehalten.“ Firmenchef Pfeiffer schätzt, dass die Sanierung bis Februar dauern wird. Der Laternenboden dient bis dahin als Abdeckung für das Rathausdach. In der Zwischenzeit wird die Konstruktion eins zu eins nachgebildet, wo das notwendig ist.

Vor Ort wird dann alles zusammengebaut, bevor Thomas Kieweg wieder zum Einsatz kommt. Der Kranführer spricht von vier Tonnen, die diesmal bei ihm am Haken gehangen haben und sagt abschließend: „So gut müsste es immer funktionieren.“ Ursprünglich war nämlich davon ausgegangen worden, dass die ganze Aktion etwas länger dauert. Marcel Riedel bekennt, dass man zuletzt zwar an einem Kirchturm im hessischen Bebra gearbeitet habe, „aber jeden Tag passiert uns das auch nicht“. Mit dem Turm wird das Dach 2018 komplett saniert sein und auch die Marktfassade wird derzeit komplett generalüberholt. (mz)