Ausstieg aus der Kohle Lützen: Ausstieg aus der Kohle - Kommt Tagebau oder nicht?

Lützen - Die am meisten interessierende Antwort war beim Forum zum Thema Braunkohleausstieg zwischen den Zeilen herauszuhören. Denn gerade in Lützen und Umgebung bewegt die Menschen die Frage: Kommt der Tagebau Lützen oder kommt er nicht?
Ohne klar ja oder nein zu sagen, erklärte Bernd-Uwe Haase, Kaufmännischer Geschäftsführer der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (Mibrag), die Zusammenhänge so: „Momentan ist der Aufschluss eines Tagebaus Lützen mit dem Bau eines Kraftwerkes Profen verknüpft. Angesichts der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist ein Kraftwerk auf Braunkohlenbasis eine Illusion.“
Kohleausstieg spätestens Ende 2035?
Die Landesfachgruppe Energie von Bündnis 90/Die Grünen hatte zu dem Forum am Montagabend in den Roten Löwen in Lützen eingeladen, um über das Thema Kohleausstieg zu diskutieren. Der kommt spätestens um das Jahr 2035 ist sich Dorothea Frederking sicher.
Die Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen verweist auf den Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Landesregierung, der vom Ausstieg aus der Nutzung der Braunkohle als Energiequelle mit dem Auslaufen des derzeit betriebenen und noch in Erweiterung befindlichen Tagebaus Profen spricht. Und das sei um 2035.
Alternative Treibstoffe: Wird Kohle in Zukunft gar nicht mehr gebraucht?
Selbst wenn man sich in Parteien, Wirtschaftsverbänden, Unternehmen, Verwaltung über dieses Datum einig wäre, ist das Problem damit nicht gelöst. Haase verweist auf das Wörtchen „energetisch“. Danach komme die stoffliche Verwertung der Braunkohle, zum Beispiel für die Herstellung von Kerosin. Geht es nach den Grünen, findet die aber gar nicht statt.
Weil sie nicht gebraucht werde, sagt Frederking. Alternative Treibstoffe ließen sich in der Zukunft auch anders herstellen. Nämlich mit Hilfe zu viel produzierten Stroms aus erneuerbaren Quellen könne man aus Wasser Wasserstoff gewinnen, das als Gas Verwendung finden kann. „Wir brauchen also die Kohle auch dafür nicht“, stellt die Grünen-Politikerin fest.
Neue Energien sollen auch neue Arbeitsplätze schaffen
Je nach Standpunkt vielleicht zeitlich leicht versetzt gehen aber auch andere Politiker davon aus, Kohleförderung und -verwertung in Massen ist vergänglich. Aber was dann?
Abgesehen vom eher fruchtlosen Streit zwischen Grünen und Mibrag, wie viele Arbeitsplätze vom Ende der Kohle betroffen wären, braucht es Strukturwandel.
Frederking geht von „gerade mal“ gut 1.000 Arbeitsplätzen aus, dagegen könne man jährlich deutschlandweit im Bereich der erneuerbaren Energien 18.000 neue Arbeitsplätze schaffen.
Haase macht deutlich, man könne nicht allein Sachsen-Anhalt betrachten, sondern das gesamte mitteldeutsche Kohlerevier. Und da habe die Mibrag eben rund 2.000 Arbeitsplätze, zumal gut bezahlte. 120 Millionen Euro gebe die Mibrag jährlich für Löhne und Gehälter aus, die wieder zum großen Teil als Kaufkraft in der Region landen. Das ist ein wichtiger Aspekt. Nicht der, dass die Mibrag die Löhne zahlt, sondern, dass überhaupt jemand gute Löhne zahlt.
Landrat Götz Ulrich: Politik muss schon vor dem Kohleausstieg Lösungen finden
Bundesweit entstehende Arbeitsplätze sind schön und gut. Aber Menschen brauchen Arbeitsplätze in der Region. Das sei Grundvoraussetzung, damit Menschen hier leben bleiben oder sich neu ansiedeln, sagt Landrat Götz Ulrich (CDU).
Egal in welchem Jahr man den Ausstieg aus der Kohle ansetzt, es werde ein Strukturwandel gebraucht und der müsse jetzt beginnen. „Landes- und Bundespolitik sind in der Pflicht, den Burgenlandkreis, die mitteldeutsche Region zu unterstützen“, forderte er.
Auch deshalb arbeite man in der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland mit, um die Probleme gemeinsam zu lösen.
Umstieg von Braunkohle auf Erneuerbare Energien: Wer muss helfen?
Damit traf er ziemlich genau die Gefühle der Menschen in der Kohleregion. „Schauen Sie sich doch mal an, wie es rund um die Orte Tornau, Wuschlaub oder Göthewitz aussieht. Die Straßen sind kaputt, die Orte liegen an der Tagebaukante. Wer soll sich unter solchen Bedingungen hier wohlfühlen“, sagt ein Mann aus Muschwitz.
Da hilft auch nicht weiter, wenn Sabrina Schulz, Geschäftsführerin der Forschungseinrichtung Third Generation Enviromentalism, darauf verweist, dass es die mitteldeutsche Region beim Strukturwandel leichter habe als die Lausitzer, weil sie nicht so einseitig abhängig sei von Kohle- und Stromerzeugung.
Dagegen steht, wie Chris Döring, Vorstandssprecher der Getec Green Energy AG, deutlich macht, dass man zwar mit einem Energiepark Profen, wie ihn Getec und Mibrag gemeinsam planen, viel erneuerbare Energie erzeugen könne, aber nur wenige Arbeitsplätze generiere.
Mit einer Wandlung des Kohleförderers Mibrag zum erneuerbaren Stromerzeuger ist es also nicht getan. „Ohne neue Industrieansiedlungen im Burgenlandkreis geht es nicht“ konstatiert Landrat Ulrich. (mz)
