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Lost Places Droyßig Lost Places Droyßig: Neues Projekt zeigt Schloss verfallen, aber eigentümlich schön

Von Matthias Voss 09.12.2019, 12:59
Große Banner sollen am Schloss Droyßig für die Ausstellung „Lost Places“ werben. Die Feuerwehr, hier Patrick Winkler, hilft beim Anbringen.
Große Banner sollen am Schloss Droyßig für die Ausstellung „Lost Places“ werben. Die Feuerwehr, hier Patrick Winkler, hilft beim Anbringen. René Weimer

Droyßig - Michael Siebert ist ohne Frage ein vielschichtiger Mann. Der Ex-Bürgermeister von Droyßig ist weiterhin Gemeinderatsmitglied, selbstständiger Baustoff-Unternehmer und Veranstaltungsmanager im Schützenhaus. Aber als Posterheld und dann vor allem als Vampir? So dürfte man Siebert sicher noch nicht gesehen haben. Auf alle Fälle prangt sein entsprechendes Konterfei in kühlem Schwarz-Weiß seit dem vergangenen Wochenende von der Mauer des Droyßiger Schlosses.

Projekt „Lost Place": „Wir wollen das Schloss in dem Zustand zeigen, wie es ist"

Mit diesem übergroßen Banner will der Schlossförderverein auf sein neues Projekt aufmerksam machen. „Lost Places - Verlassen, verfallen, eigentümlich schön!“ lautet der Titel einer Spurensuche in Foto und Film, die ab dem 20. Juni 2020 als Ausstellung für knapp fünf Monate direkt im Schloss zu sehen sein wird. „Wir wollen das Schloss in dem Zustand zeigen, in dem es sich gerade befindet. Also auch genau die Wohnungen, in denen jahrzehntelang niemand mehr gewohnt hat. Die Kirche, wie sie vor dem Beginn der Sanierung ausgesehen hat. Oder die Treppenhäuser und Aufgänge, in denen ebenfalls lange nichts mehr passiert ist“, erklärt Katrin Beikirch.

Sie ist die Kuratorin der Ausstellung und will diese nicht als Zur-Schau-Stellung verstanden wissen. „Wir wollen nicht mit dem Finger auf Verantwortliche zeigen und sagen ,Ihr habt unser schönes Schloss verfallen lassen‘. Vielmehr wollen wir darauf aufmerksam machen, dass so ein altes Gemäuer auch auf diese Weise schön sein kann, eine Art morbide Romantik also“, sagt sie. Dazu hat sie eng mit Vereinsmitgliedern zusammengearbeitet.

„Die Lost Places also direkt in dem Lost Place, das gibt es sicherlich auch nicht überall“

Ihr Lebensgefährte Michael Schomer war für die technische Produktion verantwortlich, umgesetzt wurde das ganze von Andreas Reißmann und der Kern des Ganzen, die Filme und vor allem Fotos, kamen von Thomas Linzner. „Wir arbeiten schon seit eineinhalb Jahren an dem Projekt, waren unzählige Male im Schloss und konnten uns bis auf eine private Wohnung wirklich in jedem Winkel umschauen“, erklärt Michael Schomer.

Die Gemeinde Droyßig hat jedes Mal unproblematisch die Schlüssel dazu gegeben und stellt dem Förderverein für die Ausstellung auch zwei ungenutzte Wohnungen zur Verfügung. „Die Lost Places also direkt in dem Lost Place, das gibt es sicherlich auch nicht überall“, ist Schomer überzeugt, dass das Projekt gut bei den Besuchern ankommen wird.

Projekt ist eine Ausstellung, die Schlosskirche in einem 360-Grad-Panorama zeigt

Die Ausstellung wird aber nicht nur eine Aneinanderreihung von Fotos sein. Reißmann war zum Beispiel mit der Drohne unterwegs und zeigt verschiedene Perspektiven. Von der Schlosskirche wird es ein 360-Grad-Panorama geben und eine Virtuale-Realitäts-Brille ist ebenfalls mit dabei. „Wir werden das Schloss auf unterschiedliche Art und Weise präsentieren. Dabei sparen wir natürlich auch nicht die vielleicht unschönen Dinge wie durchgewachsener Efeu oder Spinnweben aus. Aber auch dies wird kunstvoll dargestellt“, verspricht Katrin Beikirch.

Schließlich wurden viele Gespräche, vor allem mit aktuellen und ehemaligen Mietern geführt. Herausgekommen sind dabei Geschichten, die sich vielleicht ein bisschen gruselig anfühlen werden. „Weitere Geschichten gibt es dann als Überraschung. Aber auf alle Fälle soll ein zeitgeschichtliches Dokument entstehen, welches wir dann dem Heimatverein übergeben könnten“, so Beikirch. So konnte der Förderverein für die korrekte Historie mit Günter Koschig den langjährigen Vorsitzenden des Heimatvereins als Berater gewinnen. (mz)