1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. "Lokal 18" in Naumburg: "Lokal 18" in Naumburg: Lokalpatriotismus oder Nazi-Symbolik?

"Lokal 18" in Naumburg "Lokal 18" in Naumburg: Lokalpatriotismus oder Nazi-Symbolik?

Von Harald Boltze 20.06.2019, 08:06
Nur eine zufällige Ähnlichkeit? Das „Lokal-18“-Logo erinnert stark an das verbotene „Blood-and-Honour“-Logo.
Nur eine zufällige Ähnlichkeit? Das „Lokal-18“-Logo erinnert stark an das verbotene „Blood-and-Honour“-Logo. Biel

Naumburg - Selten hat die Eröffnung einer kleinen Kneipe in Naumburg für solch einen Wirbel gesorgt. „Lokal 18“ heißt die Gaststätte am Eingang der Salzhofpassage in der Salzstraße Nummer 13. „Lokal 18“ steht auch auf den Schaufensterscheiben - und genau in diesem Namen mitsamt Logo, das am Schaufenster klebt, liegt das Problem. „Der einschlägige Name ’Lokal 18’ beinhaltet den Nazicode für Adolf Hitler. Die Ziffern stehen dabei für die Buchstaben im Alphabet (1. Buchstabe = A, 8. Buchstabe = H).

Das Profilbild auf Facebook strotzt nur so vor Naziästhetik, auffallend auch die gewählten Farben, welche um den Namen die schwarz-weiß-rote Reichsflagge bilden“, lautet der Vorwurf auf einer eigens ins Netz gestellten Facebookseite namens „Nazikneipe dicht machen!“.

„Lokal 18“ in Naumburg: „Das wurde auf keinen Fall aus Zufall oder Naivität entworfen.“

Auf dieser wird unter anderem auch das Logo des Lokals mit dem Konterfei des seit dem Jahr 2000 in Deutschland verbotenen rechtsextremen Netzwerks „Blood and Honour“ (englisch für Blut und Ehre) verglichen. Und selbst für Nicht-Kenner der Szene wird eine auffallende Ähnlichkeit deutlich.

Expertin auf diesem Gebiet ist die Naumburgerin Antje Weiser, die vor Kurzem für die SPD in den Gemeinderat gewählt worden ist. Sie leitete einst als Jugendhaus-„Otto“-Chefin auch das „Monitoring Rechtsextremismus“, schulte dabei Lehrer im Umgang mit Nazi-Symbolik und kommt beim Ansehen des „Lokal-18“-Logos zu einem klaren Schluss: „Das wurde auf keinen Fall aus Zufall oder Naivität entworfen. Das ist Absicht, und ich würde es ganz klar der rechten Szene zuordnen.“

Betreiber auf Facebook: „Das ’Lokal 18’ ist keine Nazikneipe!“

Dies jedoch bestreitet der Betreiber der Bar. Auf seiner Facebookseite schreibt er: „Das ’Lokal 18’ ist keine Nazikneipe!“ Wie er erklärt, wollte er einen Namen in Verbindung mit einer Zahl und sei auf 06618 gekommen. „Und wie uncool hört sich bitte Lokal 06618 an!? Deswegen schlicht und einfach ’Lokal 18’. Das hat überhaupt nichts mit Adolf Hitler zu tun!“, heißt es weiter.

Auch zu der Farbgestaltung äußert er sich: „Was sind die Naumburger Farben? Richtig, Weiß und Rot! Nun stellt euch mein Logo mal nur Weiß und Rot vor, uncool! Deshalb hab ich Schwarz mit dazugenommen.“ Rassismus weist der Betreiber, der auf eine Tageblatt/MZ-Anfrage nicht reagierte, in den Kommentaren seines Facebook-Posts von sich: „Ich habe gegen niemanden etwas einzuwenden, solange er es versteht, sich zu benehmen und einen netten Charakter hat.“

„Lokal 18“ in Naumburg: Räume angeschaut und dort nichts Verfassungsfeindliches gesehen oder gehört.

Ob die Erklärung stichhaltig oder nur fadenscheinig ist, kurzum: Ob das Logo und die Kneipe tatsächlich eine Nähe zur rechten Szene aufweisen, beschäftigt auch die Naumburger Stadtverwaltung. „Unser Stadtordnungsdienst mit Leiter Andreas Rüb hat sich am Dienstag die Räume angeschaut und dort nichts Verfassungsfeindliches gesehen oder gehört.

Zum Namen des Lokals und den Farben wurde vom Betreiber erneut die Erklärung mit der Postleitzahl und den Stadtfarben geäußert. Wir haben uns daraufhin mit dem Polizeirevier kurzgeschlossen, wobei uns Leiterin Anne Lindner erklärte, dass nichts strafrechtlich Relevantes vorliegt“, sagte am gestrigen Mittwoch Fachbereichsleiter Armin Müller.

Polizei: „Wir haben das Logo mit der Staatsanwaltschaft zusammen geprüft“

Aus dem Polizeirevier in Weißenfels wird das bestätigt. „Wir haben das Logo mit der Staatsanwaltschaft zusammen geprüft, erst einmal aber keine Strafbarkeit feststellen können“, so Sprecherin Gesine Kerwien

Ordnungsamt und Polizei wollen nun ein Auge auf dem Lokal behalten. „Wir werden beobachten, was dort für Publikum aus- und eingeht und vor allem, ob verfassungsfeindliche Rufe oder Symbole auftreten. Denn das ist die Schwelle zum Eingreifen“, so Armin Müller. Er wies darauf hin, dass die Gewerbeanmeldung des 35-jährigen Lokalbetreibers aus Bad Kösen korrekt abgelaufen sei. „Von den Führungszeugnissen und anderen Einträgen, wie etwa dem Schuldenverzeichnis, hat er eine weiße Weste.“