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Literatur  Literatur : Auf Uta folgt der Meister

26.08.2016, 08:50
Claudia (links) und Nadja Beinert im Naumburger Steinweg
Claudia (links) und Nadja Beinert im Naumburger Steinweg T. Biel

Naumburg - Für das Interview mit Naumburger Tageblatt/MZ sind sie aus verschiedenen Richtungen gekommen. Claudia Beinert aus Berlin, ihre Zwillingsschwester Nadja aus Erfurt. Im Gespräch geben die Autorinnen der beiden Uta-Romane „Die Herrin der Kathedrale“ und „Die Kathedrale der Ewigkeit“ Einblicke in die Entstehung ihrer Werke und erzählen über die bisherige Resonanz und das neue Buch „Der Sünderchor“. Mit Claudia und Nadja Beinert sprach Constanze Matthes.

Wie ist der erste Band der Uta-Romane entstanden?

Claudia Beinert: Ich habe historische Romane schon immer sehr gern gelesen und bin damals an einen Punkt gekommen, an dem ich mich gefragt habe, was machst du noch mit deinem Leben. Ich entschied mich, mit dem Schreiben anzufangen und schaute mich nach einem Thema um. Eigentlich sollte das Buch von einem Mann handeln. Doch meine Mutter riet mir, über Uta von Naumburg zu schreiben. Sie heißt selbst Uta und hatte das erste Uta-Treffen miterlebt. Und sie hatte recht: Uta von Naumburg ist die perfekte Heldin für einen historischen Roman. Sie ist eine schöne Frau und vieles, was damals geschehen war, ist bisher noch ungeklärt, so dass Raum bleibt für die eigene Fantasie. Bei einem Schreibseminar lernte ich eine Lektorin kennen. Sie las drei Seiten von der Geschichte, war sofort begeistert und wollte wissen, wie die Handlung weitergeht. Es war die Lektorin des Verlages Droemer Knaur, in dem dann das Buch erschien.

Sie schreiben beide an den Romanen. Wie funktioniert das?

Nadja Beinert: Den ersten Schreibentwurf übernimmt meine Schwester. Vorab erarbeiten wir jedoch den Ablauf der Geschichte gemeinsam. In einer Tabelle werden - wie bei einem Treatment für ein Drehbuch - die einzelnen Szenen und der Kurzinhalt erfasst. Wenn Claudia die Szenen ausformuliert hat, schickt sie mir den Text. Ich schaue ihn mir an und mache dazu meine Bemerkungen, ich gehe jeden Satz durch und optimiere ihn. Meine Aufgabe ist es aber vor allem, auf die Dramaturgie der Geschichte zu achten, also auf Spannung, auf die konsistente Entwicklung der Figuren und insgesamt die Stimmigkeit der Geschichte.

In den vergangenen Jahren sind mit dem neuen Band insgesamt drei Bücher entstanden. Das verlangt sehr viel Schreibdisziplin ab.

Claudia Beinert: Für den dritten Band mit seinen 557 Seiten habe ich ein Jahr in Vollzeit, Nadja ein Jahr in Teilzeit gearbeitet. Ich beginne jeden Tag am Morgen und arbeite dann acht Stunden. Doch Schreiben ist nicht alles; die Recherche und Besuche der Schauplätze gehören ebenfalls dazu. Meine Professur im Bereich Finanzwirtschaft an der Hochschule in Osnabrück und meine Tätigkeit in der Unternehmensberatung Ernst und Young habe ich aufgegeben, um mich als Autorin auf das Schreiben zu konzentrieren. Es macht riesig Spaß. Das Leben ist jetzt ein ganz anderes. Früher habe ich mich mit Risikomessung, Krediten und Bankregularien beschäftigt, heute mache ich mir zum Beispiel für den Roman „Der Sünderchor“ darüber Gedanken, wie unsere Protagonistin Hortensia mit dem Verlust ihrer Familie umgehen kann. Wie verarbeitet man den Tod lieber Menschen? Eine zeitlose Frage, auf die wir eine mögliche Antwort im Roman geben.

Am Dienstag, 6. September, werden Claudia und Nadja Beinert zu einer Premierenlesung in der Gutenberg-Buchhandlung, Jakobsstraße 2, in Naumburg ihren neuen Roman „Der Sünderchor“ vorstellen. Beginn ist um 19 Uhr. Karten sind für fünf Euro in der Buchhandlung erhältlich.

Gemeinsam mit dem Verlag Droemer Knaur verlost Naumburger Tageblatt/MZ im Rahmen eines Gewinnspiels fünf Exemplare des Romans. Wer einen Band erhalten möchte, beantwortet folgende Frage richtig: Wo erfuhr der Naumburger Meister vermutlich seine Ausbildung? Die richtige Antwort ist zu senden mit Angabe des Namens und der Telefonnummer per E-Mail an die Adresse [email protected] oder auch postalisch an: Naumburger Tageblatt/MZ, Redaktion, Salzstraße 8, 06618 Naumburg. Einsendeschluss ist Freitag, 2. September. Die Glücksfee lost die fünf Gewinner aus, die im Anschluss benachrichtigt werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Welche Bedeutung hat der historische Hintergrund?

Nadja Beinert: Wir haben alle Fakten verwendet, die es zu Uta gibt, und das waren nicht viele. Die gesicherten Informationen bilden die Pfeiler der Geschichte, die wir mit unserer Vorstellungskraft auffüllen. Die Zeit des 11. Jahrhunderts gibt es uns da einigen Spielraum, weil nur wenig bekannt ist.

Was wird im dritten Roman erzählt?

Claudia Beinert: Die Geschichte von Uta von Naumburg war mit dem zweiten Band „Die Kathedrale der Ewigkeit“ erst einmal abgeschlossen, obwohl es noch eine Verbindung in den dritten Band gibt. Im neuen Roman „Der Sünderchor“ geht es um den Naumburger Meister und die Entstehung des Westchors des Naumburger Doms und die Frage, wie er zu den Stifterfiguren gekommen ist, die ja lange Zeit vor ihm gelebt haben. Er kann die Damen und Herren also nicht persönlich getroffen haben, und Porträts mit wirklich individuellen Zügen gab es damals noch nicht. Wie also konnte der Naumburger Meister um die Äußerlichkeiten der Stifterfiguren wissen, die er so lebensecht, so berührend dargestellt hat? Und wer waren die Stifter überhaupt? Um den Naumburger Meister ranken sich ja ebenfalls viele Mythen, ist wenig bekannt, nicht einmal sein Name. Wir lassen ihn als Matizo von Mainz lebendig werden, der eine sehr emotionale Beziehung zu Naumburg hat, die tief in seiner Jugendzeit verwurzelt ist. Wir haben uns auch seine vermuteten Jugendwerke in Frankreich angeschaut und selbst versucht, einen Stein mit Hammer und Meißel zu bearbeiten. Steinbildhauerei war vor allem schwere körperliche Arbeit, die zugleich viel Geschick voraussetzt.

Nadja Beinert: Einen wichtigen Stellenwert erhält im Roman Naumburg, der Trubel in der mittelalterlichen Stadt. Öfters standen wir während der Recherche auf dem Turm des Marientores und haben über die Stadt geschaut und uns 800 Jahre zurückgedacht. Das ist nämlich die Zeit, in der „Der Sünderchor“ spielt, um 1250. Die Wende vom Hochmittelalter zum Spätmittelalter. Bereits im Februar des kommenden Jahres erscheint der nächste Band-Roman, der im Mansfelder Land und in Wittenberg spielt und über Martin Luther erzählen wird.

Wie ist es, sich als Autorin von einer Figur zu verabschieden?

Nadja Beinert: Irgendwie traurig. Unsere letzte Uta-Lesung haben wir auch in Naumburg gemacht.

Claudia Beinert: Uta und Naumburg werden ein Teil von mir bleiben. Sie hat mich ja erst zu einer Autorin gemacht.

Welche Resonanz haben Sie bisher erhalten?

Claudia Beinert: Zu jeder Lesung signieren wir unsere Bücher und kommen mit Lesern ins Gespräch. Viele sind sehr angetan und einige sind direkt nach Uta benannt worden. Natürlich gibt es auch Leser, denen die Bücher nicht so sehr gefallen.

Nadja Beinert: Wir erhalten vom Verlag die Leserzuschriften. Einige schreiben uns, dass es eine sehr berührende Geschichte sei. Andere haben Kindheitserinnerungen an Naumburg und die Uta.

Haben Sie Autoren, die Sie inspirieren?

Claudia Beinert: Ich habe früher sehr oft die Bücher von Noah Gordon und Ken Follett gelesen. Heute hole ich mir bei anderen Autoren Anregungen, wie dramaturgisch und atmosphärisch ein Buch aufgebaut sein kann.

Nadja Beinert: Ich lass mich spontan von Büchern inspirieren, die ich auf einem Büchertisch in der Buchhandlung sehe.

Was machen Sie bei Schreibblockaden?

Nadja Beinert: Tage, an denen es nicht so läuft, nutze ich für die Recherche oder Fahrten an die Schauplätze, um die Atmosphäre zu spüren, denn dort liegt noch etwas in der Luft.

Claudia Beinert: Ja, das geht mir genauso. Schreiben ist eine einsame Tätigkeit. Ich freue mich, auch draußen zu sein, Menschen zu treffen und dadurch kommt immer wieder frischer Schreibschwung.

Was raten Sie jenen, die ebenfalls ein Buch schreiben wollen?

Claudia Beinert: Er sollte sich ein Genre wählen, das er mag, und ein Thema, in dem er sich auskennt.

Nadja Beinert: Wichtig ist Disziplin; zum Schreiben, auch wenn man das Gefühl hat, nichts zustande zu bringen zu können. Den inneren Schweinehund, der gerne mal einen Kaffee trinken oder einen Spaziergang machen will, überwinden. Ist man erst einmal eingetaucht in eine Szene, dann läuft es fast wie von selbst.

Claudia und Nadja Beinert wurden 1978 in Staßfurt geboren. Während Claudia als freie Autorin tätig ist, arbeitet Nadja als Continuity für diverse Film- und Fernsehproduktionen.

Hintergründe zu den Romanen: www.beinertschwestern.de