Landwirtschaft Landwirtschaft : Viola holt Sieg nach Bad Bibra

Bad Bibra - Ines Porse und Tochter Marie Porse erzielten in der Bundesjungviehschau im Rahmen der „Grünen Tage“, einer Landwirtschaftsschau mit internationaler Beteiligung Ende September in Erfurt, einen besonderen Erfolg. Dort stellte die Studentin einen von vier Bundessiegern. Die beiden Frauen vom Landgut Porse in Bad Bibra überzeugten mit der tragenden Färse Viola, einem Rind der Rasse „Fleckvieh Simmental“. Die Ehrung war Anlass für Landrat Götz Ulrich (CDU), mit dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Uwe Fischer, dem Betrieb einen Besuch abzustatten.
46 Tiere im Bestand
Seit Jahren hat sich die Bad Bibraer Landwirtin auf die Zucht dieser Rasse, die ihren Ursprung in der Schweiz hat und heute weltweit verbreitet ist, spezialisiert. Die Mutterkuhhaltung, ein anerkannter Herdbuchbetrieb, umfasst einen Bestand von 46 Tieren mit Muttertieren, Jungrindern, Kälbern sowie Zuchtbullen. Trotz dieses relativ kleinen Tierbestandes zählt Ines Porse zu den sehr erfolgreichen Züchtern. Mit ihrer Tochter nimmt sie seit 2010 im Durchschnitt jährlich an zwei Ausstellungen mit bundesweiter Beteiligung teil - das beweisen Siegerschleifen und Pokale. Bei dem Vor-Ort-Besuch blieb es nicht nur bei Glückwünschen zu diesen Erfolgen.
Komplizierte Dürrehilfe
Der Landrat nahm seinen Besuch auch zum Anlass, sich mit dem Geschäftsführer des Bauernverbandes über Aufgaben und Potenziale der Fleischrinderzucht zu informieren. Auch aktuelle Probleme wurden angesprochen, so unter anderem die wetterbedingte Futterknappheit. „Wir konnten in diesem Jahr lediglich eine Wiesenmahd im Frühjahr durchführen, sonst ist dies bis zu viermal möglich“, so Ines Porse. Somit fehlt der Wintervorrat. Glücklicherweise konnte im Sommer auf freigegebene Flächen der Agrargenossenschaft Nebra ausgewichen werden. Schlimmstenfalls müsse im Winter der Tierbestand reduziert werden, erklärte Ines Porse. Die „Dürrehilfe“, so räumte auch Fischer ein, sei ein sehr kompliziertes Konstrukt, was nicht zur nötigen Soforthilfe beiträgt.
Das zweite Standbein des Hofes ist zwar der Feldbau, aber auch diese Erträge fallen geringer aus. Uwe Fischer kennt die Probleme und weiß, dass die politischen Hilfsinstrumente für die Landwirtschaft nicht in jedem Fall ausreichend sein werden. Familie Porse gab Einblick in einige ihrer „Erfolgsgeheimnisse“. Marie Porse, Studentin der Agrarwissenschaft, erzählte, worauf es ankommt: Geachtet wird auf eine gute Bemuskelung, nicht zu viel Fett, einen guten Beckenstand und das Euter. Auch Haltungsbedingungen wie Frischluftzufuhr, Stall- oder Koppelhaltung sowie die Futterzusammensetzung haben Auswirkungen.
Marie Porse bezeichnete das Simmentaler Fleckvieh als wahren „Allrounder“. Durch weltweite Verbreitung ist der Genpool sehr groß, so erfolgt die Anpaarung mit ausländischem Genmaterial. Dazu wurde der Zuchtbulle in Dänemark angekauft. Somit können gute Zuchttiere aufwachsen und an entsprechende Betriebe verkauft werden, die auf die Erzeugung von hochwertigem Fleisch ausgerichtet sind. Für die Tiere werden Zuchtbücher geführt, die den Stammbaum der Tiere aufzeigen.
Regionale Produkte gefragt
Zu den angesprochenen Problemen zählt, dass in der Region keine Vermarktung für Qualitätsfleisch wie andernorts in Deutschland besteht. Regional produziertes Qualitätsfleisch aus tiergerechter Haltung hätte gute Chancen und werde stärker nachgefragt, was auch einen realen Preis rechtfertigt. Trotz steigender Nachfrage an regional und fair produzierten Produkten sind die Hürden für die Direktvermarktung jedoch sehr hoch: Nach veterinärtechnischen und EU-Vorgaben muss es dafür Schlachthäuser geben, Kühlketten müssen eingehalten werden. Für Betriebe, wie die von Familie Porse, sind diese Hürden zu hoch, auch wenn der Wunsch nach Direktvermarktung vorhanden ist.
Fischer nannte als ungünstig, dass die gültigen Schlachtungsvorgaben nicht zwischen industriellen Großbetrieben und kleinbäuerlichen Betrieben unterscheiden; ein weiterer Nachteil für die kleinen Betriebe. Der Landrat brachte den Gedanken ins Spiel, dass sich Landwirte aus dem gleichen Produktionszweig zusammenschließen könnten, um gemeinsam ein Schlachthaus zu errichten. Marie Porse sah hingegen Schwierigkeiten hinsichtlich des Absatzes: „Wenn zu viele regionale Landwirte mit dem gleichen Produkt auf den Markt gehen, sinkt die Nachfrage.“ Hinzu komme der Fachkräftemangel im Fleischerhandwerk.
Problem Flächenverlust
Ulrich räumte ein, dass viele der angesprochenen Themen der Landkreis nicht lösen kann, sondern die Weichen in der EU- und Bundespolitik zu stellen sind. Ines Porse sprach auch den Flächenverlust durch die ICE-Strecke sowie Ausgleichs- und Ersatzpflanzungen an, die nicht beweidet werden dürfen. Auch seien Mähfristen für die Futtergewinnung einzuhalten, was unter Umständen zu Qualitätsverlust führt. Der Landrat bot an, sich mit dem Umweltamt zu beraten. Außerdem sprach Ulrich an, mit Fischer bei Investitionen des Betriebs Fördermittelchancen zu prüfen, so das Leader-Programm bei baulichen Maßnahmen oder die Hilfe für Junglandwirte.

