Kultur Kultur : Ein Haus voller Ideen
Naumburg - Das Haus 20 in der Naumburger Poststraße erscheint wie ein riesiges dreidimensionales Wimmelbuch. Es gibt viele große und kleine Dinge zu sehen, wenn man sie entdeckt oder der Hausherr zu erzählen beginnt. „Das sind die früheren Fenster“, sagt Holger Vandrich und öffnet einen Teil des Küchenschrankes. Recycling der besonderen Art. Im Nachbarraum steht ein Keyboard auf einer kleinen Bühne, hängen Marionetten an der Decke. Eine Reihe Stühle steht an der Wand. Man ahnt schon, was der Naumburger Schauspieler und Sänger plant. „Es soll ein offenes Haus werden, das Treffpunkt ist und Kreativität stiftet. Es wächst noch. Wir schauen, was funktioniert. Es wird auch Dinge geben, die scheitern werden“, erzählt der 56-Jährige. Puppentheater, Lesungen, Kino und Hörspiele, Keramikwerkstatt und Ferienprojekte, kulinarische Angebote wie Familientheater-Brunch und Musik-Dinner: Die Liste der Ideen und Pläne ist lang. An seiner Seite weiß Vandrich Geschäftspartnerin Cecilie Schäfer, eine Sozialpädagogin, die sich vor allem um den Bereich Catering und Ferienprojekte kümmert. Auch seine vielen Kontakte in die Kulturszene will er nutzen. „Die hiesige Kulturlandschaft ist sehr lebendig, und mehr Kultur bringt auch mehr Publikum“, zeigt sich der einstige Mime des Naumburger Theaters überzeugt. Seinen Ursprung hat das Haus voller Ideen, so der Titel des Vorhabens, in einem Männer-Traum: Vandrich und seine beiden Freunde Thomas Wahlbuhl und Harald Oehlmann wollten eine WG gründen. Eine Wohnung fand sich nicht, dafür dieses Haus, in dem sich einst ein Friseur-Geschäft befunden hat. „Wir haben jedoch gemerkt, dass unsere Pläne recht verschieden sind“, so Vandrich. Er wandelt nun auf Solopfaden, die WG gibt es allerdings trotzdem. Musiker Philipp Steidl und Marcus Pawis, Winzersohn und Mitbegründer der Kulturwerkstatt Burgenlandkreis, sind in das Haus eingezogen. Eingemietet hat sich ebenfalls der Verein Kunst in Naumburg.
Doch nicht nur das Innenleben soll sich abwechslungsreich gestalten. Ein Hingucker ist das Haus bereits mit seiner Fassade, über die sich farbige Mosaikbänder ziehen. Grund genug für Passanten, einen kurzen Halt einzulegen oder auch mal die Klingel zu drücken, wie Vandrich erzählt. Für den Entwurf zeichnete der Bildhauer Peter Fiedler verantwortlich. Der Hausflur greift diese besondere Gestaltung auf. Auch hier ziehen sich Mosaiken mit verschiedenen Farben und Formen flächenartig über die Wand. Unterstützt wurden Vandrich und seine Geschäftspartnerin dabei von der Montessori-Schule und der Kindertagesstätte „Regenbogen“ sowie Töpfermeister Rolf Schulz und Künstlerin Sabine Ebert-Hoyer.
Ein Unikum muss sich der Besucher noch in seiner Fantasie ausmalen: Im Hinterhof soll en mit Hilfe des Naumburger Unternehmens Robi-Play Spielplatzgeräte und Freizeitanlagen an der dortigen Esche ein Baumhaus entstehen. Natürlich kein 08-15-Baumhaus, sondern in Form eines Wals. Wie zu den diesjährigen Straßentheater-Tagen wird das Haus auch zu Advent in den Höfen geöffnet sein. Dann gibt es viel Musik und einen kleinen Flohmarkt.
