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Kriminalliteratur  Kriminalliteratur : Neuer Roman von Claudia Rikl erschienen

14.03.2019, 08:39
Claudia Rikl, geboren in Naumburg, heute in Leipzig lebend, hat ihren zweiten Roman veröffentlicht. Kommissar Michael Herzberg steht wieder im Mittelpunkt des Geschehens.
Claudia Rikl, geboren in Naumburg, heute in Leipzig lebend, hat ihren zweiten Roman veröffentlicht. Kommissar Michael Herzberg steht wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Torsten Biel

Naumburg - Nach ihrem Debüt „Das Ende des Schweigens“ ist der zweite Kriminalroman um Kommissar Michael Herzberg von Claudia Rikl erschienen. Das Buch trägt den Titel „Der stumme Bruder“. Mit der gebürtigen Naumburgerin sprach Redakteurin Constanze Matthes.

Warum sollte man Ihren zweiten Roman lesen? 

Claudia Rikl: Weil man vielleicht Kommissar Herzberg ins Herz geschlossen hat? Denn es geht weiter mit der Hauptfigur. Außerdem beschäftigt sich der Roman wieder mit einem Thema, das vor allem Leser aus Ostdeutschland interessieren wird. Es geht auch um Leidenschaft, Schweigen und ein Rätsel, dem Herzberg auf die Spur kommt.

Sie führen mit dem neuen Fall die Leser wieder in die Vergangenheit, diesmal in die letzten Kriegstage. Worin liegt für Sie der Reiz?

Wir Menschen haben ja alle Geschichten. Gerade unsere Eltern und Großeltern haben eine schwere Zeit durchgemacht und gelitten. Sie waren Täter und Opfer. Viele schämen sich und schweigen. Es herrschen allgemein ein großes Schweigen und Verdrängung. Da sind starke Kräfte am Wirken. Doch mittlerweile beginnen Großeltern, ihren Enkeln von ihren Erlebnissen zu berichten.

Welche Quellen haben Sie für Ihre Recherche genutzt?

Die Freundin einer Freundin hat in Schkölen die Umstrukturierung in der Landwirtschaft nach der Wende direkt erlebt. Außerdem gibt es zu diesem Thema, das ebenfalls im Buch eine wichtige Rolle spielt, zahlreiche Zeitungsberichte. Journalisten haben diese Zeit sehr intensiv begleitet. Damals gab es ja jeden Tag Veränderungen. Die Wende war für viele Menschen der zweite Bruch in ihrem Leben. Nun, mit dem 30-jährigen Wendejubiläum, gibt es einen Anlass, zurückzublicken.

Ist Ihnen Herzberg ans Herz gewachsen? Was ist er für ein Mensch? Würden Sie gern mit ihm ein Bier trinken gehen?

Herzberg ist ein kluger, jedoch eher verschlossener Mensch, der nicht das Herz auf der Zunge trägt. Vermutlich würde er gar nicht mit mir reden wollen. Durch den ersten Fall steht er beruflich im Abseits und muss um seine Rückkehr ins Morddezernat kämpfen. Im Gegensatz zu seinem Privatleben, wo es mit der neuen Liebe gut bei ihm läuft. Wichtig ist für mich, dass die Figur interessant bleibt. Ich verfolge ihn sehr gern.

Welche Reaktionen haben Sie auf Ihr Debüt erhalten?

Die Medien haben das Buch gut besprochen. Ich stand auf der Longlist für den Krimipreis Crime Cologne Award. Das ist schon eine besondere Auszeichnung. Doch auch Leser haben mir geschrieben. Darunter ein Kriminalkommissar, der das NVA-Thema sehr interessant fand, weil es nicht so präsent ist.

Was floss vom ersten Buch in das zweite ein, was ist ganz neu, nicht nur inhaltlich?

Ich habe den zweiten Roman so geschrieben, wie ich ihn schreiben wollte. Ich habe Herzbergs Kollegin Desiree Weigand jedoch eine eigene Stimme gegeben. Sie kann sich in der Männerwelt gut behaupten und wird zu einer Schlüsselfigur werden.

Gab es für diesen Roman einen Auslöser?

Ich wollte die neue Geschichte aus dem Ort des Geschehens heraus entwickeln und wollte auch ein Kriegsthema aufgreifen. Und dann kam ja noch das Thema LPG hinzu.

Gibt es den Ort Lichtenfels in Mecklenburg denn wirklich?

Nein, ich habe ihn aus mehreren Orten, die ich mit dem Fahrrad erkundet habe, zusammengesetzt. Die Kirche stammt aus dem Dorf Basse, die breite Straße aus Ivenack, wo es auch ein Schloss gibt und sich nachweislich Einwohner vor dem Einmarsch der Roten Armee im Frühjahr 1945 aus Angst das Leben genommen haben, es auch Übergriffe auf Frauen gegeben hat.

Bleiben Sie dran am Krimi-schreiben, oder wird es bald etwas anderes aus Ihrer Feder geben?

Ich sehe mich nicht als Genre-Autorin, würde aber gern noch einen weiteren Herzbergroman schreiben, Ideen habe ich schon. Mich interessieren existenzielle Fragen, was treibt die Menschen an, wie verhalten sie sich, warum fügen sie sich Wunden zu, weshalb verlieren sie eines Tages die Kontrolle über sich. Allerdings würde ich dann gern einen All-Age-Roman, der Krimi-Elemente enthält, schreiben.

Sind Sie als Autorin zu einer kritischeren Leserin geworden?

Ich lese gerade den neuen Roman von Tana French, in den ich an besonderen Stellen mittlerweile 150 Klebezettel hineingeklebt habe. Ich analysiere Romane und mache mir Stichpunkte. Ich sehe mich noch immer als eine Autorin, die viel lernen kann.

Es gibt jedes Jahr Tausende Neuerscheinungen im Krimi-Genre. Will man da überhaupt noch schreiben?

Ich schreibe, weil ich etwas zu erzählen habe und ich mich Themen und den Figuren stellen will. Mir macht diese Arbeit sehr viel Spaß. Man braucht jedoch Leidenschaft und Disziplin. Der aktuelle Roman war bereits im Juli letzten Jahres fertig. Doch ich habe mir zweieinhalb Monate Zeit genommen, um den Text noch einmal durchzuarbeiten.

In Zusammenarbeit mit dem Kindler Verlag verlost Tageblatt/MZ vier signierte Exemplare des neuen Romans „Der stumme Bruder“. Wer eines gewinnen möchte, beantwortet folgende Frage: In welchem Bundesland spielt der Roman? Die Antwort geht an: Naumburger Tageblatt/MZ, Redaktion, Salzstraße 8, 06618 Naumburg oder [email protected]. Einsendeschluss: 25. März. Die Gewinner werden bekanntgegeben. Wer Claudia Rikl live erleben will, kann die Lesungen zur Leipziger Buchmesse besuchen: am 20. März, 19 Uhr, in der Buchhandlung Hugendubel, Brühl 1, am 21. März, 19.30 Uhr, bei Thalia in der Karl-Liebknecht-Straße.