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Kleine Saale Kleine Saale: Die Riesenmuscheln von Bad Kösen

Von Michael Heise 29.08.2018, 07:26
In der Größe einzigartig, in der Menge kaum noch verwunderlich, vor allem aber unter Naturschutz stehend: Die Saale und ihre Nebenarme sind wieder gut bestückt mit Süßwassermuscheln.
In der Größe einzigartig, in der Menge kaum noch verwunderlich, vor allem aber unter Naturschutz stehend: Die Saale und ihre Nebenarme sind wieder gut bestückt mit Süßwassermuscheln. Heise

Bad Kösen - Wer kommt schon auf die Idee, in der Saale oder ihren Nebenarmen nach Muscheln zu suchen? Wohl kaum einer. Doch es gibt sie, die Süßwassermuscheln. Nicht zu knapp, und im besten Falle sogar unerwartet in den Maßen. Ein handtellergroßes Exemplar sowie andere große und kleine Tiere haben jetzt die Bad Kösener Angler aus der kleinen Saale auf der Radinsel geholt, als der Pegel wegen Bauarbeiten dort deutlich abgesenkt war und Fische umzusetzen waren.

Gerd Portius, Schatzmeister der Bad Kösener Angler, und Peter Vulpius, Vorsitzender des Anglervereins Naumburg, zu dem die Kurstadt-Ortsgruppe gehört, sind begeistert. „Diese Muschel hier ist rund sieben Jahre alt geworden, ein beachtliches Exemplar“, sagt Vulpius. Die Schale, bereits leer, bedeckt seine Hand flächig. Das Alter der Muschel ließt er anhand der Ringe ab - wie bei einem Baum.

Er und sein Bad Kösener Angelfreund wissen, was der Fund der Muscheln - etwa 50 lebende wurden entdeckt - bedeutet. Er spricht für die Qualität der Saale. „Bis zur Wendezeit war an solches Leben im Fluss nicht zu denken. Die Vielfalt ist inzwischen immens“, sagt Portius und zählt neben Muscheln auf, was den Anglern kürzlich an den Haken oder beim Abfischen ins Netz gegangen ist. „Bitterlinge, Hasel, Eschen, Schmerlen und Rapfen beispielsweise - solche Fische haben wir lange nicht gesehen. Die Saale und die Nebenarme sind längst keine Tümpel mehr, sondern sehr saubere Gewässer, sonst wären die Tiere nicht hier“, ist sich Portius sicher.

Und die Hitze der vergangenen Wochen? Die hat sich auch in der Saale bemerkbar gemacht, allerdings nicht drastisch. „Die Temperatur liegt etwa 1,8 Grad Celsius über dem Durchschnitt, das ist bei Fließgewässern noch nicht das Problem. Für manche Fische sogar von Vorteil. Karpfen und Welse beispielsweise sind so in der Lage, selbst abzulaichen.“ Problematischer sieht es da in stehenden Gewässern aus, ergänzt Peter Vulpius. „In diesem Sommer haben wir etwa 60 Kilogramm tote Fische aus den Teichen geholt. Dort fehlt es an Sauerstoff. Jetzt, da die Temperaturen nach unten gegangen sind, relativiert sich das wieder“, so Vulpius.

Er und Portius denken da auch an eine spektakuläre Aktion am Schlossteich in Klosterhäseler, der bereits gekippt war, wo aber das Schlimmste verhindert werden konnte. Portius: „Mit Hilfe der Feuerwehr. Die Jungs haben Wasser abgepumpt und in hohem Bogen wieder in den Teich gelassen. So kam wieder Sauerstoff rein.“ Er will damit auch mit der Mär aufräumen, Angler würden nur ihrem Hobby frönen. „Das Gegenteil ist der Fall. Was viele nicht sehen, ist die Arbeit, die wir haben. Vier Einsätze gibt’s im Jahr, rund 20 Stunden pro Angler, bei denen wir nichts anderes machen, als unser Revier in Schuss zu halten. Es ist unvorstellbar, was die Leute in der Saale und sonst wo versenken. Wir holen es raus. Das honoriert keiner“, moniert Portius und setzt noch eins drauf. „Wenn ein angefahrenes Reh im Straßengraben verendet, weckt das größeres Interesse, als die 60 Kilo tote Fische in überhitzten Gewässern.“ Peter Vulpius nickt zustimmend mit dem Kopf. „Pflege und Hege ist unsere Hauptaufgabe, das Angeln ein schönes Hobby nebenbei. Ich komme fast gar nicht dazu“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Was derzeit auch daran liegt, dass er bald jeden Tag auf der Radinsel anzutreffen ist und darauf achtet, dass der Wasserstand nicht zu sehr in die Knie geht. Da steht er in enger Absprache mit den Bauleuten, die den Pegel wegen der Arbeiten auf dem Gelände zwangsweise niedrig halten müssen. Der Fund der Bad Kösener Riesenmuschel darf dabei als großes Erfolgserlebnis gelten.

Abfischen auf der Radinsel. 80 Mitglieder zählt die Ortsgruppe Bad Kösen, 600 der Angelverein Naumburg. In der Pflege sind die Saale ab Thüringen bis Eulau, kleine Saale und Wethau, zudem vier stehende Gewässer.
Abfischen auf der Radinsel. 80 Mitglieder zählt die Ortsgruppe Bad Kösen, 600 der Angelverein Naumburg. In der Pflege sind die Saale ab Thüringen bis Eulau, kleine Saale und Wethau, zudem vier stehende Gewässer.
Angelverein
Angelfreunde und derzeit viel an den Gewässern auf der Radinsel unterwegs: Peter Vulpius (r.), Vorsitzender des Angelvereins Naumburg 1924, und Gerd Portius, Schatzmeister der dazugehörigen Bad Kösener Ortsgruppe.
Angelfreunde und derzeit viel an den Gewässern auf der Radinsel unterwegs: Peter Vulpius (r.), Vorsitzender des Angelvereins Naumburg 1924, und Gerd Portius, Schatzmeister der dazugehörigen Bad Kösener Ortsgruppe.
Heise