Kampfsport Kampfsport: Effektivste Selbstverteidigung
Osterfeld/MZ. - "Beim Wing Chun gewinnt man Kraft aus den Angriffen des Gegners. Man sammelt die Energie der Attacken und gibt sie im richtigen Augenblick zurück", beschreibt Ausbilder Yves Kratsch den eigenständigen Stil der aus China stammenden Kampfkunst.
Seit fast einem Jahr unterrichtet er diese Form der Selbstverteidigung in der Turnhalle am Schlossberg in Osterfeld. Sie ist jedoch nur eine Zweigstelle der "Ostthüringer Wing Chun Organisation", die ihren Hauptsitz in Hermsdorf hat und auch noch eine weitere Schule in Gera besitzt.
Kein unbeschriebenes Blatt
Kratsch hatte zuvor lange Zeit Taekwondo (koreanischer Kampfsport) praktiziert - dort gar einen Meistergrad erlangt. Vor anderthalb Jahren wechselte der Eisenberger jedoch zum Wing Chun und bereut diesen Schritt auch nicht: "Die Bewegungen sind viel natürlicher und das Verhältnis zwischen Kraftaufwand und Wirkung ist ergiebiger als bei jeder anderen mir bekannten Kampfkunst", schwärmt er.
Noch dazu verlange es dem Kämpfer kaum an Kraft - die Techniken seien gerade darauf ausgelegt sich einem körperlich eigentlich überlegenen Gegner erwehren zu können. "Dieser Stil wurde nicht ganz zufällig von einer Frau entwickelt", fügt Kratsch hinzu ("Entwickelt von einer Shaolin-Kloster-Nonne und benannt nach ihrer Schülerin"). An den Wochenenden fährt er regelmäßig nach Hermsdorf, wo er sein Können bei seinem "Sifu" (väterlichem Lehrer) Hardy Peschke, dem Leiter der Hauptschule, weiter verbessert.
Richtige Wettkämpfe gibt es beim Wing Chun nicht. "Dafür ist die Verletzungsgefahr viel zu groß", erklärt Kratsch. Gekämpft werde nämlich buchstäblich mit allen Mitteln: "Schläge, Tritte, Hebel - prinzipiell alles, womit man den Gegner ohne Waffengewalt außer Gefecht setzen kann", so Kratsch. "Hat der Gegner jedoch eine Waffe, so weiß man auch, wie man sie ihm abnimmt und im Notfall auch gegen ihn richtet."
Wing Chun sei dabei weniger ein Sport, sondern tatsächlich vielmehr die effektivste Form der Selbstverteidigung. "Nicht umsonst üben sich die Einsatzkräfte der Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) und des Spezialeinsatzkommandos (SEK) gerade in dieser Kampfkunst", weiß Kratsch zu berichten. Wenn auch keine Wettkämpfe, gibt es natürlich dennoch Prüfungen, mit deren Bestehen die Schüler, beziehungsweise Meister, Grad für Grad weiter aufsteigen können.
Domenik Kiesel (15) und Jeremy Schug (17) befinden sich noch ganz am Anfang - gehören erst seit einem Monat zur Osterfelder Trainingsgruppe. Beide kommen ebenfalls aus der Eisenberger Ecke und kannten ihren Meister schon vorher - fahren stets mit ihm zusammen zum Training. "Sich verteidigen zu können ist toll, aber dank dem Abwechslungsreichtum macht Wing Chun auch großen Spaß", meint Kiesel.
Der 26-jährige Osterfelder Axel Burkhardt ist von Anfang an dabei und bereits im Besitz des dritten Schülergrades: "Ich war anfangs ein totales Greenhorn, aber Yves Ehrgeiz und Enthusiasmus stecken unweigerlich an. Nun will ich so weit kommen, wie möglich."
Ausstrahlung ist Alles
"Das Selbstvertrauen stärken und das auch nach außen hin ausstrahlen - das ist ein wesentlicher Aspekt von Wing Chun", so Kratsch. Dass das funktioniert, dafür ist einer seiner Schüler das perfekte Beispiel: Der zwölfjährige Osterfelder Florian Berger litt noch bis vor Kurzem unter heftigem Mobbing in der Schule.
"Dank Wing Chun konnte er das überwinden", so Kratsch. Um solchen Situationen Herr zu werden, werden im Training entsprechende Stresssituationen nachgestellt und das richtige Verhalten geschult: "Denn es erst gar nicht zur Eskalation kommen zu lassen, das ist die wahre Kunst", sagt Kratsch mit ruhiger Stimme.
Die Gruppe trainiert immer Montags, von 18 bis 19.30 Uhr und Mittwochs, von 19.30 bis 21 Uhr, in der Turnhalle am Schlossberg von Osterfeld
Yves Kratsch ist erreichbar unter der Nummer: 0176/34 44 19 26.