Internationaler Bund Internationaler Bund : Neue Chance mit Zeugnis

Naumburg - Sie tragen die nüchtern wirkende Bezeichnung Nichtschüler. Jugendliche, die ohne anerkannten Abschluss die Schule verlassen haben. Vier von ihnen im Alter zwischen 17 und 22 Jahren haben nun die Zeugnisse für ihren Hauptabschluss erhalten. Die drei jungen Männer und eine Frau hatten an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BVB) des Internationalen Bundes (IB) teilgenommen. Elke Dönitz, Leiterin der Naumburger Humboldtschule, übergab die Dokumente im Bildungszentrum des IB in Naumburg. Sie fand persönliche und motivierende Worte. „Dieser Abschluss ist der Türöffner für Beruf und Ausbildung“, sagt die Schulleiterin, auch im Beisein von IB-Chefin Christina Lüdicke. „Ihr habt Mut bewiesen, indem Ihr Euch der Aufgabe gestellt habt.“ An der Naumburger Sekundarschule legten auch Teilnehmer anderer Maßnahmen weiterer freier Bildungsträger ihre Prüfungen ab.
Das IB-Projekt mit einer Laufzeit von zwölf Monaten hatte für die Nichtschüler im Mai vergangenen Jahres begonnen. Im April und Mai fanden die schriftlichen und mündlichen Prüfungen in den Fächern Deutsch und Mathematik sowie Sozialkunde, Biologie und Geografie statt. Nicht bestanden hatte der, der mehr als eine Prüfung mit der Note 5 („mangelhaft“) absolviert hatte. Einem Teilnehmer gelang der Abschluss aus diesem Grund nicht. Während des Projektes standen zwei Unterrichtstage sowie die Ausbildung in der IB-eigenen Werkstatt mit den Bereichen Lager, Metall, Verkauf und Gastronomie sowie Praktika in verschiedenen Unternehmen auf dem Programm. „Unser Ziel ist es, Wissen gebündelt zu vermitteln und auf den Beruf vorzubereiten“, erklärt Carola Görlitz, die für die Maßnahme verantwortlich zeichnet. „Sie sollen nicht irgendetwas lernen, sondern ihren persönlichen Wünschen folgen.“ Dem Ausbilder-Team der Bildungsmaßnahme gehören ein Ausbilder-Begleiter, Sozialpädagogen sowie Dozenten an. Selbst Schulleiterin Elke Dönitz wurde zur Vertrauensperson für die jungen Menschen. „Da ist trotz der kurzen Zeit ein besonderes Vertrauensverhältnis entstanden, sind sie mir ans Herz gewachsen“, so Elke Dönitz.
Eine Herausforderung seien die Wechsel innerhalb des Lehrerfeldes gewesen, da einige Pädagogen in den Schuldienst gegangen sind, blickt Carola Görlitz zurück. Die Gründe, warum die Jugendlichen in ihrer Schulzeit keinen Abschluss erhalten haben, sind vielfältig, reichen von persönlichen bis zu familiären Problemen. Trotz alledem haben die Teilnehmer mit ihrem Zeugnis in der Tasche Pläne für die Zukunft. Einer möchte im Bereich Altenpflege arbeiten, ein anderer hofft auf eine Ausbildung zum Tischler. Eine Teilnehmerin könnte sich die Versicherungsbranche als Berufsfeld gut vorstellen.
An der BVB-Maßnahme hatten auch Jugendliche mit Abschluss teilgenommen. Bei ihnen betrug die Laufzeit des Projektes jedoch nur neun Monate.