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Arbeit Im Burgenlandkreis 1.000 Euro mehr Gehalt bei Tariflohn

Gewerkschaft kritisiert: Viele Firmen meiden die Verträge.

31.12.2021, 12:00
Wer nach Tarifvertrag arbeitet, der verdient mehr.
Wer nach Tarifvertrag arbeitet, der verdient mehr. Symbolfoto: DPA/Monika Skolimowska

Zeitz/MZ - Beschäftigte, die im Burgenlandkreis nach Tarifvertrag arbeiten, verdienen im Monat durchschnittlich über 1.000 Euro mehr als ihre Kollegen in nicht tarifgebundenen Unternehmen.

Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. Die NGG beruft sich hierbei auf eine aktuelle Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Danach liegt das tarifliche Monatseinkommen in Sachsen-Anhalt aktuell durchschnittlich bei 3.530 Euro - ohne Tarif seien es lediglich 2.510 Euro.

Tarifverträge bieten auch im Burgenlandkreis mehr Schutz vor Kündigung

„In wirtschaftlich unsicheren Zeiten werden die Vorteile von Tarifverträgen besonders deutlich. Sie bieten häufig auch einen besseren Schutz vor Kündigungen oder regeln die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes“, sagt Jörg Most, Geschäftsführer der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau.

Mit Sorge betrachte man jedoch, dass immer mehr Unternehmen einen Bogen um Tarife machten. Laut Hans-Böckler-Stiftung galt zuletzt nur noch für 45 Prozent aller sachsen-anhaltischen Beschäftigten ein Tarifvertrag. Im Jahr 2003 waren es noch 59 Prozent. Die Politik dürfe der Tarifflucht nicht länger tatenlos zusehen, fordert Most: „Es ist gut, dass sich die Ampel-Koalition vorgenommen hat, die Mitbestimmung weiterzuentwickeln. Den Ankündigungen müssen nun aber auch Taten folgen.“

Im Burgenlandkreis 6.200 Menschen in Lebensmittel- und Gastgewerbe tätig

So müssten die Rechte von Betriebsräten etwa bei den Themen Arbeitszeiterfassung, Personalbemessung und damit Arbeitsbelastung sowie Weiterbildung erweitert werden. Außerdem könnten Tarifverträge über sogenannte Allgemeinverbindlichkeitserklärungen für ganze Wirtschaftszweige zur Pflicht gemacht werden. „Dies würde gerade Beschäftigten in kleinen Betrieben wie Gaststätten, Pensionen und Bäckereien zugutekommen“, so Most weiter. Zahlen der Arbeitsagentur zufolge beschäftigt das Lebensmittel- und Gastgewerbe im Burgenlandkreis aktuell rund 6.200 Menschen.

Die NGG wirbt zudem für die Einsetzung von Betriebsräten: In Branchen wie der Ernährungsindustrie oder dem Bäckerhandwerk kümmerten diese sich etwa um den Schutz vor Corona-Infektionen im Job - und sorgten dafür, dass Auftragsspitzen oder -rückgänge nicht zulasten der Beschäftigten gingen.