Skurrile Kunst in skurrilen Zeiten Hollsteitzer Bildhauer hat Pandemie für neue Projekte genutzt
Der Hollsteitzer Bildhauer Roland Lindner hat die Zeit der Pandemie genutzt, um viele Projekte umzusetzen. Wo er demnächst überall zu sehen ist.

Hollsteitz/MZ - Die Corona-Pandemie war für Roland Lindner alles andere als eine verlorene Zeit. Der Künstler aus Hollsteitz nutzte diese vielmehr, um viele Ideen für neue Werke umzusetzen und vor allem neue Projekte anzustoßen, die ihn deutschlandweit erlebbar machen lassen. „Aktuell arbeite ich an vier, fünf Objekten gleichzeitig. Das ist aber schon fast normal für mich“, erklärt der 61-Jährige. Täglich von 8 bis 19 Uhr, auch samstags, ist er in seiner Werkstatt am ehemaligen Hollsteitzer Gut zugegen und sinniert dabei auch immer über neue Projekte.
„Es kommt vor, dass ich an dem einen Objekt arbeite, aber an ein anderes denke“, sagt er. Selbst am freien Familien-Sonntag oder sogar nachts lässt ihn seine Kunst zumindest gedanklich nicht los. Das kommt nicht von ungefähr. „Natürlich war Corona gerade für freischaffende Künstler finanziell eine schwierige Zeit. Aber bei mir lief es trotzdem gut, ich kann mich nicht beschweren“, sagt Lindner. Unterstützt von seiner Frau Kerstin, die vor allem das Drumherum gemanaget hat, konnte er sich auf seine Kunst konzentrieren. Und die kam zum Beispiel so gut an, dass die 30 Werke, die er vor einem Jahr in seiner Galerie „Values in Art“ im Leipziger Waldstraßen-Viertel zum ersten Mal angeboten hatte, allesamt verkauft sind. „Ich liefere jetzt 30 neue Kunstwerke nach, die dann in einer neuen Eröffnung demnächst präsentiert werden“, erzählt er stolz.
Skurrile Kunst in skurrilen Zeiten
Stolz ist er aber auch darauf, dass die Kunststiftung Pickartz ihn nach Köln eingeladen hat, um eine Installation im dortigen botanischen Garten zu schaffen. „Die Anlage ist sehr gut besucht und ich möchte die Leute überraschen, ohne viel zu verraten“, sagt Roland Lindner. Soviel kann er aber sagen, dass die Besucher aus dem Gras heraus beobachtet werden. Auf Neues dürfen sich aber auch Gäste auf der Halbinsel Fischland-Darß an der Ostsee freuen. Zwei neue Werke bereitet er gerade für seine Galerie auf der Seebrücke in Zingst vor, weitere wird es in verschiedenen Hotels in der beliebten Ferienregion geben. Etwas konkreter wird der Hollsteitzer, wenn es um ein längerfristiges Projekt geht. Denn seit 2019 betreibt er den Kunstpavillon im Hofwiesenpark in Gera und nun sei Zeit für Neues.

„Es geht nach wie vor um skurrile Kunst in skurrilen Zeiten, denn Corona ist ja noch nicht vorbei“, erklärt er. Noch in diesem Monat will er den Pavillon umgestalten. Unter anderem mit der Installation „Was wäre wenn“, einem großen Uhrwerk, welches rückwärts läuft. Dazu kommen verrückte Sachen wie ein Mensch in einem Schildkrötenpanzer oder auch ein Kopf in einem Fleischwolf. Dazu ist Roland Lindner mit sieben, acht Werken bei der Ausstellung „Vier Elemente der Erde“ in der Deutschen Bank-Filiale in Gera zu erleben, organisiert von der dortigen Stiftung Kultur-Korridor.
„Meine Heimat liegt mir doch sehr am Herzen“
Nun ist Gera ja nicht so weit entfernt. Aber trotzdem fragt man sich, wann man den Hollsteitzer auch in der nahen Umgebung sehen kann. Zumindest beteiligte er sich mit einer Arbeit an dem Projekt „Alles zu seiner Zeit(z)“, das am Freitagabend in der ehemaligen Bibliothek in der Rahnestraße zu sehen war. „Ich habe durch die vielen anderen Sachen nur wenig Zeit. Aber meine Heimat liegt mir doch sehr am Herzen, dass ich nicht völlig nein sagen wollte, als man bei mir angefragt hatte“, erklärt der 61-Jährige.

Aber auch so habe er Zeitz keineswegs aus dem Blick verloren. Denn mit der Unterstützung des Lionsclubs soll es bald eine neue Bronzeplastik im öffentlichen Raum geben. „Ich werde was zum Kinderwagen-Vater Ernst Albert Naether machen. Am liebsten wäre es mir, wenn das Objekt in der Judenstraße, wo die Produktion ihren Anfang nahm, aufgestellt wird. Aber das muss noch abgeklärt werden“, so Lindner. Wann die Zeitzer dieses neue Werk sehen können, hängt auch von Corona ab. „Ich lasse sowas Großes ja immer in Thailand gießen. Aber dort wütet die Pandemie derzeit sehr stark. Das muss ich erstmal abwarten“, meint der 61-Jährige. Er hofft aber auf eine Einweihung vielleicht zu Zuckerfest im kommenden Jahr.